Zak (Zack Gottsagen, links) und Foto: Tobis Film - Tobis Film

Zak (Zack Gottsagen), dessen Geschichte Tyler Nilson und Michael Schwartz in ihrem bemerkenswerten Debütfilm „The Peanut Butter Falcon“ erzählen, wurde mit Down Syndrom geboren. Doch er hat sein Ziel klar vor Augen: Zak will Profi-Wrestler werden. Eine zufällige Begegnung bringt ihn seinem Ziel näher.

EsslingenDer Weg zur wahren Freundschaft ist manchmal ganz schön weit – und er beginnt nicht immer gleich mit offenen Toren. Doch wenn man ein Stück des Wegs gemeinsam geht, entdeckt man bisweilen ungeahnte Gemeinsamkeiten. Nach diesem Muster hat schon manches Roadmovie ganz prima funktioniert. Und auch die Regisseure Tyler Nilson und Michael Schwartz setzen in ihrem Debütfilm „The Peanut Butter Falcon“ auf dieses bewährte Rezept. Dass ihr Erstling gelingt, ist nicht zuletzt einem Newcomer zu danken, der sogar einem so respektablen Darsteller wie Shia LaBeouf charmant und selbstbewusst Paroli bietet.

Mit seinen 22 Jahren ist Zak (Zack Gottsagen) noch viel zu jung fürs Altenheim. Doch weil er mit Down-Syndrom geboren wurde, bringt man ihn kurzerhand dorthin. Dabei träumt Zak von einer Karriere als Profi-Wrestler. Er nennt sich „The Peanut Butter Falcon“ und will partout ins Trainingscamp seines Wrestler-Idols Clint „The Salt Water Redneck“ (Thomas Haden Church), dessen Kämpfe er wieder und wieder auf Video anschaut. Der Krabbenfischer Tyler (Shia LaBeouf) hat mit Zak wenig gemeinsam. Weil er ständig seinen Kollegen deren Fang abzujagen versucht, kann ihn keiner leiden. Als Zak mit Hilfe seines Mitbewohners Carl (Bruce Dern) aus dem Altenheim flieht, gerät er auf Tylers Fischerboot. Der hat gerade mächtig Ärger am Hals, weil er sich mit zwei Kollegen angelegt und den halben Hafen abgefackelt hat. Weil ihm auch die Polizei auf den Fersen ist, muss er Zak wohl oder übel mitnehmen. Anfangs glaubt er, es müsste ein Leichtes sein, den jungen Mann loszuwerden. Doch der ist hartnäckiger, als Tyler glaubt.

Unterdessen bekommt Pflegerin Eleanor (Dakota Johnson) im Altenheim nach Zaks Flucht Ärger. Damit die Panne nicht bekannt wird, muss sie sich auf die Suche machen. Den entscheidenden Hinweis liefert Zaks Video von Salt Waters Wrestling-Schule. Während Eleanor der Spur ihres Schützlings folgt, freunden sich Tyler und Zak mehr und mehr an. Mit seiner Schlagfertigkeit, seinem Witz und seiner Lebensklugheit verblüfft er seinen Begleiter Zak ein ums andere Mal. Und als Tyler klar wird, dass der junge Mann mit seiner Aufrichtigkeit, seiner Energie, seiner Lebensklugheit und seinem Humor ganz anders ist, als er vermutet hat, begleitet er Zak auf der Flucht. Unterwegs bringt Tyler seinem neuen Freund allerlei bei, und er ermutigt ihn, sich nie un-

terkriegen zu lassen und seinen Träumen zu folgen. Und als Eleanor plötzlich auftaucht, gewinnt Zak auch ihr Herz, und aus dem Duo wird schließlich gar ein Trio.

Zack Gottsagen ist in der Kinoszene bislang ein weithin unbeschriebenes Blatt, doch der junge Mann überzeugt in dieser Rolle von der ersten bis zur letzten Sekunde. Mit seinem unbekümmerten Auftreten, seiner unwiderstehlichen Logik und seinem hintersinnigen Humor ist Zak ganz klar der strahlende Mittelpunkt dieses Films. Es ist eine Freude, ihm zuzusehen, wie er sich mit dem ungleich erfahreneren Shia LaBeouf erst kabbelt, dann anfreundet, und wie die beiden mehr und mehr zusammenwachsen. Und mit jeder Szene vergisst man mehr, dass Zak mit Down Syndrom geboren wurde. Ständig geraten die beiden in die absonderlichsten Situationen, treffen die seltsamsten Leute und müssen die größten Herausforderungen meistern. Und wer ihnen zuschaut und -hört, kann gar nicht anders, als dieses Duo zu mögen. Dass Dakota Johnson meist blass und vorhersehbar bleibt und dass die Geschichte gegen Ende schwächelt, nimmt man da billigend in Kauf. Und mancher wird vielleicht auch seine eigenen Vorurteile überdenken und sich beim Blick auf Zak daran erinnern, dass man nur mit dem Herzen gut sieht.

Auf Independent-Filmfestivals lief Tyler Nilsons und Michael Schwartz’ Debütfilm „The Peanut Butter Falcon“ mit Erfolg. Das ist mehr den beiden Hauptdarstellern und vielen netten Einfällen der Filmemacher zu verdanken als der nicht allzu überraschenden Geschichte vom Roadtrip zweier ungleicher Männer, die Freunde werden.