Seit die 60-Liter-Mülltonnen, hier in der Göppinger Nordstadt, ausgeliefert wurden, ist das Abfallaufkommen gesunken. Foto: Giacinto Carlucci

Das Abfallkonzept im Kreis Göppingen zeigt Wirkung: Ein Drittel weniger Rest- und Sperrmüll, deutlich mehr im Biobeutel, lautet die vorläufige Bilanz.

Die Freude im Umwelt- und Verkehrsausschuss des Kreistags war groß, als der Interims-Betriebsleiter des Abfallwirtschaftsbetriebs (AWB), Erster Landesbeamte Jochen Heinz, nach einem halben Jahr eine erste Zwischenbilanz des neuen Sammel- und Gebührenkonzepts zog. „Mülltrennung ist im Landkreis Göppingen als Thema angekommen“, befand Rainer Staib (CDU). Ursula Bader (Grüne) meinte: „Das ist wirklich ein sehr erfreuliches Ergebnis“, und Werner Stöckle (Freie Wähler) glaubt, „dass unser Konzept auf einem guten Weg zu einer erfolgreichen Umsetzung ist“.

Grund für das Lob der Kreisräte waren die Zahlen, die Heinz präsentierte und in die Vorlage gepackt hatte: Um sage und schreibe ein Drittel wird die Haus- und Sperrmüllmenge im Landkreis wohl in diesem Jahr zurückgehen. Nach 193 Kilogramm pro Kopf im Jahr 2021 – das entspricht knapp 50 000 Tonnen – rechnet der AWB in diesem Jahr, wenn die Entwicklung so weitergeht, mit 120 Kilogramm pro Einwohner. Das wären dann gerade noch 31 000 Tonnen. Im Gegenzug steigt die Menge des Biomülls deutlich an, was ja auch erwünscht ist.

Nur noch 39 000 Haushalte nutzen die großen Tonnen

Deshalb glaubt der AWB auch: „Die anfängliche Skepsis gegenüber der 60-Liter-Tonne hat sich größtenteils gelegt.“ Auch reiche den meisten Haushalten offenbar die jährliche Zahl von zehn Mindestleerungen, die ohnehin bezahlt werden müssen, aus. Nur noch knapp 39 000 Haushalte im Landkreis nutzen die große 120-Liter-Tonne, fast 61 000 setzen hingegen mittlerweile auf den halb so großen 60-Liter-Behälter.

Die anfangs befürchtete Zunahme an Fehlwürfen – also die Entsorgung von Restmüll im Biobeutel oder im Gelben Sack – ist so laut AWB nicht eingetreten. „Nach sechs Monaten sind weder deutlich erhöhte Fehlwürfe noch illegale Ablagerungen festzustellen.“ Dennoch gebe es Ausnahmen – „insbesondere in größeren Städten, seltener in einzelnen kleineren Gemeinden.“ Das hat auch FW-Fraktionschef Stöckle beobachtet: „Es mag weniger wilde Müllablagerungen im Wald und in der freien Natur geben, anders sieht es aber in den Städten und Gemeinden im Kreis aus.“

Landen die Gelben Säcke im Zementwerk?

Die Gelben Säcke wurden von Erich Hieber (CDU) thematisiert. Er nahm Bezug auf aktuelle Medienberichte, nach denen die meisten der Wertstoffe entweder ins Ausland wandern oder in heimischen Zementwerken verbrannt werden. „Was passiert denn mit unseren Gelben Säcken?“, wollte Hieber wissen. Die Antwort, die ein AWB-Mitarbeiter gab, war wenig zufriedenstellend: „Was das anbelangt, lässt sich das Duale System Deutschland, das verantwortlich ist für die Verwertung der eingesammelten Verpackungen, nicht so in die Karten schauen.“ Auch der Göppinger Landrat Edgar Wolff runzelte die Stirn und versprach: „Dann ist das vorgemerkt, dass wir uns da mal schlaumachen.“

Für viele Diskussionen hatte auch der Windelzuschuss gesorgt. Hierzu heißt es in der Vorlage: „Der AWB bezuschusst umweltbewusste Familien mit Kleinkindern bis zum dritten Lebensjahr und inkontinente Personen, die Mehrweg- beziehungsweise Stoffwindeln verwenden.“ Einmalig sollten bis zu 50 Euro ausbezahlt werden – als Anreiz, auf umweltschädliche Einmalwindeln zu verzichten und so einfacher zu einer kleineren Mülltonne wechseln zu können.

340 Mal wurde der Zuschuss bis Ende Mai beantragt, etwa jeder dritte Antrag wurde abgelehnt, weil es sich um Einwegwindeln gehandelt habe. Insgesamt wurde der Zuschuss bislang an 230 Haushalte ausbezahlt.