Nach Jahrzehnten der vollen Auftragsbücher muss die französische Luftfahrtbranche nun mit viel Geld gerettet werden. Der Staat hat deshalb ein 15-Milliarden-Euro-Paket geschnürt. Foto: dpa//Guillaume Horcajuelo

Paris plant 15 Milliarden Euro in den in die Krise geratenen Wirtschaftszweig zu pumpen.

Paris - Frankreichs Luftfahrtindustrie sei der Stolz der Nation. Finanzminister Bruno Le Maire will keine Zweifel aufkommen lassen, dass die von ihm versprochenen 15 Milliarden Euro gut investiert sind. So groß ist das Paket, das die Regierung zur Rettung der Branche in der Corona-Krise geschnürt hat. „100 000 Arbeitsplätze könnten verschwinden, wenn wir jetzt nicht handeln“, warnte der Finanz- und Wirtschaftsminister, der aus diesem Grund den „Ausnahmezustand“ ausruft, um „einem der größten industriellen Erfolge unserer Nation im 20. Jahrhundert“ zu Hilfe zu kommen. Allein bei dem Luft- und Raumfahrtkonzern Airbus mit Schaltzentrale in Toulouse arbeiten rund 48 000 Menschen.

Paris stützt Unternehmen mit Milliardensummen

Es ist nicht das erste Mal, dass die französische Regierung ankündigt, sehr viel Geld in die Hand zu nehmen, um einen Industriezweig zu unterstützen. Acht Milliarden Euro wurden jüngst der Autoindustrie versprochen und 18 Milliarden bekam die für Frankreich wichtige Tourismusbranche.

Im Fall der Luftfahrtbranche sollen die Milliarden nach dem Willen des Finanzministers vor allem auch dazu genutzt werden, die Unternehmen fit für die Zukunft zu machen. In den kommenden drei Jahren sollen allein 1,5 Milliarden Euro für die Forschung und Entwicklung in umweltfreundliche Technologien investiert werden. Das Ziel sei ein CO2-neutrales Flugzeug bis 2035 zu entwickeln. Man werde die nächsten Generationen von Verkehrsflugzeugen, Hubschraubern und Geschäftsflugzeugen entwickeln, erklärte Bruno Le Maire. Sie seien mit neuen Antriebssystemen ausgestattet und würden deutlich weniger Kohlenstoffdioxid ausstoßen.

Auch Air France wird subventioniert

Mögliche Kritik an den französischen Plänen durch die Welthandelsorganisation (WTO) oder die USA gegen Staatssubventionen kontert der Wirtschaftsminister ziemlich rüde. Auch die USA und China stützten ihre Luftfahrtbranche massiv, sagte Bruno Le Maire. Damit bezieht er sich auf die Tatsache, dass in dem 15-Milliarden-Euro-Plan auch sieben Milliarden Euro Kredithilfen für die Fluggesellschaft Air France stecken. „Wir werden nicht die Idioten des weltweiten Dorfes sein“, betonte der Politiker. „Was auf dem Spiel steht, ist Europas Platz in der Weltindustrie im kommenden Jahrhundert“, warnte der Minister. Man werde nicht zulassen, dass der weltweite Luftfahrt-Markt zwischen China und den USA aufgeteilt werde, Frankreich und Europa würden dort ihren Platz behalten.

Die Firmen begrüßen die Hilfe der Regierung

Airbus-Chef Guillaume Faury hatte zuvor angesichts der Corona-Krise und ihrer Folgen von einer existenziellen Bedrohung für die Branche gesprochen. Ein großes Thema ist auch die Lage der Zulieferer. Der französische Branchenverband Gifas spricht von 400 Zulieferern, die von der Krise betroffen seien. „Dieser Plan ist ehrgeizig und historisch“, reagierte Éric Trappier, Chef von Dassault Aviation und Vorsitzender des Verbandes, auf die Ankündigung der Regierung. „Der heute angekündigte Plan ist ein Gründungsakt des industriellen Frankreichs nach der Krise, das sich seine Zukunft zurückerobert.“

Kritik kommt von Umweltschützen

Die Umweltschutzorganisation Greenpeace äußerte massive Kritik an den Plänen der Regierung. Frankreich investiere zwar Milliardensummen in Luftfahrt und Autoverkehr, für die Bahn seien bisher keine Hilfen vorgesehen. Im Kampf gegen die Klimakrise müsse die Regierung dringend umsteuern. „Das sauberste Flugzeug ist eines, das nicht fliegt“, heißt es von Greenpeace.