Flugbegleiterin in neuer Mission: Die Tücher zur Händedesinfektion werden später wieder eingesammelt Foto: Lichtgut/Ferdinando Iannone

Airport und Eurowings erklären die Abläufe bei Flügen, um den Passagieren die Angst vor einer Ansteckung mit dem Coronavirus zu nehmen.

Stuttgart - Vereinzelt Schlangen am Check-in-Schalter, Mallorca-Touristen, geöffnete Shops: Einiges erinnert am Stuttgart Flughafen wieder an die Zeit vor Corona. Doch vieles ist auch neu. Was genau, erläutern am Freitagmittag Arina Freitag, Geschäftsführerin des Stuttgarter Flughafens, und der Vorstandsvorsitzende von Eurowings, Jens Bischof. Für Eurowings ist Stuttgart nach Düsseldorf der stärkste Standort, wie Bischof erklärt. Und auch der Flughafen Stuttgart profitiert von der Lufthansa-Tochter, die 36 Prozent der Marktanteile am Airport hält. „Eurowings ist unser wichtigster Kunde“, so Freitag.

Der 15. Juni bot für beide Grund zum Aufatmen. Pünktlich zur Sommerurlaubssaison wurden die europaweiten Reisewarnungen gelockert. „Es geht wieder aufwärts“, sagt Freitag. Allerdings müssen die Reisenden einiges beachten. Auf dem Flughafen-Gelände und in den Flugzeugen müssen sie einen Mund-Nasen-Schutz tragen. Wer keinen dabei hat, kann an gelben Automaten vor den Terminals für zwei Euro eine Maske im Plastikbeutel kaufen.

Bodenmarkierungen weisen den Weg

Bodenmarkierungen weisen den Weg, an vielen Orten stehen Automaten zur Händedesinfektion. Es besteht die Möglichkeit zum selbstständigen Check-in, oder man wendet sich wie gewohnt an die Mitarbeiter der Airlines, die nun hinter Plexiglasscheiben sitzen und bei Bedarf über Beschränkungen in den Zielländern informieren. „Beim Check-in kann es daher mal etwas länger dauern“, sagt Bischof. Grundsätzlich sei aber nicht mit längeren Wartezeiten zu rechnen.

Im Juni starteten in Stuttgart rund 200 Eurowings-Flieger, im Juli sollen es dreimal so viele werden. Auch die Anzahl der Ziele steige von 15 im Juni auf 30 im Juli. „Auf Platz eins rangiert Mallorca“, berichtet Bischof, der die Airline seit März führt. Aber auch Griechenland, Italien und Spanien erfreuen sich wieder größerer Beliebtheit. Der Anteil der Geschäftsreisenden nehme ebenfalls wieder zu. „Aber alle Buchungen sind sehr kurzfristig, und wir sind natürlich abhängig von den Reisewarnungen“, so Bischof. Erst 2023 rechnet er wieder mit einem Niveau wie vor der Krise. „Wir bewegen uns in Richtung der Hälfte unserer Kapazitäten.“

Überall gilt die Abstandsregel

Aktuell gelte es, den Menschen die Angst vor einer Ansteckung mit Corona während Flugreisen zu nehmen. Bei der Schlange zur Personen- und Gepäckkontrolle sowie beim Boarding gelten nun Abstandsregeln. Wer Krankheitssymptome zeigt, wird auf seine Flugtauglichkeit getestet. Tauchen die Symptome an Bord auf, zieht die Crew ärztlichen Rat hinzu.

Im Eurowings-Flugzeug erhalten Passagiere ein Desinfektionstuch für die Hände, das später wieder eingesammelt wird. „Sofern es die Auslastung zulässt, bleiben die Mittelsitze frei“, erklärt Bischof. Zudem gilt: Die Passagiere dürfen den Mund-Nasen-Schutz nur zum Essen abnehmen und sie sollen ihren Sitzplatz nicht unnötig verlassen. Die Filtersysteme an Bord sorgten für einen hohen Hygienestandard, der laut Bischof höher ist als in anderen öffentlichen Verkehrsmitteln. Bisher habe in der gesamten Lufthansa-Gruppe noch kein Passagier das Corona-Virus auf einen anderen übertragen. Damit das möglichst so bleibt, wurden die Reinigungsintervalle an Bord erhöht.

Das Verlassen des Flugzeugs nach der Landung gestaltet sich ebenfalls anders. „Kein fluchtartiges Aussteigen, sondern einen nach Reihen gestaffelten Reboarding-Prozess“, nennt es der Vorstandsvorsitzende von Eurowings. Die Busse auf dem Vorfeld sollen laut Flughafen-Chefin Freitag nie voll belegt sein: „Die Busfahrer regeln die Personenanzahl.“ Bisher sind die Busse noch nicht im Einsatz, doch das könnte sich bald ändern. Immer mehr Airlines nehmen ihre Strecken ab Stuttgart wieder auf. „Im Juli geht es wieder richtig los“, prognostiziert Freitag. Den Reisenden rät sie, 15 Minuten früher als empfohlen am Flughafen zu sein, eine Ersatzmaske und Gelassenheit mitzubringen.