Julian Hörth ist aus Bühl angereist mit seinem Moped. In Aidlingen trafen sich Fans der Maschinen aus ganz Süddeutschland. Foto: Eibner-Pressefoto

Beim 16. Aidlinger Mopedfest glänzten 160 Maschinen unterm Venusberg in der Sonne. Fans der Fahrzeuge reisten aus ganz Süddeutschland an. Das waren diesmal die Highlights.

Da stehen sie, in allen Farben, Fabrikaten. Für manche sind sie Erinnerung an die Jugend, für andere sind sie die pure Entschleunigung. Das Moped hat viele Freunde. Einige von ihnen wohnen in Aidlingen, andere kommen dorthin, ins Kirchtal gen Lehenweiler. Am Samstag heißt das Kirchtal „Zwei-Takt-Tal“, denn dort, an einem Feldweg, gleich neben dem Kleintierzüchterheim, feiern die Aidlinger Mopedfreunde ihr Fest, immer wieder im August, seit 16 Jahren schon. An diesem Samstag scheint die Sonne für sie.

Die Mopedfreude Aidlingen sind locker organisiert. Viele von ihnen sind familiär verbunden, viele gehören der Feuerwehr an. Dietmar Stürner alias „Ultra-Didi“ und Frank Weinbrenner waren es, die alles ins Rollen brachten. Beide fuhren sie ein Moped, als sie jünger waren, tauschten es dann ein gegen Auto oder Motorrad, erinnerten sich später wieder an das sagenhafte Gefühl, holten es sich zurück und trafen auf Gleichgesinnte.

Erst Traktoren restauriert, dann Gefallen an Mopeds gefunden

Mopedclubs gibt es überall. 15 Mitglieder zählt die Aidlinger Gruppe, auch Frauen sind mit dabei. Die Besucher kommen aus dem ganzen großen Umkreis, manche auch aus Schrobenhausen bei Ingolstadt. Oder aus Bühl-Vimbuch bei Baden-Baden. Julian ist dort zuhause, er gehört zu den „Murgtaktern“, benannt mutmaßlich nach dem nahen Murgtal.

„Murgtakter“ – der Schriftzug zieht sich über den Rücken der Jeansjacke. Julian ist beim Aidlinger Treffen zum zehnten Mal dabei. Zum ersten Mal traf er die Aidlinger Mopedfreunde bei einem Fest der Kreidlerfreunde Horb. Seither fährt er einmal im Jahr nach Horb, einmal nach Aidlingen. Mit 32 gehört er zu den jüngeren Mopedfahrern beim Fest. „Ich bin mit Oldtimern aufgewachsen“, sagt er. „Mit meinem Vater habe ich sieben Traktoren restauriert.“ Dann aber bekam ein Kollege von dessen Schwiegervater eine erste Kreidler geschenkt. „Ich habe gesagt: Was der hat, das möchte ich auch. Da war schon ein bisschen Neid dabei, auch weil das etwas war, das man selber in der Jugend nicht hatte.“

„Bei mir muss es no stinke und qualme“

Ein sehr großer Teil der Mopeds, die in den 1970er, 1980er Jahren das Straßenbild mitprägten, werden längst nicht mehr hergestellt. Julian hat sich ganz auf Kreidler verlegt. Mit einer kleinen Mustang ist er gekommen, drei weitere Kreidler-Mopeds hat er zuhause – „Wenn schon, dann muss man einer Marke auch treu bleiben.“ Am Mopedfahren liebt er die Entschleunigung. Fürs E-Bike hat er gar nichts übrig. „So was“, sagt er, „kommt bei mir net ins Haus. Bei mir muss es no stinke und qualme.“

Finn Nothacker gehört zu den „Kolbenfressern Schwarzwald“ und ist 21. „Mein Vater“, erzählt er, „war auch in einem Mopedclub.“ Das Hauptmoped des Sohnes ist nun eine Kreidler RM. Nach Aidlingen kommt er, um dort an der Ausfahrt der Mopedfreunde teilzunehmen, und um zu schauen, andere Modelle zu bewundern: „Man bekommt hier immer etwas Schönes zu sehen!“

Nanu, wer sitzt denn hier im Beiwagen? Foto: Eibner-Pressefoto

Frank Keller kommt aus Herrenberg, fährt eine Honda Dax ST 50, Baujahr 1976. „Ich bin die gleiche in meiner Jugend gefahren, mit 16.“ Das Moped wies ihm den Weg ins Leben, tatsächlich: „Ich habe mich für Technik begeistert, eine Ausbildung zum Kfz-Mechaniker gemacht und 40 Jahre in der Entwicklung gearbeitet.“ Manfred Zank derweil, aus Sindelfingen, erinnert sich an ganz andere Dinge: Daran, dass man einst mit 16 Jahren nur Motoren mit maximal 50 Kubik Hubraum fahren durfte, und daran, dass die 16-jährigen Fahrer versuchten, alles aus ihren Maschinen herauszuholen, fleißig tricksten, und dabei immer lauter wurden.

DDR-Mopeds gehören zu den Hinguckern

Zu den Sehenswürdigkeiten beim Mopedfest gehören für beide die DDR-Mopeds der Firma Simson, die Schwalben – aber natürlich auch die Hercules Ultras. „In unserer Jugend waren die unbezahlbar.“ Dietmar Stürner, der „Ultra-Didi“, erklärt sehr gerne die Vorzüge dieses Schatzes, denn ihm gehört er ja: „Sie wurde nur von 1977 bis 1978 gebaut und war das erste Moped auf dem Markt mit Doppelscheibenbremsen.“ Erst wurde die Utra noch mit luftgekühlten Zylindern gebaut, später dann mit wassergekühlten, erst gab es sie nur in Rot, mit gelben Streifen, dann auch in Grün und Silber.“ Die rote Ultra besitzt eine Verkleidung, die rasant aussieht – „Sie fährt eigentlich wie alle Mopeds, aber man hat ein bisschen das Rennfeeling, man fühlt sich schneller.“

Schon ehe die Mopedfreunde Aidlingen und ihre Gäste zur Ausfahrt aufbrechen bleiben Spaziergänger bei ihnen stehen und staunen. Um 15 Uhr dann sind 160 Räder auf der Wiese und 105 machen die Fahrt – ziehen knatternd, sirrend, bunt in endloser lockerer Folge durch die Landschaft unter dem Aidlinger Venusberg. Die Fahrer unter ihren Helmen winken den Passaten zu und selbst die Kühe auf den Feldern blicken auf.