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Die mutmaßliche Millionendiebin aus Stuttgart hat sich der Polizei gestellt. Ebenso wie bereits Ende Dezember ein Kollege, der dieselbe Geldtransportfirma bestohlen hatte. Doch in beiden Fällen fehlt die Beute.

Am Ende geht alles ganz unspektakulär über die Bühne. Nach monatelanger Flucht müssen Einsatzkräfte der Stuttgarter Polizei und der Bundespolizei die 42 Jahre alte Frau nur noch in Empfang nehmen, nach der sie seit Oktober gesucht haben. Der Druck durch die Fahndung mit internationalem Haftbefehl war wohl zu groß geworden. Am Stuttgarter Flughafen stellt sich die mutmaßliche Millionendiebin am Montagabend der Polizei, nachdem sie das den Ermittlern zuvor schon über ihren Rechtsanwalt angekündigt hatte.

Eingeflogen ist die deutsche Staatsbürgerin mit familiären Wurzeln auf dem Balkan an diesem Abend aus Montenegro. „Wir wissen, dass sie sich zumindest zeitweise in Bosnien aufgehalten hat“, sagt Polizeisprecherin Ilona Bonn. Ihre Haarfarbe hat die Gesuchte offenbar verändert, um nicht so leicht erkannt zu werden. Am Dienstag wird sie einem Haftrichter vorgeführt, der den bestehenden Haftbefehl aufrecht erhält und in Vollzug setzt. Die Vernehmungen halten an und werden wohl noch eine ganze Weile dauern.

Im Zentrum stehen wird dabei eine entscheidende Frage: Wo ist die Beute geblieben? Über eine Million Euro soll die Frau ihrem Arbeitgeber gestohlen haben. Sie hatte erst ein halbes Jahr bei der Stuttgarter Geldtransportfirma gearbeitet, als sie am 14. Oktober das Bargeld unbemerkt aus den Geschäftsräumen bringen konnte. Wie ihr das gelang, darüber haben sich die Fahnder bisher ausgeschwiegen. Zuvor war die Stuttgarterin polizeilich nie in Erscheinung getreten. „Die Ermittlungen zum Verbleib des Geldes dauern an“, heißt es bei der Polizei.

Das gilt aber nicht nur in diesem Fall. Denn dieselbe Firma ist vor kurzem von einem weiteren Mitarbeiter ebenfalls um eine hohe Summe gebracht worden. Ob er der abgetauchten Kollegin dabei nachgeeifert hat, ist offen – doch die Suche nach ihm währte deutlich kürzer. Der Verdächtige soll in der Nacht auf Heiligabend rund 135 000 Euro gestohlen haben. Aufgefallen ist das erst einige Tage später, am darauffolgenden Mittwoch. Ermittlungen führten rasch auf die Spur eines 27-Jährigen. Er stellte sich kurz darauf der Polizei. „Die Suche nach dem Geld läuft allerdings immer noch“, sagt Polizeisprecherin Bonn.

180 Hinweise gehen ein

Die Fahndung nach der 42-Jährigen hingegen hatte die Polizei monatelang beschäftigt. Kurz vor Weihnachten ging man schließlich damit an die Öffentlichkeit. Über 180 Hinweise wurden gezählt. Dabei ergab sich schnell der Verdacht, dass die Frau sich mit dem Geld ins Ausland abgesetzt haben könnte. Es gab Hinweise darauf, dass sich die Gesuchte auf dem Balkan aufhalten könnte. Zudem wurde von privater Seite eine Belohnung in Höhe von 37 500 Euro ausgesetzt. Dennoch tat sich zunächst nichts – bis zum Montagabend.

Erledigt hat sich mit der Festnahme ein weiterer Fahndungsschritt: Die Stuttgarter Polizei hatte erwogen, den Fall in einem Beitrag in der ZDF-Sendung „Aktenzeichen XY“ zu platzieren. Das ist nun hinfällig. Anders als die Suche nach dem Geld.