Unterstützer von Memorial stehen vor dem Gerichtsgebäude in Moskau. Foto: AFP/NATALIA KOLESNIKOVA

Das oberste Gericht Russlands hat die Menschenrechtsorganisation „Memorial“ aufgelöst. Sie soll nach Ansicht der Generalstaatsanwaltschaft gegen russisches Gesetz verstoßen haben.

Moskau - Der Oberste Gerichtshof in Russland hat die Menschenrechtsorganisation Memorial aufgelöst. Das Gericht folgte mit der Entscheidung einem entsprechenden Antrag der Generalstaatsanwaltschaft, wie die russische Agentur Interfax am Dienstag berichtete. Demnach will die 1988 gegründete Organisation den Beschluss anfechten. Amnesty International und andere zivilgesellschaftliche Organisationen sprachen von einem „schweren Schlag für die russische Gesellschaft“.

Memorial war seit 2016 in Russland als „Ausländischer Agent“ registriert, weil die Organisation teilweise aus dem Ausland finanziert wird. Ihr wurde vorgeworfen, gegen ein entsprechendes Gesetz verstoßen zu haben. Laut Interfax sollen auch die regionalen Zweigstellen der Organisation verboten werden. Der Memorial-Vorsitzende Jan Rachinsky sagte laut dem Bericht, seine Organisation wolle zunächst bei nationalen Gerichten Berufung einlegen. Wenn nötig, werde man vor den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte ziehen.

Menschenrechtsorganisationen kritisierten die Entscheidung des russischen Gerichts scharf. „Memorial steht wie keine andere Organisation für ein offenes, menschenfreundliches, demokratisches Russland, das die Versöhnung innerhalb der eigenen Gesellschaft und mit seinen Nachbarn sucht“, hieß es in einer unter anderem von Amnesty International, der Heinrich-Böll-Stiftung und dem Deutschen Pen-Zentrum unterzeichneten Erklärung. Das Verbot sei politisch motiviert. Der russische Staat bekämpfe die Auseinandersetzung mit der eigenen Unrechtsgeschichte.