Die Schausteller Foto: /Edgar Rehberger

Für die Schausteller wird es langsam ganz eng. Immer mehr Veranstaltungen werden abgesagt. Ohne Soforthilfen stehen viele vor dem existenziellen Aus. Es droht ein Jahr ohne Einnahmen.

Bad Cannstatt - Wenn sich heute die Bundeskanzlerin mit den Ministerpräsidenten in einer Telefonkonferenz über das weitere Vorgehen im Zuge der Corona-Krise verständigt, sind nicht nur die Fußballfans gespannt, ob es grünes Licht für den Neustart der Profikicker gibt. Auch die Schausteller warten auf positive Ergebnisse für ihre Branche. Und die Chancen stehen gut.

Mark Roschmann, der Vorsitzende des Schaustellerverbandes Südwest hat am Montag in der Telefonkonferenz mit Nicole Hoffmeister-Krauth, der Wirtschaftsministerin von Baden-Württemberg, positive Signale vernommen. „Es hört sich gut an.“ Das Problem: Es dauert alles seine Zeit. Und so langsam geht einigen Schaustellern die Puste aus. „Wenn nicht in absehbarer Zeit Perspektiven aufgezeigt werden, stehen einige Kolleginnen und Kollegen vor dem Aus und müssen ihre Betriebe aufgeben und umsatteln.“ Es geht schlicht um die Existenz.

Betriebsorientierte Soforthilfen

Im Raum stehen betriebsorientierteSoforthilfen, die als Soforthilfe 2 umgesetzt werden sollen. Zudem sollen Kreditbanken-Schnellhilfen für Betriebe unter zehn Angestellte abgerufen werden können. „Das wäre gut und sehr wichtig“, so der Schaustellervertreter. Die Finanzministerin sei zuversichtlich, dass es bald eine Lösung gibt. Baden-Württemberg wäre dann vorne dabei. Es gebe aber noch Widerstände in Bund und Land. Was weiter für Verzögerungen sorgt.

Die 9000 Euro, die von der Corona-Pandemiebetroffene Selbstständige beantragen konnten und auch zügig ausbezahlt wurden, würden Schaustellern mit kleineren Betrieben weiterhelfen, aber für Betreiber von größeren Fahrgeschäften wie Achterbahnen sei dies „ein Tropfen auf dem heißen Stein“. Zudem seien nach der mit den Weihnachtsmärkten abgelaufenen Saison Betriebe überarbeitet und ausgebessert worden. Da seien zum Teil fünfstellige Beträge in die Sanierung geflossen, oder im Herbst gar sechsstellige Beträge für Neuanschaffungen getätigt worden. Da konnte keiner ahnen, dass 2020 das Jahr mit so gut wie keinen Einnahmen wird. „Banken und Steuerberater wollen auch wissen, wie es weitergeht“, so Roschmann. „Aber keiner kann derzeit sagen, wann wir wieder unseren Beruf ausüben können.“ Während sich in anderen Bereichen und Branchen Lockerungen und Wiederaufnahme der Tätigkeit anstehen. Gastronomie und Hotelbetriebe können in den nächsten Wochen unter bestimmten Auflagen wohl wieder Gäste empfangen. „Das beschäftigt uns sehr und drückt gewaltig aufs Befinden.“

Verbände gegen Festverlängerung

Immer mehr Veranstaltungen werden abgesagt. Nach dem Volksfest ist auch der Fellbacher Herbst im Oktober gestrichen. Nach dem Aus der Wasenveranstaltung gab es von den Fraktionen im Rathaus einige Vorschläge. So könne doch Frühlingsfest und Volksfest im kommenden Jahre länger dauern. Doch davon halten die Schausteller und auch der Veranstalter nicht sonderlich viel. „Beide Schaustellerverbände sind strikt dagegen“, bezieht Roschmann für den Schaustellerverband Südwest und den Landesverband der Schausteller und Marktkaufleute deutlich Stellung. Die Reiseroute und die Termine der Schausteller und Marktkaufleute für das kommende Jahr stehen fest – sofern Corona sich nicht noch auf 2021 auswirkt. Bei Verlängerung einzelner Veranstaltungen komme es zu Überschneidungen, müssten langjährig besuchte Festplätze abgesagt werden.

Der Deutsche Schaustellerbund will auf anderem Wege Verbesserungen erreichen: So könnten etwa die Platzgelder und Standgebühren bundesweit halbiert werden oder die Bearbeitungsgebühren bei den Bewerbungen für die Festplätze im kommenden Jahr wegfallen. Diese wurden in diesem Jahr fällig, die Veranstaltungen dann aber abgesagt. „Das würde uns schon was bringen“, so Roschmann.