Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsidentin Manuela Schwesig war bei Maybrit Illner zu Gast (Archivbild). Foto: imago images/BildFunkMV/Norbert Fellechner via www.imago-images.de

Von Homeoffice über Inzidenzzahlen, von Maskenpflicht bis hin zum Impfen – kaum ein Corona-Thema bleibt bei Maybrit Illner unberührt. Eine Diskussion, bisweilen etwas unstrukturiert, aber beileibe nicht uninteressant.

Stuttgart - Sascha Lobo ist ja nicht nur wegen seinem markanten Äußerem eine eher auffällige Erscheinung. Der Journalist und Blogger findet meistens auch ziemlich klare Worte bei den Themen, zu denen er sich meldet. Und auch wenn es oft so scheint, als sei Lobo im Hauptberuf Besserwisser, es lohnt sich doch meistens zuzuhören.

Sascha Lobo platzt der Kragen

Als Maybrit Illner am Donnerstagabend zu einem wilden, verbalen Ritt durch die aktuellen Corona-Themen geladen hatte, der von Homeoffice über Schule, von Inzidenzzahlen bis zum Impfen reichte, da durften sich erst andere loben. Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD), vor allem aber Kanzleramtsminister (CDU) Arne Braun hatten das in Sachen Homeoffice gerade getan, da platzte dem Mann mit dem Irokesenschnitt dann doch der Kragen. Jeder Kinderspaziergang sei in der Vergangenheit härter reguliert gewesen als der Büroalltag, so Lobo. Und: „Die jetzt gefassten Beschlüsse bleiben genauso labbelig – die so genannte Pflicht zum Homeoffice ist keine Pflicht“.

Natürlich muss Braun da heftig widersprechen, und verweist auf die Gesetzeslage. Lobo hingegen verweist auf den Alltag in vielen Betrieben. Da würden Arbeitnehmer, die lieber zu Hause bleiben wollten, so lange so schief angeschaut, bis der Psychodruck funktioniere – und die Menschen „freiwillig“ kommen. Gegen den Willen des Arbeitnehmers, das hatte Braun zuvor eingeräumt, könne die Homeofficepflicht nicht durchgesetzt werden.

Eine Erfindung, die Leben retten kann

Die Medizinethikerin Christiane Woopen brachte noch die Erfindung einer deutschen Firma ins Spiel. Kleine Geräte, die den Abstand zwischen zwei Menschen ziemlich genau anzeigen und piepsen, wenn die 1,5 Meter unterschritten werden. Ein elektronisches Helferlein, mit dem auch Infektionskontakte tagesaktuell nachverfolgt werden könnten. Doch damit drang sie nicht wirklich durch, die Idee versandete in der Fülle weiterer Themen.

Melanie Brinkmann, die Virologin aus Braunschweig, plädierte für eine bessere Kommunikation. Den Lockdown nicht mit einem Datum verbinden, sonst sei am 14. Februar die Enttäuschung groß, besser sei ein Ziel im Bereich der Inzidenzzahlen. Und die müssten weit niedriger sein, als bisher geplant: „Das strategische Ziel von einer Inzidenz 50 ist falsch“. Im Sommer war das Land schließlich weit darunter – gebracht hat es nicht viel. Brinkmann warnte eindringlich und nachdrücklich vor den mutierten Varianten des Virus. Breite das sich aus, dann reichten die aktuellen Maßnahmen bei weitem nicht aus.

In acht Wochen ist alles gut – vielleicht

Was bleibt, ist die Hoffnung auf einen Impfstoff – und das Prinzip Hoffnung. In sechs bis acht Wochen seien die Impfzentren voll, versprach Helge Braun. Dass das rettende Serum im Augenblick knapp sei, das seien Anfangsschwierigkeiten. Sehr bedauerlich zwar, aber kaum zu verhindern. Das provoziert heftigen Widerspruch. Die USA haben den Impfstoff aus Deutschland im Juli bestellt, die EU erst im November, erklärt Sascha Lobo – und Israel habe schlicht den dreifachen Preis bezahlt. Sein Fazit: die EU habe an der falschen Stelle gefeilscht. Unterstützung gab es dafür von Manuela Schwesig: „Die EU hat nicht auf alle Impfstoffkandidaten gesetzt“. Ihre Befürchtung: Wenn wir im Juli genügend Impfstoff haben, dann könnte es zu spät sein, da das Virus schon mehrfach mutiert sein könnte.

Helge Braun versuchte es mit Impfoptimismus, man musste aber genau zuhören. Nur für den Fall, dass „uns die Mutation nicht erwischt“, sagte der Kanzleramtsminister eine radikale Besserung der Situation für den Sommer voraus. Und er warnte davor, dass ein falsches Bild vermittelt werden könnte: Impfen statt Lockdown – das funktioniert nicht.