Am Tatort am Mittwochabend in Brokstedt untersuchten Spezialkräfte den Zug. Foto: dpa/Jonas Walzberg

Der mutmaßliche Täter, der für den Messerangriff in einer Regionalbahn in Brokstedt verantwortlich sein soll, war wohl mehrfach vorbestraft und saß offenbar bis vor Kurzem in einer JVA. Welche neuen Details bekannt wurden.

Der mutmaßliche Täter von Brokstedt saß bis vor Kurzem noch in einer Hamburger Justizvollzugsanstalt (JVA). Grund sei ein Körperverletzungsdelikt gewesen, teilte die Polizeidirektion im schleswig-holsteinischen Itzehoe am Donnerstag mit. Nach dpa-Informationen war der Mann in der Hamburger JVA Billwerder untergebracht. Zuletzt war der staatenlose Palästinenser nach Polizeiangaben ohne festen Wohnsitz.

Der 33-Jährige soll am Mittwoch in der Regionalbahn von Kiel nach Hamburg während der Fahrt mit einem Messer auf Fahrgäste eingestochen haben. Eine 16-Jährige und einen 19-Jähriger starben. Beide Opfer erlitten nach Angaben einer Polizeisprecherin schwerste Stichverletzungen, die zum Tod geführt haben. Nach Angaben der Polizei kannten sich die beiden Todesopfer, die aus Schleswig-Holstein kamen.

Zeugen überwältigten den Angreifer

Nach Angaben der Staatsanwaltschaft Itzehoe gibt es keine Hinweise auf einen terroristischen Hintergrund der Tat, bei der es nach ersten Erkenntnissen zudem sieben Verletzte gab. Die Stichwaffe des Täters habe die Kriminalpolizei sicherstellen können. Auch der mutmaßliche Täter, den Zeugen überwältigten, wurde verletzt und von der Polizei auf dem Bahnhof von Brokstedt festgenommen. Zum Zeitpunkt der tödlichen Messerattacke saßen rund 120 Menschen in der Regionalbahn zwischen Kiel und Hamburg.

Menschen, die außer der palästinensischen Staatsangehörigkeit keine weitere besitzen, werden von Deutschland als staatenlos betrachtet. Denn wie die Mehrheit der EU-Staaten erkennt auch die Bundesrepublik die palästinensischen Gebiete nicht als eigenständigen Staat an. Das heißt aber nicht, dass grundsätzlich alle Palästinenser staatenlos sind, sie können zum Beispiel einen jordanischen oder israelischen Pass besitzen.

Mutmaßlicher Täter war zuvor schon im Gefängnis

Der 33-Jährige wird voraussichtlich noch am Donnerstag einem Haftrichter vorgeführt. Der Beschuldigte befinde sich nicht mehr in ärztlicher Behandlung, sondern im Gewahrsam der Polizei, teilte die Polizei mit. Die Hintergründe der Tat seien weiterhin unbekannt. Der mutmaßliche Täter von Brokstedt saß bis vor kurzem noch in einer Hamburger Justizvollzugsanstalt (JVA). Grund sei ein Körperverletzungsdelikt gewesen, teilte die Polizeidirektion in Itzehoe mit. Nach dpa-Informationen war der Mann in der Hamburger JVA Billwerder untergebracht.

In dem Regionalzug gab es nach Polizeiangaben keine Videoüberwachung. Die Polizei richtete eine Telefonnummer für Zeugen ein und bittet Mitfahrer des Zuges, die noch nicht mit der Polizei gesprochen haben, sich unter +49 4821 602 2002 zu melden.

Das Parlament in Kiel begann seine Sitzung mit einer Gedenkminute für die Opfer des Angriffs. Auf die Frage nach einem Tatmotiv sagte die Innenministerin: „Wir sind mit Hochdruck dabei, sämtliche Fakten zusammenzutragen“. Weitere Informationen soll es bei einer Pressekonferenz geben, die für 14.00 Uhr anberaumt ist.

Gebete für die Opfer

Sütterlin-Waack dankte dem „mutigen, ja heldenhaften Einsatz einiger Mitreisender“ im Regionalexpress. Sie erwähnte nicht nur die vielen Helfer, sondern auch die Mitarbeiterinnen der örtlichen Bäckerei, die Einsatzkräfte und Reisende kostenlos mit heißen Getränken und Backwaren versorgten. „Was wären wir ohne euch.“

Der Hamburger Erzbischof Stefan Heße rief zu Gebeten für die Opfer und Betroffenen der Zugattacke von Brokstedt auf. „Ich habe alle Gemeinden in Schleswig-Holstein gebeten, in den Gottesdiensten in den kommenden Tagen besonders für die Betroffenen zu beten“, sagte er. Das Verbrechen versetze ein ganzes Land in tiefe Trauer und Fassungslosigkeit.