Monika Hirschle hat Premiere ihres Programms „Jetzt wird’s Dag!“ im Theater der Altstadt gefeiert. Foto: Andreas Engelhard/.

„Jetzt wird’s Dag!“, sagen Schwaben, auch wenn’s Nacht wird. Der Ausruf kann für Wut, Überraschung oder Tadel stehen. Monika Hirschle macht daraus Alltags-Comedy mit Tiefgang. Zur Premiere des Solo-Programms kam ein alter Bekannter aus Wien.

Stuttgart - Wie alt muss eine schwäbische Schauspielerin sein, um als „Urgestein“ gerühmt zu werden? Monika Hirschle steht seit über 40 Jahren auf der Bühne. Sie kennt das heutige Theater der Altstadt im Westen bereits aus jener Zeit, als es noch ein Kino war und zwei große Fs am Eingang lockten: „Filmtheater Feuersee“. Die „Moni“ war dabei, als Viva Bach die Kandidatenfamilien in die „Mussel“ schickte, also in die Muschel der Sendung „Wünsch dir was“. Und sie hat den Hermann-Teig gefüttert, auf dass ein Kultkuchen daraus wird.

In der Garde der schwäbischen Granden steht das fröhliche Kind aus den Fünfzigern nun aktiv in der ersten Reihe, seit der heute 97-jährige Walter Schultheiß aus dem Schwarzwald zwar alles noch fest im Blick hat, was sich auf schwäbischen Bühnen tut, aber selten selbst auftreten kann. Jetzt ist der Publikumsliebling und die Autorin der Komödie im Marquardt nach langer Corona-Pause erneut auf Solo-Pfaden unterwegs: Im Theater der Altstadt hat Monika Hirschle am Donnerstagabend Premiere ihres Programms „Jetzt wird’s Dag!“ gefeiert. Unter den Gästen waren viele Weggefährten und überboten sich beim Lachen, unter anderem Marquardt-Intendant Axel Preuß.

Was sie beim Casting für den Stuttgarter „Tatort“ in Berlin erlebt hat

Was die „Moni“ vorträgt, hat sie älles so erlebt. Ihre Geschichten handeln etwa vom Casting in Berlin, wo sie für eine Rolle im Stuttgart-„Tatort“ vorsprechen durfte, die sie nicht bekam. An einem Ur-Berliner ist sie fast verzweifelt, weil er „gute Frau“ zu ihr sagte und einen kleinen Sandhaufen zur Baustelle erklärte – wir in Stuttgart sind ganz andere Baustellen gewohnt, ohne Mücken zu Elefanten zu machen.

Auf der Bühne steht wieder der silberfarbene Koffer, aus dem am Ende ’s Moserle steigt, diesmal mit Maske. So großartig schlüpft Monika Hirschle in die Rolle der Wiener Filmlegende Hans Moser, dass, wer die Augen schließt, glauben kann, der 1964 verstorbene Österreicher sei auferstanden. Der Wiener raunzt, der Schwabe bruddelt. Der Wiener ist kauzig, der Schwabe knitz. Und beide sind ein bisschen lieb undein bisschen bös. Denn zum Leben gehört eben alles.

Für Auswärtige ist das Programm ein lustiger Schwabenkurs

Die Hirschle hat nicht nur beide Mundarten drauf – die schwäbische und die österreichische mit all ihren Eigenarten –, nein, in ihrer Kehle stecken so viele Stimmen, dass man meinen könnte, sie besitze noch mehr Puppen, nicht nur ’s Moserle. Und etliche dieser kleinen Puppen muss sie verschluckt haben, worauf die nun selber sprechen, jede mit einer ganz eigenen und ganz anderen Stimme.

Die lustigen Szenen, die sie auf der Bühne schildert, sind exakt beobachtete Begegnungen. Hirschles neues Soloprogramm (es wird noch bis zum 10. Oktober gespielt und dann wieder im Februar) ist für Auswärtige ein unterhaltsamer Kurs der schwäbischen Sprache. Für Schwaben ist „Jetzt wird’s Dag!“ Wiedererkennung pur. Und allen wird dabei klar: Auf gut Schwäbisch wird älles besser!