Die U-Bahn ist nur eine von mehreren Möglichkeiten, von diesem Ort in Echterdingen aus weiterzukommen. Foto: Philipp Braitinger

Der neue Mobilitätspunkt Stadionstraße in Echterdingen ist bereits Ende 2021 eröffnet worden. Ein Vor-Ort-Besuch zeigt sofort, wie umfangreich die Angebote sind – und was noch fehlt.

Am Anfang stand der Stau – und der Autoverkehr insgesamt. Seit Jahren kämpft Leinfelden-Echterdingen für einen geschmeidigeren Verkehr, für mehr Ruhe, für saubere Luft, für mehr ÖPNV-Nutzer, mehr Fahrrad- und Fußgängerfreundlichkeit. Einen wichtigen Beitrag für weniger Autoverkehr sollen sogenannte Mobilitätspunkte leisten. Das sind Orte, an denen unterschiedliche Arten der Fortbewegung miteinander verknüpft werden.

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Zum Ende des vergangenen Jahres hin wurde die neue Haltestelle Stadionstraße der U6 in Echterdingen in Betrieb genommen. Eingebettet ist die U-Bahn-Haltestelle in einen Mobilitätspunkt. Auch in Stetten wurde im vergangenen Jahr ein Mobilitätspunkt eröffnet. Bis zum Jahr 2023 sollen die beiden Bahnhöfe Leinfelden und Echterdingen mit weiteren Dienstleistungen zu Mobilitätspunkten ausgebaut werden.

Beim Carsharing hakt es noch

Inzwischen sind viele wichtige Features an der Stadionstraße vorhanden. Es gibt beispielsweise überdachte Abstellmöglichkeiten für Fahrräder. Wer einen teuren Drahtesel, etwa ein E-Bike, hat, kann eine abschließbare Box mieten. Dort kann das Zweirad geschützt vor Regen, Sonne und Vandalismus verweilen, während der Besitzer mit der U6 weiterfährt. Wer ohne Rad mit der U6 anreist, kann sich ein Regiorad mieten und losradeln. Auch mit dem Bus kann angereist werden, zu Fuß sowieso. Die letzten Meter zur Haltestelle sind barrierefrei. Wer sein Bike reparieren muss, findet Werkzeug.

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Was noch fehlt: Carsharing, und zwar sowohl an der Stadionstraße als auch am neuen Mobilitätspunkt in Stetten. „Stadtmobil hat das ursprüngliche Interesse an den beiden Standorten kurzfristig zurückgezogen, so dass derzeit nach einem neuen Partner mit einer demnächst erscheinenden öffentlichen Vergabe gesucht wird“, erklärt der Erste Bürgermeister Benjamin Dihm.

Künftig soll es auch eine Paketstation geben

Warten müssen die Nutzer des Mobilitätspunktes Stadionstraße zudem auf die versprochene Paketstation. „Neben der Stärkung des ÖPNV, den Umweltaspekten und der anzustrebenden Verkehrsentlastung bietet sich hier auch die Chance, den Einzelhandel im Vergleich zum wachsenden Onlinehandel seitens der Stadt zu unterstützen“, erklärt Dihm. Gerne hätte die Stadt ein dienstleisteroffenes System mit Anbindung des Einzelhandels an der Stadionstraße installiert. Der bisher geplante Anbieter sei aber nicht mehr auf dem Markt, erklärt der Bürgermeister. Derzeit werde nach weiteren Lösungen gesucht. Wichtig sei es, dass die Paketstation auch dem lokalen Einzelhandel die Möglichkeit gibt, Waren für Kunden einzulagern.

Parkplätze sind Mangelware

Weniger praktisch ist der Mobilitätspunkt für Menschen, die mit dem eigenen Auto anreisen und dann in die Bahn umsteigen wollen. Für einen großen Parkplatz gab es kein Grundstück. Vor Ort gibt es dafür vier Ladepunkte für E-Autos, die aber angesichts der hohen Spritpreise schon jetzt kaum noch reichen. Darüber hinaus darf dort höchstens vier Stunden während des Ladevorgangs geparkt werden.

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Die zwei normalen Parkplätze dürfen derzeit ebenfalls höchstens vier Stunden mit einer Parkscheibe belegt werden – und dies nur so lange, bis das Carsharing kommt. Dann sind die beiden Parkplätze dafür vorgesehen. Abstellmöglichkeiten für Roller oder Motorräder gibt es nicht. Wer vom persönlichen Chauffeur gebracht wird, kann für bis zu 30 Minuten eine Parkbucht an der Esslinger Straße benutzen.

Schließfächer, Bücherschrank und Essen aus dem Automaten

Der Radverkehr wird ein wenig eigenwillig an der Einmündung zur U-Bahn-Haltestelle geführt. Es gibt zwar Schutzstreifen, allerdings immer nur in eine Fahrtrichtung. Wer mit dem Rad beispielsweise durch den Tunnel zu den Gleisen fahren möchte, hat bei der Hinfahrt keinen Schutzstreifen, bei der Rückfahrt schon. Ähnlich ist es auf der Stadionstraße selbst. Dort gibt es einen Fahrradschutzstreifen zum Tunnel hin, jedoch nicht in Richtung Stadt. Der Grund dafür ist die begrenzte Straßenfläche. „Die Fahrbahnbreite ermöglicht leider keinen beidseitigen Radschutzstreifen“, erklärt der Bürgermeister Dihm.

Wer etwas Lagern möchte, hat am Mobilitätspunkt Schließfächer zur Verfügung. Wer noch Stoff zum Schmökern für die Bahnfahrt sucht, kann sich an einem öffentlichen Bücherschrank bedienen. Wem der Magen knurrt, der kann an einem Automaten lokale Köstlichkeiten kaufen. Zur Auswahl stehen Lyoner, Schinkenwurst und Fleischkäse in der Dose. Auch ein Sack Kartoffeln oder Eier können gekauft werden. Allerdings eignen sich viele Artikel des Automaten nicht für den unmittelbaren Verzehr. Sie sind wohl eher dafür gedacht, müden Berufspendlern nach einem arbeitsreichen Tag auf dem Nachhauseweg den Gang in einen Supermarkt zu ersetzen.