Übereinstimmenden Medienberichten nach will Cem Özdemir für das Amt des Ministerpräsidenten kandidieren und soll Winfried Kretschmann beerben. Am Mittag soll dies offiziell gemacht werden.
Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir will übereinstimmenden Medienberichten zufolge Ministerpräsident von Baden-Württemberg werden. Worüber schon seit längerer Zeit spekuliert worden war, soll Informationen des „RedaktionsNetzwerks Deutschland“ (RND) und der „Bild“-Zeitung und des Südwestrundfunks (SWR) nach zutreffen. Das RND will dies aus führenden Parteikreisen wissen. Özdemir will den amtierendenden Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann damit als Spitzenkandidat der Grünen bei der Landtagswahl 2026 beerben. Eine offizielle Bestätigung der Partei gab es dafür zunächst nicht.
Zum „Realo“-Flügel gezählt
Özdemir wird seit Monaten als aussichtsreichster Kandidat für die Spitzenkandidatur der Grünen bei der nächsten Landtagswahl im Frühjahr 2026 gehandelt. Amtsinhaber Winfried Kretschmann (Grüne) wird bei der Wahl nicht mehr antreten. Nur Özdemir sei ähnlich bekannt wie Kretschmann, war aus der Partei in den vergangenen Monaten übereinstimmend zu hören gewesen. Zudem könne der Bundeslandwirtschaftsminister auf eine lange politische Erfahrung zurückgreifen und wird wie Kretschmann zum pragmatischen „Realo“-Flügel seiner Partei gezählt.
Der wohl aussichtsreichste Herausforderer Özdemirs dürfte der neue CDU-Landesvorsitzende und Fraktionsvorsitzende Manuel Hagel sein. Der 36-Jährige ist der neue starke Mann der CDU in Baden-Württemberg und löste Ende 2023 Landesinnenminister Thomas Strobl als Chef der Südwest-CDU ab. Er hat sich bisher allerdings noch nicht zur Spitzenkandidatur erklärt.
Die Landtagswahl im Frühjahr 2026, für die ein genauer Wahltermin noch nicht feststeht, dürfte für die Grünen eine große Herausforderung werden. In Meinungsumfragen lag die CDU im Südwesten zuletzt mit mehr als zehn Prozentpunkten Vorsprung deutlich vor den Grünen - auch bei der Europawahl musste die Ökopartei teils heftige Verluste in allen Stadt- und Landkreisen Baden-Württembergs hinnehmen.
Özdemir stammt aus Bad Urach
Bei der Landtagswahl im März 2021 hatten die Grünen 32,6 Prozent erreicht, die CDU kam auf 24,1 Prozent, die SPD auf 11, die FDP auf 10,5 und die AfD auf 9,7 Prozent.
Özdemir stammt aus Bad Urach am Fuße der schwäbischen Alb und ist ein Sohn türkischer Gastarbeiter. Nach der Mittleren Reife und einer Ausbildung zum Erzieher studierte Özdemir Sozialpädagogik. Seit 1981 ist er Mitglied der Grünen, von 2008 bis 2018 war er Bundesvorsitzender der Partei. 1994 wurde er in den Bundestag gewählt - als erster Abgeordneter mit türkischen Wurzeln.
Auf Ärger um dienstlich gesammelte, aber privat genutzte Bonusmeilen und einen Privatkredit folgte ab 2002 eine bundespolitischen Auszeit in den USA und Brüssel. Von 2004 bis 2008 war Özdemir Mitglied im EU-Parlament. Seit 2013 sitzt er wieder im Bundestag, 2021 holte er im Wahlkreis Stuttgart I mit 40 Prozent der Erststimmen das Direktmandat. Im Dezember 2021 wurde er im Ampel-Kabinett von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) zum Bundeslandwirtschaftsminister.
Mit der offiziellen Erklärung wird am Mittag gerechnet.