Die Stuttgarter Kinderbuchautorin Jonna Struwe (links) hat sich zwei sympathische Charaktere ausgedacht: Das Mädchen Molly und Hund Trappel spitzen die Ohren, denn im Haus ist ein neues Geräusch. Foto: privat/Jonna Struwe/Arabell Watzlawik

In Zeiten steigender Papierpreise wird auch die Produktion eines Bilderbuchs zur Herausforderung. Eine Stuttgarter Autorin bittet nun potenzielle Leser um Mithilfe.

Stuttgart - Der anhaltende Mangel von Altpapier macht nicht nur Verlagen Sorge. Auch die Stuttgarter Kinderbuchautorin Jonna Struwe steht durch die steigenden Papierpreise vor einer unerwarteten Finanzierungslücke. Um das im März geplante Erscheinen ihres neuen Bilderbuchs im Eigenverlag trotzdem zu ermöglichen, holt Struwe nun zukünftige Leserinnen und Leser durch eine Crowdfunding-Aktion frühzeitig mit ins Boot. 4600 Euro und damit die Druckkosten soll dieser Vorverkauf einspielen, der vom einfachen Buch bis zum signierten und limitierten Extra-Paket unterschiedliche Formen der Unterstützung bietet.

Schade wäre, wenn „Molly, Trappel und das Knack“, so der Titel, nicht das Licht der Buchwelt erblicken würden. Denn wie Jonna Struwe da im Verbund mit der Illustratorin Arabell Watzlawik das akustische Eigenleben eines alten Hauses erlebbar macht, steckt voll überraschender Einfälle, erschließt dem Kinderbuch ein neues Thema und ist eine humorvoll gezeichnete Hommage ans genaue Hin- und Zuhören.

Doch warum hat die Autorin ihr Buch nicht einfach einem Verlag anvertraut? „Durch die Coronapandemie sind die Pipelines bei den Verlagen voll und mir fehlte die Geduld, möglicherweise bis 2024 zu warten, denn dieses Buchprojekt war aus dem Moment heraus geboren“, erzählt die Autorin. Nach einem USA-Aufenthalt mit ihrer Familie und dem Leben in einem modernen Wolkenkratzer lauschte Jonna Struwe bei der Rückkehr nach Sillenbuch verwundert auf die vielen Geräusche, die ein altes Haus macht – und liefert in „Molly, Trappel und das Knack“ neben einer spannenden Geschichte eine Art Phonologie der Architektur.

Eine neue Plattform: die Kinderbuchmanufaktur

Viele Verlage machten bei Bilderbüchern zudem Vorgaben bei der Wahl der Illustratoren, erklärt Jonna Struwe. „Ich wollte mich aber auch dabei einbringen, wie mein Haus zum Leben erweckt wird, und das gemeinsam entwickeln.“ Über die neue Plattform der Kinderbuchmanufaktur, die eine Autorin und eine Kleinverlegerin vor einem Jahr in der Coronapandemie gegründet haben, fand sie nicht nur Arabell Watzlawik. In der virtuellen Gemeinschaft hat Struwe auch viel gelernt - zum Beispiel, wie man Social Media als Autorin für sich nutzen kann.

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Das neue Wissen soll ihr nun dabei helfen, keine Abstriche bei der Publikation ihres zweiten Bilderbuchs machen zu müssen. Dazu gehören neben einem vertretbaren Preis auch ein qualitativ hochwertiges Druckverfahren sowie eine klimaneutrale Produktion auf Recyclingpapier. „Durch den Buchverkauf sollte am Ende kein Verlust entstehen“, hofft die Autorin auf eine schwarze Null; einen möglichen Gewinn erzielt Struwe wie viele Kollegen und Kolleginnen erst durch Lesungen. Aber dazu gibt es in der Pandemie nur eingeschränkt Möglichkeiten. „Ein Bilderbuch zu machen ist nicht klug“, spielt die Autorin auf die hohen Produktionskosten dieses Formats an, „das muss man schon wollen.“ Weil Struwe will, hofft sie nun auf die Crowdfunding-Aktion und sagt: „Das ist eine Wahnsinnsanspannung.“

Geht alles gut, ist ihr Buch vom 21. März an im Buchhandel zu haben – oder kommt per Post bei den Vorab-Unterstützern an.

Infos

Buch
Jonna Struwe, Arabell Watzlawik (Illustration): Molly, Trappel und das Knack. 32 Seiten. 15,90 Euro. Ab 4. Das Buch soll am 21. März erscheinen.

Vorverkauf
4600 Euro will Jonna Struwe bis zum 28. Februar sammeln, um ihr Buch realisieren zu können. Aktuell steht der Spendenanzeiger bereits bei 4500 Euro. Hier geht es zur Crowdfunding-Aktion.

Ausstellung
Die Illustratorin Arabell Watzlawik war zwölf Jahre lang in Stuttgart zu Hause, aktuell lebt sie mit ihrer Familie in Budapest. Noch bis zum 8. April sind ihre Arbeiten im Gesundheitszentrum Mössingen zu sehen in der Ausstellung „Inspirierend. Bewegend. Unterhaltsam.“