Die Reinigung des Justizgebäudes dauert hat begonnen. Die Wände müssen anschließend wohl gestrichen werden. Foto: Sebastian Steegmüller

Bis die Farbe an dem Justizgebäude komplett entfernt ist, kann es noch etwas dauern. Die Reinigung wird nach ersten Schätzungen rund 15 000 Euro kosten.

Mit Schwämmen, Tüchern und Spezialreiniger sind am Dienstag zwei Mitarbeiter eines Gebäudereinigungsunternehmens am Amtsgericht Bad Cannstatt im Einsatz gewesen. Ihr Ziel ist es, die Spuren eines Farbanschlags am Eingang des Gebäudes zu entfernen. Etwa zehn schwarz gekleidete Personen sollen das Justizgebäude in der Badstraße mit roter Farbe besprüht haben. Offenbar nutzten sie dafür einen umgebauten Feuerlöscher. Zudem wurde der Spruch „Gegen ihre Klassenjustiz – für den Sozialismus“ an die Hauswand geschmiert.

Drei Tatverdächtige festgenommen

Gleich mehrere Passanten hatten am Sonntag gegen 22 Uhr die Polizei alarmiert und den Beamten mitgeteilt, dass sich jemand an dem Justizgebäude zu schaffen machten. Die Polizei fahndete nach den flüchtigen Tätern und konnte in der Liebenzeller Straße einen 16 Jahre alten Jugendlichen, einen 25-jährigen Mann und eine 27 Jahre alte Frau vorläufig festnehmen, die möglicherweise an der Tat beteiligt waren. Nach Abschluss der polizeilichen Maßnahmen kamen die drei Verdächtigen wieder auf freien Fuß.

Die Farbe lässt sich vom Amtsgericht-Schild entfernen. Foto: Sebastian Steegmüller

Beim Amtsgericht Stuttgart laufe derzeit kein Verfahren, auf das sich der Farbanschlag bezogen haben könnte, und das sei auch in der jüngsten Vergangenheit nicht so gewesen – „soweit für uns ersichtlich“, sagte Carolin Bourgun, die Direktorin des Amtsgerichts, am Dienstag. Die Reinigung der Fassade werde voraussichtlich noch bis Ende der Woche dauern. Die Kosten würden derzeit auf etwa 15 000 Euro geschätzt. Unter anderem müssen die Wände gestrichen werden. „Ob Schäden am Gebäude oder der Haustechnik zurückbleiben werden, ist derzeit noch nicht abzusehen“, so Bourgun. Auch die Sprechanlage für Rollstuhlfahrer wurde mit Farbe übergossen.

Die Polizei macht noch keine weiteren Angaben zu möglichen Tatverdächtigen und verweist auf laufende Ermittlungen. Nicht nur aufgrund des Spruchs und der roten Farbe spricht jedoch vieles dafür, dass die Tat dem linken Spektrum zugeordnet werden kann. „Kurz vor dem 1. Mai haben wir uns in Stuttgart selbstbestimmt als Spontandemonstration die Straße genommen und das Amtsgericht Cannstatt als Ort der Klassenjustiz mit Farbe und Parolen markiert“, steht unter einem Video, das anonym im Internet eingestellt worden ist und die Tat zeigt. Auf der Plattform Indymedia ist ebenfalls zu lesen, dass der Kampftag der Arbeiterklasse in Stuttgart seit Jahren von massiver Repression begleitet werde. „Pfefferspray und Knüppel, Demoverbote und Hausdurchsuchungen sollen uns einschüchtern und daran hindern eine revolutionäre und sozialistische Perspektive auf die Straße zu tragen.“ Kriminell sei das System. „Es ist Zeit für Sozialismus – am 1. Mai auf die Straße“, steht als Aufruf an die eigene Klientel bei dem Beitrag.