Der Tarifabschluss nach den Warnstreiks im Frühjahr wirkt jetzt nach. Foto: 7aktuell/Andreas Werner

Den Erzieherinnen hat der Tarifabschluss im Sommer höhere Einkommen und so genannte Regenerationstage beschert. Vertretungspersonal gibt es nicht, deshalb bleiben die Kitas durchschnittlich drei weitere Tage im Jahr geschlossen.

Der Tarifabschluss für die Erzieherinnen und Sozialarbeiterinnen aus diesem Jahr muss von der Stadt im kommenden Jahr umgesetzt werden. Auf welche Weise dies geschehen soll, hat der Gemeinderat im Herbst bereits beschlossen. Im Jugendhilfeausschuss ist das Thema trotzdem diskutiert worden, nachdem die Elternvertreterin Elisabeth Reuter Kritik an der Umsetzung geübt hat.

Das haben die Tarifpartner beschlossen

Alle Beschäftigten im Sozial- und Erziehungsdienst erhalten zwei Regenerationstage pro Kalenderjahr. Dies bezieht sich auf eine Fünf-Tage-Woche. Wenn Beschäftigte pro Woche nur vier oder weniger Arbeitstage haben, vermindert sich die Anzahl der Regenerationstage entsprechend. Außerdem können die Beschäftigten die ausgehandelten Zulagen zum Teil in Freizeit umwandeln. Gestattet sind maximal zwei Arbeitstage pro Kalenderjahr.

Die Regelungen vermindern die Arbeitszeit der Beschäftigten, man braucht also zusätzliches Personal. Bei dem derzeit herrschenden Fachkräftemangel in Kitas ist nach Ansicht der Stadt der zusätzliche Stellenbedarf nicht zu befriedigen. Stattdessen sollen nun zusätzliche Schließtage eingeführt werden, pro Kitajahr insgesamt drei Tage. „Damit sind wir nicht einverstanden“, sagte Elisabeth Reuter im Jugendhilfeausschuss. „Der Abschluss ist gut und Regenerationstage wichtig, aber wenn die nicht durch Einstellungen kompensiert werden, heißt das für die Kinder drei weitere Tage keine frühkindliche Bildung, und das, obwohl wegen des Fachkräftemangels ohnehin schon immer wieder unkalkulierbar geschlossen bleibt.“ Arbeitende Eltern könnten die regulären und irregulären Schließtage schon jetzt nicht mehr mit ihrem Jahresurlaub ausgleichen und müssten Überstunden und unbezahlten Urlaub dafür verwenden.

Eltern bemängeln Unzuverlässigkeit

Auch freie Träger müssen schließen

Bürgermeisterin Isabel Fezer musste die weiße Flagge hissen: „Wir könnten die Schließungen nur verhindern, wenn wir 30 Stellen schaffen. Die können wir aber nicht besetzen.“ Sie versuchte, Positives herauszustellen: „Mit den drei Schließtagen haben wir Verlässlichkeit geschaffen, die Eltern wissen ganz genau, wann die Kita zu ist.“ Nicht nur die Stadt, sondern auch freie Träger sind diesem Beispiel gefolgt. „Wir haben die Folgen genau durchgerechnet, und auch wir mussten mit Schließtagen arbeiten.“

In einem Positionspapier bezeichnet die Konferenz der Gesamtelternbeiräte der Stuttgarter Kitas die Entscheidung des Gemeinderats als „Signal, das gleichermaßen fatal und unverständlich“ sei, zumal sich die Belastung der pädagogischen Fachkräfte durch die geplante Gruppenvergrößerung in den Kitas massiv erhöhen werde. „Ich sehe, wie viele Kinder gar keinen Platz in der Kita haben, ich sehe, dass viele Deutsch lernen sollten und es nicht können. Das sind die großen Herausforderungen, vor denen wir stehen“, konterte Isabel Fezer.

Die Regenerationstage sind im Rahmen der Tarifverhandlungen auch Sozialarbeiterinnen zugesprochen worden. Wohngruppen und Heime kann man allerdings nicht schließen. Deshalb muss Stuttgart rund fünf zusätzliche Stellen schaffen.