Wirft Trainer Pep Guardiola bei Manchester City vorzeitig hin. Schwer vorstellbar, dass der Spanier bei den Engländern bleibt, wenn diese nicht in der Champions League spielen. Foto: dpa/Martin Rickett

Nach einem Beschluss der Uefa findet die Champions League in den kommenden beiden Spielzeiten ohne Manchester City statt – das dürfte gravierende Folgen für Trainer Pep Guardiola und viele Spieler haben.

Manchester - Am Valentinstag um 18.36 Uhr britischer Zeit verschickte die Pressestelle von Manchester City ein Statement, das nicht weniger ist als eine Kriegserklärung an die Uefa. Man sei enttäuscht aber nicht überrascht über die Entscheidung, den Verein wegen Verstößen gegen das Financial Fair Play für zwei Saisons aus der Champions League auszuschließen und mit einer Geldstrafe von 30 Millionen Euro zu belegen. Der Club wirft dem europäischen Fußball-Verband aber vor, ein parteiisches Verfahren geführt zu haben, dessen Ausgang zum Nachteil des amtierenden englischen Meisters schon vorher festgestanden habe. „Einfach formuliert: Dieser Fall wurde von der Uefa initiiert, von der Uefa geführt und von der Uefa mit einem Urteil abgeschlossen“, klagt Manchester City.

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Immerhin: Nach dem Ende dieses voreingenommenen Prozesses könne sich der Club endlich an eine neutrale Stelle wenden. Der Verein will vor dem internationalen Sportgerichtshof Cas gegen die Strafe vorgehen. Bis dahin steht allerdings erst einmal fest, dass der Club für zwei Jahre aus der Champions League verbannt wird, weil er, zu diesem Schluss kamen die Finanzkontrolleure der Uefa, zwischen 2012 und 2016 die Angaben zu Sponsoreneinnahmen manipuliert hat. Wie aus internen Dokumenten hervorgeht, die ein Zusammenschluss internationaler Medien unter Führung des „Spiegel“ im November 2018 veröffentlichte, sollen angebliche Zahlungen von Hauptsponsor Etihad in Wahrheit direkt aus den Taschen der Clubbesitzer um Scheich Mansour bin Zayed Al Nahyan aus Abu Dhabi gekommen sein. Das ist laut Uefa „ein ernsthafter Verstoß“ gegen das Financial Fair Play.

Finanzregeln sind umstritten

Die Finanzregeln sind umstritten, neureiche Vereine wie Manchester City sind nicht alleine mit der Auffassung, dass sie vor allem ein Instrument seien, um die alte Elite unter Europas Spitzenvereinen zu schützen. Doch fest steht, dass die Regeln gelten – und dass sie von jedem Verein befolgt werden müssen, der an den Wettbewerben der Uefa teilnehmen will. Manchester City hat offenbar versucht, nach eigenen Regeln zu spielen, und erleidet deshalb jetzt dramatisch Schiffbruch. Die Strafe ist härter als erwartet, für die Uefa geht es um die eigene Glaubwürdigkeit. Hätte sie mit Milde reagiert, wäre dies das Eingeständnis gewesen, dass die eigenen Regeln nichts wert sind. Vereine wie Paris Saint-Germain, die ebenfalls in der Vergangenheit Ärger wegen des Financial Fair Play hatten, werden die Vorgänge um Manchester City aufmerksam verfolgen.

Das Urteil wird weitreichende Folgen haben. Die wichtigsten Angestellten des englischen Meisters sind ab sofort die Anwälte, die mit aller Macht versuchen werden, die Strafe rückgängig zu machen. Die Rechtmäßigkeit des Financial Fair Play wird auf eine ernste Probe gestellt. Neben dem sportlichen Prestige und dem Image der Club-Besitzer aus Abu Dhabi geht es auch um viel Geld. Angeblich würden Manchester City durch die Verbannung aus der Champions League Einnahmen von rund 200 Millionen Euro entgehen. Auch im heimischen Betrieb droht Ungemach, denn die Liga führt eine eigene Untersuchung. Sollte der Club auch hier für schuldig befunden werden, könnten Punktabzüge oder sogar der Verlust des Meistertitels von 2014 die Folge sein, der in den beanstandeten Zeitraum fällt.

Gelingt ManCity noch der große Coup?

Vor allem ist jetzt allerdings die Frage, wie es mit Trainer Pep Guardiola und der Mannschaft weitergeht, die in den vergangenen beiden Saisons mit Fußball wie aus einer anderen Galaxie die Meisterschaft in England gewann. Ohne die Champions League wird es schwer, Profis wie Kevin De Bruyne oder Raheem Sterling zu halten. Auch ein Wechsel von Leroy Sané zum FC Bayern wird durch die Sperre wahrscheinlicher. Und Guardiola verbindet zwar ein enges Vertrauensverhältnis mit seinen Vorgesetzten bei Manchester City, doch man braucht schon viel Fantasie, um sich vorzustellen, dass er alleine aus Loyalität zu ihnen für zwei Jahre auf Champions-League-Fußball verzichtet. Der Vertrag des ehemaligen Bayern-Trainers läuft noch bis Ende der kommenden Saison, doch angeblich enthält das Papier eine Klausel, die ihm den Abschied schon in diesem Jahr ermöglicht.

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Durch das Uefa-Urteil steht alles im Zweifel, was Manchester City sportlich ausgemacht hat in der jüngeren Vergangenheit. Oder, wie es „The Guardian“ formuliert: „City war ein wunderbarer Champion. Im Moment sehen sie aus wie ein Schmetterling, der in Gefahr ist, dass ihm die Flügel abgerissen werden.“ Interessant wird sein, ob diesem Schmetterling vorher noch einmal ein besonders prächtiger Kunstflug gelingt.

In dieser Saison hat Manchester City möglicherweise die vorerst letzte Chance, die Champions League zu gewinnen, die die Besitzer aus Abu Dhabi so sehr herbeisehnen. Im Achtelfinale wartet Real Madrid. Sollte der Verein die Trophäe ausgerechnet in dem Jahr erstmals holen, in dem seine Verbannung aus dem Wettbewerb beschlossen wurde – das wäre schon eine besondere Ironie der Geschichte.