Nach einer Verfolgungsjagd mit der Polizei und einem heftigen Unfall war der Mann im Mai in Haft genommen worden. Foto: SDMG/Woelfl

Ein 48-Jähriger, gegen den wegen Mordes an einer Seniorin in Waiblingen der Prozess gemacht werden sollte, wird tot in seiner Zelle in Ulm gefunden. Eine Obduktion bestätigt einen Suizid.

Drei Tage, nachdem gegen ihn Anklage wegen Mordverdachts vor dem Stuttgarter Landgericht erhoben wurde, ist ein 48-Jähriger am Montag tot in seiner Einzelhaft-Zelle in der Justizvollzugsanstalt Ulm aufgefunden worden. Die Ermittler gehen davon aus, dass sich der Mann das Leben genommen hat, auch wenn er zu dem Zeitpunkt von seiner Anklageschrift noch keine Kenntnis gehabt haben soll.

Anklage: Mord aus Habgier

Wie die Staatsanwaltschaft Stuttgart am Freitag mitteilte, wurde dem Mann vorgeworfen, eine 79-jährige Angehörige Mitte April, an Karfreitag dieses Jahres, in deren Wohnhaus in dem Waiblinger Teilort Hohenacker aus Habgier zunächst körperlich angegangen und dann getötet zu haben. Der Mord geschah wohl in der Absicht, die Körperverletzung zu verdecken, so die Erkenntnis der Ermittler.

Die Polizei war seinerzeit nach dem Tod der Seniorin am 15. April eigentlich nur routinemäßig hinzugezogen worden. Doch schon bald stellten die Ermittler fest, dass die Verletzungen der Frau nicht mit einem zunächst angenommenen häuslichen Unfall in Einklang zu bringen waren.

Wie die Kriminalpolizei letztlich auf die Spur des 48-Jährigen geriet, ist nicht bekannt, allerdings heftete sie sich offenkundig an seine Fersen. Fünf Wochen nach seiner Tat konnte der Verdächtige nach einer Verfolgungsfahrt und einem heftigen Unfall auf einer Rastanlage bei Gruibingen im Kreis Göppingen schließlich festgenommen werden. Die Kriminalpolizei hatte ihn zuvor auf der A 8 beschattet.

Bezüglich seines Todes lägen nach derzeitigem Ermittlungsstand keine Hinweise auf ein Fremdverschulden vor, so die Staatsanwaltschaft Stuttgart. Die kriminaltechnischen Untersuchungen sowie die Ermittlungen zu den Hintergründen der Todesumstände dauerten jedoch an.

Obduktion bestätigt Suizid

Dieses Verfahren haben die Kollegen der Staatsanwaltschaft in Ulm übernommen. Eine Obduktion und die bisherigen polizeilichen Ermittlungen bestätigten den Suizid des Mannes, der zuvor nicht als selbstmordgefährdet eingestuft worden war.

Sie haben suizidale Gedanken? Hilfe bietet die Telefonseelsorge. Sie ist anonym, kostenlos und rund um die Uhr unter 0 800 / 111 0 111 und 0 800 / 111 0 222 und unter https://ts-im-internet.de/ erreichbar. Eine Liste mit Hilfsangeboten findet sich auf der Seite der Deutschen Gesellschaft für Suizidprävention: https://www.suizidprophylaxe.de/