Die Pauluskirche vor der Coronakrise – nun gilt es zwei Meter Abstand zum Sitznachbar zu halten. Foto: Julia Schenkenhofer/Julia Schenkenhofer

Das Verbot des gemeinsamen Singens während der Gottesdienste, die vom Wochenende wieder erlaubt sind, setzt Christen zu. Für die Pfarrerin der Stuttgarter Pauluskirche, Sabine Löw, ist das Singen sogar „das zentralste Element eines Gottesdienstes“.

Stuttgart - Die Stuttgarter Christen blicken diesem Sonntag mit großer Freude entgegen. Denn an diesem Wochenende sind auch in Stuttgart wieder Gottesdienste erlaubt. Allerdings unter scharfen Bedingungen. In den katholischen bleibt das Weihwasserbecken leer. Überall gilt zudem: Das Kirchenvolk muss großen Abstand halten und auf das gemeinsame Singen verzichten.

So mischen sich in den Freudenbechern auch Wermutstropfen. „Die Kirchen und die Gottesdienste müssen für die Menschen einladend bleiben. Dies mit den Infektionsschutzmaßnahmen zu vereinbaren ist eine Gratwanderung. Um die Menschen nicht zu gefährden, müssen wir schmerzhafte Abstriche machen und zum Beispiel die Besucherzahl begrenzen“, sagt etwa der katholische Stadtdekan Christian Hermes.

Vor allem das Verbot, Gott gemeinsam im Gesang zu loben, trifft so machen Christen ins Mark. Vor allem in der evangelischen Kirche schmerzt die gravierende Einschränkung sehr, wie Sabine Löw, Pfarrerin der Pauluskirche im Westen zugibt: „Wer singt“, zitiert sie Martin Luther, „betet doppelt.“ Aus ihrer Sicht ist das Singen das zentralste Element eines Gottesdienstes. Sie wertet es als noch bedeutender als die Predigt und das Wort, das im Prostenatismus einen sehr hohen Stellenwert einnimmt. „Singen ist ein Ganzkörpererlebnis“, sagt Löw, „es setzt Glückshormone frei.“

Singen im Freien als Alternative

Gleicher Meinung ist Pfarrerin Fransiska Stocker-Schwarz, die Chefin des Bibelmuseums: „Ein Gottesdienst ohne Singen ist fast undenkbar. Ich würde mit einer Gemeinde zum Singen nach Draußen gehen und dann erst in Kirche.“ Diese Idee findet ihre Kollegin Sabine Löw „sehr, sehr gut“. Sie will nun prüfen, ob es umsetzbar ist. Ansonsten gilt die Verordnung, die das Singen verbietet, weil es als „Corona-Regen“ (Löw) gilt. Im Falle der Pauluskirche sieht das so aus: Wo sonst 600 Christen Platz finden, dürfen am Sonntag maximal 60 Gläubige Gottesdienst feiern.