Tina-Darstellerin Aisata Blackman performt „Proud Mary“ im Jazzclub Bix. Foto: Lg/Max Kovalenko

Diese Show haut rein! Ein Orkan rast auf Stuttgart zu! Im Jazzclub Bix zeigt die Stage Entertainment, wie viel Energie im neuen Musical „Tina“ steckt. Am 16. März ist Stuttgart-Premiere. Tina Turner kommt aus gesundheitlichen Gründen wohl eher nicht.

Achtung, Achtung, ein Orkan fegt auf Stuttgart zu! Dieser Sturm der guten Laune wird die Menschen mitreißen! Auf Aladdins Wunderlampe, die dem Hause Disney entsprungen ist, folgt im Apollo-Theater nun in Kürze Frauenpower von höchster Windstärke, mit der die Stage Entertainment in Eigenproduktion seit der Weltpremiere im Jahr 2018 im West End auf dem internationalen Parkett von London bis Sydney stets aufs Neue abräumt. Und das geht so: „Rolling, rolling, rolling on the River, tell you we’re rolling, rolling, rolling on the River!“

Ein Leben wie eine Fahrt in der Achterbahn

Was für eine unglaubliche Energie in dieser Show steckt, die das Leben der heute 83-jährigen Tina Turner erzählt, das einer Achterbahnfahrt gleicht zwischen häuslicher Gewalt, Drogen und Mega-Erfolgen noch im Rentenalter bis hin zum Rückzug zur Ruhe des Züricher Sees, wird am Dienstag sehr schnell im Jazzclub Bix klar, da Hauptdarstellerin Aisata Blackman mit drei Sängerinnen und Teilen des Musicalorchesters die Bühne für eine Medien-Preview übernimmt.

„Proud Mary“, der Hit von 1969, startet sachte, wird immer wilder, haut schließlich so heftig rein, dass man sich hinterher fragt, wie Stuttgarts Tina Turner später diese volle Ladung an Feuer und Dynamik durchhalten wird, wenn sie über 20 Songs pro Show performt – und das achtmal in der Woche.

Seit sieben Jahr lebt die Hauptdarstellerin in Stuttgart

Stephan Jaekel, der aus Hamburg angereiste Unternehmenssprecher der Stage, strahlt. Der live dargebotene Werbeblock fürs neue Stuttgarter Musical zündet in der Clubatmosphäre besser, als er sich erhofft hat. Im Bix war der PR-Mann aus dem Norden noch nie, der meist in den Theatern auf den Fildern zu tun hat. Bestimmt wird er wiederkommen, so gut gefällt ihm dieses weltstädtische Flair im Kessel der City. Aisata Blackman, die Tina Turner nicht kopieren will, aber ihre „Essence“ aufzuspüren versucht, kennt das Bix bestens. Seit sieben Jahren lebt die Holländerin mit den karibischen Wurzeln, die bei „Rocky“ und „Bodyguard“ im SI-Centrum gespielt hat, in Stuttgart. Sie blieb immer hier, auch wenn sie Engagements in andere Städte führten. Was sie an ihrer Wahlheimat fasziniert? „Ich komm aus den Niederlanden“, antwortet sie, „da ist alles flach, deshalb tun Stuttgarts Hügel gut.“

Löwenmähne, Paillettenkleider, kurze Lederröcke, makellose Beine – diese Bilder kommen in den Kopf, wenn man an Tina Turner denkt. 1987 hat sie mit 48 Jahren viermal nacheinander in der Schleyerhalle für „Sold out“ gesorgt. Ihren Hallenrekord behielt sie bis ins Jahr 2018, dann füllte Helene Fischer fünfmal die größte Indoor-Bühne der Stadt.

Tina Turner ist in den 80ern zum Vorbild vieler Frauen geworden. Seht her, so lautete ihre Botschaft, du musst nicht von der Bildfläche verschwinden, nur weil du keine 30 mehr bist. Die US-Amerikanerin trat in den größten Arenen bis ins Jahr 2009 auf, bis sie mit 69 Jahren ihre aktive Zeit als Sängerin beendet hat. Doch auch danach stieg der Umsatz ihrer Hits immer weiter an. Weltweit soll die elffache Grammy-Preisträgerin bis heute 180 Millionen Tonträger verkauft haben. 2013 hat sie Erwin Bach, ihren früheren Musikmanager, in der Schweiz geheiratet, wo sie heute mit ihm zurückgezogen lebt.

Zuerst sagte Tina Turner zum Musical Nein

Als die deutsche Stage Entertainment bei ihr vorbeigeschaut hat, um sie für die Idee zu gewinnen, ihr Leben als Musical auf die Bühne zu bringen, hat Tina Turner zunächst abgewinkt. „I don’t need another show“, sagte sie. Sie brauche keine weitere Show mehr – in ihrem Leben hatte sie genug davon. Dann aber hat Produzentin Tali Pelman sie quasi von Frau zu Frau überzeugt. Voll des Lobes ist die Musicalmacherin bis heute von dieser „bescheidenen Person“, die sie am Züricher See angetroffen hat. „Tina hat alle Höhen und Tiefen durchlaufen, die das Leben bieten kann“, sagt Tali Pelman, „und sie hat immer weitergemacht.“ Damit sei sie nicht nur eine Inspiration weltweit, „sondern eine wahre Pionierin von Female Empowerment“!

Aus gesundheitlichen Gründen kommt die 83-Jährige eher nicht

Jan Verveer, der einst Leiter des Apollo-Theaters in Stuttgart war, widmet sein Leben mit nicht nachlassender Begeisterung Tina Turner. In Madrid, Hamburg, London, Utrecht und Sydney hat er die Eigenproduktion der Stage auf die Bühne gebracht – nun endlich ist Stuttgart dran. Seine alte Heimat könne sich auf ein außergewöhnliches Jukebox-Musical freuen, findet er, weil es mit der Lebensgeschichte dieser einzigartigen Frau tief berühre. Dass Tina Turner zur Stuttgart-Premiere kommt, sei aus gesundheitlichen Gründen unwahrscheinlich. Sie freue sich, dass sie mit ihrer Musik noch immer viele Menschen glücklich machen und ihnen helfen könne. Aisata Blackman, Stuttgarts Queen of Rock, vertritt sie bestens, wie im Bix deutlich wird. Ihr gefällt, dass es zum englischen Original von einigen Songs auch deutsche Übersetzungen gibt, die unter die Haut gingen. Das Leben von Tina Turner zeige, sagt die Hauptdarstellerin, dass es sich lohne, für seine Träume zu kämpfen.