Der Balinger Waagenhersteller Bizerba ist offenbar Opfer eines Cyberangriffs geworden. Foto: Nico Pudimat

Beim Balinger Waagenhersteller Bizerba wird mit Hochdruck ein mutmaßlicher Cyberangriff aufgearbeitet. Auch externe Experten sind eingeschaltet.

Der Waagenhersteller Bizerba mit Sitz in Balingen (Zollernalbkreis) gibt sich nach einer mutmaßlichen Cyberattacke zugeknöpft. Man arbeite mit Hochdruck an der Identifizierung des Angriffs und möglichen Lösungen, teilte der Mittelständler auf Anfrage mit.

Anfang der Woche hatte Bizerba mitgeteilt, dass das Unternehmen nach ersten Erkenntnissen möglicherweise Opfer eine Cyberangriffs wurde und hat auch alle weltweit Beschäftigten sowie Kunden, Lieferanten und Partner informiert.

Sicherheitsabschaltung aller IT-Systeme

Der mutmaßliche Cyberangriff auf die IT-Systeme soll in der Nacht von Sonntag auf Montag zu einer Sicherheitsabschaltung aller globalen Systeme geführt haben. Über welchen Weg die potenziellen Angreifer in das Bizerba-Netzwerk eindringen konnten, werde derzeit aber im Detail analysiert, teilte das Unternehmen mit.

Die hausinterne IT arbeite gemeinsam mit externen Experten und Forensikern daran, den Vorfall zu untersuchen und den möglichen Angriff zu beenden. Bizerba informiere, sobald es einen neuen Kenntnisstand gebe, so der Mittelständler.

Familienunternehmen von Ministerin Hoffmeister-Kraut

Das Familienunternehmen Bizerba, ein führender Hersteller von Wäge-, Schneide- und Etikettier-Systemen für Kunden vom Einzelhändler über Bäcker, Metzger bis zum Industriebetrieb –, ist international aktiv und zu 100 Prozent in den Händen der Gründerfamilie Kraut, zu der auch Baden-Württembergs Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut gehört. Ihr Bruder Andreas Wilhelm Kraut ist Vorsitzender der Bizerba-Geschäftsführung, ihre Schwester Angela Kraut Finanzchefin des Unternehmens.

Cyberattacke trifft auch Essenslieferant Apetito

Bizerba machte zuletzt rund 800 Millionen Euro Umsatz (im Jahr 2020 waren es 729 Millionen Euro) und beschäftigt weltweit rund 4500 Mitarbeiter.

Cyberangriffe nehmen weltweit zu. Prominente Beispiele wie in den letzten Jahren beim Maschinenbauer Pilz oder Autozulieferer Eberspächer sind keine Seltenheit. Jüngstes Beispiel ist auch der Essenslieferant Apetito, der unter anderem Seniorenheime, Schulen und Kitas beliefert und durch einen Cyberangriff lahmgelegt wurde. Noch ist unklar, wie massiv die Folgen sind. Laut einer Mitteilung auf der Homepage des Unternehmens habe man derzeit keinen Zugriff auf die IT-gestützten Systeme, „da unsere Server attackiert wurden“. Aus diesem Grund seien aktuell Bestellungen nicht möglich.

Apetito will nach eigenen Angaben vor allem die Versorgung von Seniorenheimen, Kliniken und Senioren sicherstellen, die sich Tagesmenüs von dem Unternehmen nach Hause liefern lassen. Hierzu will man Ersatzmenüs bereitstellen.