Zwei Polizistinnen: In den vergangenen fünf Jahren gab es 27 Meldungen sexueller Übergriffe durch Vorgesetzte in der Polizei Baden-Württembergs. Foto: dpa/Sebastian Gollnow

Das Innenministerium bestätigt 27 Meldungen sexueller Übergriffe durch Vorgesetzte in den vergangenen fünf Jahren. 21 Fälle seien disziplinarrechtlich gewürdigt worden, zwei mit einem Strafbefehl. Drei Verfahren sind noch bei Staatsanwaltschaften anhängig.

Stuttgart - In den vergangenen fünf Jahren wurden 27 Fälle sexueller Belästigung durch Vorgesetzte in der baden-württembergischen Polizei gemeldet. Das geht aus einer Antwort des Innenministeriums auf eine Anfrage der FDP-Fraktion im Landtag hervor, die unserer Zeitung vorab vorliegt. Demnach wurden zwischen dem 1. Januar 2017 und dem 24. November diesen Jahres 25 der insgesamt 27 Verdachtsfälle an die zuständigen Staatsanwaltschaften abgegeben. Diese leitete in 17 Fällen Ermittlungsverfahren gegen die Vorgesetzten ein. Zwei dieser Verfahren endeten mit einem Strafbefehl, drei sind derzeit noch nicht abgeschlossen. In 21 Fällen wurde ein Disziplinarverfahren gegen die beschuldigten Vorgesetzten eingeleitet.

Offenbar nahmen die Ministerialen den Vorwurf einer Hauptkommissarin, der Inspekteur der Polizei, Andreas Renner, habe sie sexuell belästigt, zum Anlass, insgesamt die Fälle sexueller Belästigungen durch Vorgesetzte bei den Dienststellen und Einrichtungen der Polizei abzufragen. Aus der vornehmlich im Landespolizeipräsidium erarbeiteten Antwort geht nicht klar hervor, ob auch der Fall des obersten Polizeibeamten im Land bereits erfasst wurde.

Vor einem Monat wurde bekannt, dass der Inspekteur der Polizei eine untergebene Beamtin belästigt haben soll. Er wurde daraufhin vorläufig vom Dienst suspendiert, ein Disziplinarverfahren eingeleitet, die Staatsanwaltschaft Stuttgart leitete ein Ermittlungsverfahren ein. „Die Aufklärung ist bei weitem noch nicht abgeschlossen“, ist die innenpolitische Sprecherin der FDP, Julia Goll, überzeugt: „Wir stehen vielmehr noch am Anfang.“ Mit den Ermittlungen im Fall des Polizeiinspekteurs beauftragten die Staatsanwälte die Kriminalpolizei in Heidelberg.