Die Landes-Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut bei Breuninger in Sachsenheim. Neben ihr der CEO Holger Blecker und Bereichsleiter der Logisitik, Oliver Peters. Foto: Werner Kuhnle

Die Wirtschaft schwächelt, doch das Fashion- und Lifestyle- Unternehmen Breuninger investiert und baut seine Logistikhalle in Sachsenheim aus. Selbst Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut zeigt sich beeindruckt. Was den Ausbau so besonders macht.

Ein dichtes Geflecht aus Gittern, gefüllt mit tausenden grauen Boxen. In ihnen befindet sich das Online-Sortiment von Breuninger. „3,5 Millionen Artikel lagern hier in 250 000 Behältern“, sagt Oliver Peters, Bereichsleiter der Logistik in dem 2019 eröffneten Warendienstleistungszentrum (WDZ) im Gewerbegebiet Eichwald in Sachsenheim (Kreis Ludwigsburg). Die Halle wurde kürzlich um einen neuen Anbau erweitert. Darin befindet sich ein neues Lagerungssystem, das sich am Montag auch die Wirtschaftsministerin des Landes Nicole Hoffmeister-Kraut (CDU) anschaute. Ihr Zeitplan sei straff, sie habe viel zu tun. Denn sie sei auf der Suche nach Lösungen für die schlechte Wirtschaft im Land.

Die deutsche Wirtschaft stagniert seit Jahren

Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) in Deutschland ist im 3. Quartal 2024 um gerade einmal 0,1 Prozent gegenüber dem Vorquartal gestiegen, teilt das statistische Bundesamt Ende November mit. Seit Jahren stagniert die Wirtschaft. Und auch die Bekleidungsbranche leidet. Laut Medienberichten mussten in den vergangenen Jahren zahlreiche Unternehmen aus der Branche Insolvenz anmelden, darunter auch bekannte Modemarken und Warenhäuser wie Galeria, Hallhuber oder Gerry Weber.

Aktuelle Zahlen des Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung (ifo Institut) zeigen, dass sich Bekleidung in diesem Jahr deutlich verteuert hat. Der Konsum sei deshalb stark zurückgegangen. Die Unternehmen schauen deshalb größtenteils eher skeptisch auf die kommenden Monate, so ein Branchenexperte des ifo Institut.

Breuninger wächst gegen den Markttrend

Ganz anders sieht es bei Breuninger aus: 2023 habe das Unternehmen 1,5 Milliarden Euro Umsatz erzielt. Sieben Prozent mehr als im Vorjahr. Aktuelle Zahlen gebe es noch nicht, die Geschäftsführung zeigt sich aber schon jetzt zufrieden. „Wir wachsen gegen den Markttrend“, so Holger Blecker, CEO bei Breuninger.

Mittlerweile verkauft das Unternehmen in zehn europäischen Länder. Das Online-Geschäft mache dabei gut 55 Prozent des Umsatzes aus. Durch den Online-Handel steigen aber auch die Anforderungen. Alles sei schneller geworden, so ein Pressesprecher von Breuninger. Deshalb habe das Unternehmen das Lager in Sachsenheim mit modernster Technik ausbauen müssen.

Neues Logistik System spart Zeit und Platz

Das Herzstück im neuen Anbau liegt hinter einer großen Glaswand. Es nennt sich AutoStore. Das sei eine ganz neue Form der Logistik, schwärmt Peters. Bisher sei es üblich gewesen, dass Mitarbeitende die Ware suchen, mitnehmen, verpacken und abschicken. Dieser Prozess wird hier allerdings umgedreht: Hier komme die Ware zu den Mitarbeitenden.

250 Robotern rasen dafür über das Raster aus Aluminium. „Sie sind wahnsinnig schnell“, sagt der Chef der Logistik. Fünf bis sechs Meter pro Sekunde können sie fahren. Kommt eine Bestellung rein, fängt der Roboter an zu suchen. Liegt der Artikel in einen der unteren Boxen, stapelt er um. Es sei jedoch ein intelligentes System. Die Technik wisse, welcher Artikel häufig und welcher nur selten bestellt wird. Die Roboter versuchen deshalb so zu lagern, dass die beliebten Artikel oben und die, die nur selten bestellt werden, unten liegen.

Über das Aluminium-Raster fahren Roboter. Sie bringen Boxen mit bestellten Artikeln zu den Mitarbeiter. Foto: Breuninger

Das Verfahren spart sowohl Platz als auch Zeit, erklärt Peters. Im Vergleich zu herkömmlichen Lager- und Logistik-Methoden, könne durch das Würfelsystem die Lagerkapazität um das Vierfache erhöht werden, verspricht der Hersteller Element Logic. Dabei könne das System zudem beliebig erweitert werden. Schon jetzt plant Breuninger die Lagerkapazität weiter auszuweiten, dafür sei auch genügend Platz in der neuen Halle.

Kombination aus Online-Geschäft und stationärem Handel

„Darauf kann das Unternehmen stolz sein“, sagt auch die Ministerin Nicole Hoffmeister-Kraut. Für sie sei Breuninger ein Beweis dafür, dass sich auch in bewegten Zeiten mit Hochtechnologie erfolgreich wirtschaften lässt.

Das neue Lagerungssystem kann jedoch nicht für den Verkauf im Einzelhandel genutzt werden. Kleidung, die für das Kaufhaus bestimmt ist, wird nämlich auf Kleiderbügeln hängend aufbewahrt – ein Prinzip, auf das das Unternehmen auch in Zukunft nicht verzichten möchte. „Die Kombination aus Online-Versand und Kaufhaus macht uns besonders attraktiv“, so Blecker. Beide Vertriebskanäle ergänzen sich und profitieren voneinander. Denn an Standorten, an denen Breuninger ein Kaufhaus betreibt, laufe erfahrungsgemäß auch der Online-Handel besonders erfolgreich.

Auf Wachstumskurs

Warendienstleistungszentrum
2019 baute Breuninger eine neue Lagerhalle in Sachsenheim. Kürzlich erweiterte das Unternehmen das Logistikzentrum um weitere 40 000 Quadratmeter auf 115 000 Quadratmeter.

Neue Arbeitsplätze
Durch den Ausbau möchte das Unternehmen 200 neue Arbeitsplätze schaffen. Derzeit beschäftigt das Unternehmen 1700 Mitarbeiter in Sachsenheim.