Die Pater Matthias, Jörg und Clemens (von links). Foto: Kovalenko

Als Jugendseelsorger sind die Salesianer Don Boscos den direkten Kontakt mit den Menschen gewohnt. In der Corona-Krise müssen sie sich plötzlich anders behelfen. Dabei beweist die Pfarrhaus-WG Erfindergeist.

Obertürkheim - Als Jugendseelsorger sind die Salesia ner Don Boscosden direkten Kontakt mit den Menschen gewohnt – in der Corona-Krise müssen sie sich aber plötzlich anders behelfen. Dabei beweist die Pfarrhaus-WG großen Erfindergeist.

Kein Osterfeuer, keine Osternacht mit der Gemeinde, kein Chorgesang zum Hochfest – so eine Osterwoche haben die drei Stuttgarter Glaubensbrüder der Salesianer Don Boscos noch nie erlebt. Eigentlich hat es sich der Orden zur Aufgabe gemacht, katholische Gemeinden in der Landeshauptstadt bei ihrer Jugendarbeit zu unterstützen. Doch auch die Kirchen bleiben von der Pandemie nicht verschont – seit Wochen fallen Jugendbegegnungen, Firmvorbereitungen und Gottesdienste dem Virus zum Opfer.

„Die unmittelbare Nähe, für die der Glauben steht, fehlt uns. Kirche betont immer das Miteinander, doch das ist nun nicht mehr so einfach möglich“, sagt Pater Clemens, der seit dem Jahr 2016 die Salesianer in Stuttgart unterstützt. Was dem Orden bleibt, sind die digitalen Kanäle der Stuttgarter Jugendkirche und das Feiern von Hausgottesdiensten.

Pfarrhaus-WG

In Obertürkheim teilen sich die drei Glaubensbrüder eine gemeinsame Wohnung, und im Zeichen der Coronakrise ist diese „Pfarrhaus-WG“ zur Brutstätte moderner Jugendarbeit geworden. Gemeinsam versuchen sich die Salesianer nun an Gottesdiensten aus dem Homeoffice – ob im kleinen Kreis als tägliche Hausmesse oder verbunden mit Jugendlichen aus der ganzen Stadt. „Für Firmlinge habe ich an Palmsonntag zum Beispiel eine Skype-Andachtabgehalten, die sehr gut ankam. Ich wurde anschließend sogar von Eltern darauf angesprochen, wie wichtig ihren Kindern diese Auszeit gewesen wäre“, erzählt Pater Jörg, der Direktor der Stuttgarter Niederlassung der Salesianer Don Boscos.

Kreuzweg als Post

Auch seine Mitbrüder haben sich darauf eingestellt, ihr Engagement in den digitalen Kirchenraum zu verlagern: Bruder Matthias kuratierte in den vergangenen Jahren einen ökumenischen Kreuzweg der Jugend, auf die Begehung seines Herzensprojekts musste er heuer aber verzichten. „Jetzt sind wir auf Instagram aktiv und versuchen dort, den Kreuzweg als einzelne Posts anzubieten“, sagt er. Die Not macht auch die katholische Kirche erfinderisch.

Trotzdem ist die Hoffnung bei den Salesianern groß, schon bald wieder gemeinsam die Gottesdienste in gewohnter Form feiern zu können. Denn in einem sind sich die Ordensmänner einig: Die rein digitale Kirche kann nur eine Lösung auf Zeit sein.

Treffen mit Freunden vermisst

Selbst unter Jugendlichen sei diese Überzeugung unumstritten, bestätigt Pater Jörg: „Viele sehnen sich nach Treffen mit ihren Freunden. Auch für uns ist es einfach etwas anderes, wenn wir uns bei Gesprächen in die Augen schauen können.“ Bis es so weit ist, sei vor allem der Zusammenhalt gefragt: „Jetzt ist es wichtiger denn je, sich freundlich zu begegnen. Noch besser ist, einfach mal das Telefon in die Hand zu nehmen und mit denen zu sprechen, die sich einsam fühlen.“

Aus christlicher Sicht sei es nun besonders wichtig, nicht in Aktionismus zu verfallen, meint Pater Jörg: „Wir sollten uns ganz bewusst Zeit für uns selbst nehmen. Dafür braucht es keinen hochfeierlichen Gottesdienstmit Priester. Die Feiertage lassen sich auch im Kleinen zelebrieren.“

Die Ostergeschichte lesen, gemeinsam mit der Familie über die Auferstehung sprechen – dazu könne er jeden nur ermutigen.