Bargeld ist – trotz Alternativen – weiterhin ein häufiges Zahlungsmittel. (Symbolbild) Foto: imago images/Rene Traut/Rene Traut via www.imago-images.de

Mehr als Tausend Euro Bargeld bewahren die Menschen in Deutschland im Schnitt zu Hause oder im Bankschließfach auf. Was steckt dahinter?

Frankfurt/Main - Die Menschen in Deutschland hängen trotz digitaler Bezahlsysteme an Scheinen und Münzen. Nach einer am Montag veröffentlichten Umfrage der Bundesbank haben sie im Schnitt 107 Euro im Geldbeutel, zugleich horten sie 1364 Euro Bargeld zu Hause oder in Bankschließfächern. „Die Mehrheit der Bevölkerung bewahrt Bargeld aus legitimen Gründen auf, nicht zur Steuervermeidung“, betonte Bundesbank-Vorstand Johannes Beermann. Als Gründe nannten die Befragten vor allem die Niedrigzinsen, Bargeld als gängiges Zahlungsmittel und „funktioniert bei Technikversagen“.

Ob sich das Verhalten der Menschen in der Corona-Krise geändert hat, geht aus der Umfrage unter 2000 Personen aus dem Jahr 2018 nicht hervor. Eine Nachbefragung gab es nicht. Bargeld gilt Vielen als sicherer Hafen in turbulenten Zeiten. Vor allem zu Beginn der Krise in Deutschland im März war nach Daten der Notenbank die Nachfrage nach Scheinen und Münzen deutlich gestiegen. Auch in den folgenden Monaten gab es demnach leichte Zuwächse bei den Nettoemissionen von Bargeld. Über die Gründe dafür sagen die Daten nichts aus.

Jüngere horten seltener Bargeld als Ältere

Nach der im aktuellen Bundesbank-Monatsbericht veröffentlichten Studie war das gehortete Bargeld sehr ungleich in der Bevölkerung verteilt. Manche bewahrten keinen Cash auf, andere sehr viel. „Ältere, Besserverdienende und Selbstständige hielten im Mittel die höchsten Beträge“, heißt es in der Studie. Beermann vermutet, dass Jüngere weniger Bargeld hielten, weil sie weniger Geld haben.

Aus Sicht vieler Befragter sind die Niedrigzinsen (58 Prozent) ein Grund, warum Menschen Scheine und Münzen im größeren Stil aufbewahren. Bargeld ist zudem ein gängiges Zahlungsmittel (55 Prozent). Auf Rang drei folgt mangelndes Vertrauen in die Sicherheit und Belastbarkeit der technischen Infrastruktur, zum Beispiel Angst vor Hackerangriffen. Als weitere mögliche Motive gaben die Befragten, die Bargeld horten, „keine Gebühren“ und „Anonymität“ an.

Geld vor dem Staat „verstecken“

Darüber hinaus nannten 12 Prozent als möglichen Grund „Vermögen vor dem Staat verstecken“. Mehrfachnennungen waren möglich. „Aus der Befragung konnten keine konkreten Hinweise auf Steuerhinterziehung als Motiv der Bargeldaufbewahrung abgeleitet werden“, heißt es in dem Monatsbericht.

Die Experten weisen darauf hin, dass die Befragten über aufbewahrte Beträge freiwillig Auskunft gaben und es in den Daten keine Korrelation zwischen der Höhe der Beträge und der Steuermoral gegeben habe. „Argumentationen, wonach die bisher unerklärten Bargeldhorte in Deutschland als Maß für den Umfang von Steuerhinterziehung und Kriminalität dienen könnten, sind deshalb kritisch zu sehen.“ Als Hortung definiert die Bundesbank eine Aufbewahrung von Bargeld über einen Zeitraum von zwei Wochen und mehr.