Handball hat Mitgliedereinbußen von 3,2 Prozent zu verzeichnen. Foto: picture-alliance/ dpa/Franz-Peter Tschauner

Württembergische Landessportbund gibt die Mitgliederzahlen für 2021 bekannt. Größte Verluste sind beim Nachwuchs zu verzeichnen.

Bad Cannstatt - Ganze 2,4 Prozent oder rund 53 400 Sportlerinnen und Sportler weniger: So hoch fällt bei der Bestandserhebung 2021 der Rückgang in den 5760 Mitgliedsvereinen des Württembergischen Landessportbundes (WLSB) aus. Nach 2,246 Millionen Mitgliedern im vergangenen Jahr wurden nun genau 2 193 604 Mitglieder gemeldet. Die höchsten Verluste sind dabei im Nachwuchsbereich zu verzeichnen. Über 40 000 Kinder und Jugendliche haben im Vergleich zum Vorjahr und der Vor-Corona-Zeit den Sportvereinen den Rücken gekehrt, drei Viertel davon aus der Altersgruppe bis einschließlich zehn Jahre. „Dieses Ergebnis in der Mitgliederstatistik 2021 war zu erwarten. Das ganze Ausmaß von Corona werden wir aber erst bei der nächsten Bestandserhebung Anfang 2022 zu sehen bekommen. Dann werden sich auch die Auswirkungen des zweiten Lockdowns in den Zahlen wiederfinden“, sagt WLSB-Präsident Andreas Felchle.

Die aktuelle WLSB-Mitgliederstatistik legt offen, dass die Corona-Auswirkungen nicht überall gleich sind. So sind die Sportvereine mit bis zu 1500 Mitgliedern vergleichsweise stabil durch die Krise gekommen und mussten insgesamt „nur“ ein Minus von 0,6 Prozent oder etwa 10 000 Personen hinnehmen. Bei den Großvereinen über 1500 Mitglieder bewegt sich der Verlust hingegen durchschnittlich bei etwas mehr als sechs Prozent. Einige Vereine liegen sogar bei über 15 Prozent und haben damit etwa jedes sechste Mitglied verloren.

Auch bei den einzelnen Sportarten gibt es teilweise erhebliche Veränderungen. So haben Hallensportarten zum Teil erhebliche Rückgänge zu verzeichnen. Turnen mit etwa 4,5 Prozent, Handball (3,2 Prozent), Tischtennis (2,9 Prozent) oder Volleyball (2,6 Prozent) müssen deutliche Einbußen hinnehmen. Weitaus stärker hingegen hat es Kontaktsportarten wie Ringen, Karate, Judo oder auch Tanzen getroffen mit Rückgängen von teils über zehn Prozent. Auch der Behinderten- und Rehabilitationssport ist um über acht Prozent eingebrochen. Zugewinne hingegen verzeichnen die Freiluft-Sportarten Klettern, Tennis und Golf, die offensichtlich vom vollständigen Lockdown der anderen Disziplinen profitieren konnten. Allerdings mussten die Leichtathletik, der Ski- wie auch der Radsport einen deutlichen Mitgliederschwund hinnehmen. Dieser ist wahrscheinlich auf die erheblichen Beschränkungen für Sportgruppen zurückzuführen sowie auf die geschlossenen Hallen, die für das Training im Herbst und Winter benötigt werden. Der Schwimmsport hingegen ist mit einem Minus von 1,7 Prozent vergleichsweise glimpflich bislang davongekommen, trotz verriegelter Hallenbäder. Die gesellschaftlichen Corona-Auswirkungen dürften hier vor allem durch die vielen ausgefallenen Schwimmlernkurse zu Tage treten. Kaum Unterschiede bei den Mitgliederrückgängen sind hingegen zwischen städtischen und ländlichen Gegenden festzustellen. Zwar liegt das Minus in den Sportkreisen des Großraums Stuttgart durchgängig über dem Schnitt für ganz Württemberg, was sicherlich an der Vielzahl von größerer Vereinen in dieser Region liegt. Aber auch in den Sportkreisen Heidenheim, Bodensee, Mergentheim oder Ravensburg ging die Zahl der Sportvereinsmitglieder mit jeweils um die drei Prozent überdurchschnittlich zurück. Allein der Sportkreis Tübingen kommt in diesem Jahr auf ein Plus von 0,16 Prozent, was wohl auch am deutlichen Zuwachs der Sektion Tübingen des Deutschen Alpenvereins liegen dürfte, ohne den auch dieser Sportkreis im Minus läge.

„Bis zum Jahresende 2020 haben deutlich weniger Mitglieder ihrem Verein den Rücken gekehrt als wir anfangs befürchtet haben. Alles in allem schätzen die Mitglieder die sozialen Leistungen der Vereine doch so sehr, dass sie sich solidarisch zeigen und die Treue halten. Das ist auch den TrainerInnen und Übungsleitern zu verdanken, die in den vergangenen Monaten unermüdlich versucht haben, ihre Mannschaften und Trainingsgruppen zusammenzuhalten“, sagt WLSB-Präsident Andreas Felchle. Doch die Pandemie sei noch nicht vorbei und vor allem der Einbruch im Nachwuchsbereich sei sehr schmerzhaft.

Um den Sport in Württemberg wieder dauerhaft ins Laufen zu bringen und auch den Ehrenamtlichen unter die Arme zu greifen, hat der WLSB vor kurzem einen Entwicklungsprozess gestartet. „Unter dem Leitgedanken ‚Auf geht’s! Vereint aus der Krise‘ diskutieren wir derzeit mit Vereinen, Verbänden, Sportkreisen, Wissenschaft und etlichen weiteren Gruppen über Wege, um aus dem Stillstand zu kommen und den Sport in Württemberg weiterzuentwickeln“, erklärt Präsident Felchle. Damit der Weg aus der Krise erfolgreich bewältigt werde, brauche es weiterhin die Unterstützung von Gesellschaft und Landespolitik, etwa durch einen Runden Tisch „Sport in und nach der Corona-Pandemie“ mit dem Kultus- und dem Sozialministerium.

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