Matthias Maurer auf dem Weg zur Startrampe. Foto: dpa/John Raoux

Immer wieder wurde der Start zur ISS verschoben, rund zehn Tage musste sich Matthias Maurer gedulden - aber jetzt ist er zum zwölften Deutschen im All geworden. Die Nasa schwärmt von einem „perfekten Start“. Die eigentliche Arbeit fängt für Maurer jetzt aber erst an

Cape Canaveral - Nach zahlreichen Verschiebungen ist der deutsche Astronaut Matthias Maurer mit einem „Bilderbuch-Start“ zur Internationalen Raumstation ISS aufgebrochen - und zum zwölften Deutschen im All geworden. Der 51-jährige Saarländer startete am Donnerstag gemeinsam mit drei Nasa-Kollegen mithilfe einer „Falcon 9“-Rakete an Bord eines „Crew Dragon“ vom Weltraumbahnhof Cape Canaveral im US-Bundesstaat Florida zur Internationalen Raumstation ISS. Damit ist erstmals seit drei Jahren wieder ein deutscher Astronaut im All.

„Aus meiner Sicht war das ein toller Start“, sagte Maurers Kollege Alexander Gerst, der 2018 als zuvor letzter Deutscher auf der ISS war, der Deutschen Presse-Agentur in Cape Canaveral. Auch Nasa-Manager Steve Stich sprach von einem „perfekten Start“. Einige durchziehende Regenschauer hatten zuletzt noch Sorge bereitet, verzogen sich dann aber rechtzeitig.

22 Flugstunden für deutschen Astronauten

Der ursprünglich für das letzte Oktober-Wochenende geplante Start war zuvor mehrfach verschoben worden - erst wegen schlechter Wetterbedingungen, dann wegen eines „kleineren medizinischen Problems“ bei einem der Crew-Mitglieder, und schließlich musste erst eine andere Crew von der ISS zurückgeholt werden. „Wir haben natürlich alle mitgefiebert bei den vielen Verzögerungen“, sagte Gerst. Er habe mit Maurer aber in den vergangenen Tagen „immer wieder Kontakt“ gehabt und die Crew sei „entspannt“ geblieben.

„Es waren zwei sehr aufregende Wochen und wir haben herausgefunden, was wir für ein vielseitiges, wachsames und großartiges Team haben“, sagte Nasa-Managerin Kathy Lueders. Es handelt sich um den dritten Astronauten-Transport zur ISS mit einem Raumschiff von SpaceX, zuvor hatte es schon einen erfolgreichen bemannten Test mit einem „Crew Dragon“ gegeben.

Nach rund 22 Flugstunden sollten Maurer und seine Nasa-Kollegen Thomas Marshburn, Raja Chari und Kayla Barron - die sogenannte „Crew-3“ - am Freitag an der ISS andocken. Als Maskottchen nahmen sie eine Stoff-Schildkröte mit an Bord ihres „Crew Dragon“, die kurz nach dem Start zu schweben begann und so den Beginn der Schwerelosigkeit anzeigte. Chari und Barron gehören einer Astronauten-Auswahlgruppe der Nasa an, die liebevoll als „Schildkröten“ bekannt ist.

Astronaut soll Experimente durchführen

Maurer ist der erste Deutsche, der in einem „Crew Dragon“ der privaten Raumfahrtbehörde SpaceX von Elon Musk geflogen ist. Der Astronaut soll auf der ISS in rund 400 Kilometern Höhe etwa sechs Monate lang zahlreiche Experimente durchführen, außerdem soll der Astronaut der europäischen Weltraumorganisation (Esa) wohl auch einen Außeneinsatz absolvieren. Maurer ist mit 51 Jahren der älteste deutsche Raumfahrer bei einem Erstflug. Der Mann mit einem Doktortitel in Materialwissenschaft ließ nach seiner Bewerbung bei der Esa mehr als 8000 Kandidaten hinter sich und trainierte jahrelang für die Reise in die Schwerelosigkeit.

Eigentlich hätte Maurer auf der ISS auch seinen französischen Kollegen Thomas Pesquet treffen sollen, der seit April dort war. Wegen der vielen Verschiebungen hatten Pesquet und seine Crew - die Nasa-Astronauten Shane Kimbrough und Megan McArthur sowie der japanische Astronaut Akihiko Hoshide - das Eintreffen der „Crew-3“ nun aber nicht mehr abwarten können und waren bereits am Dienstag zur Erde zurückgekehrt. Im Anschluss an Maurer soll 2022 die italienische Esa-Astronautin Samantha Cristoforetti zur ISS fliegen - damit wären zum ersten Mal drei Esa-Astronauten nacheinander auf der Raumstation.

Wenige Stunden vor dem Start verabschiedete sich Maurer via Kurznachrichtendienst Twitter vorübergehend von der Erde. „Unser Drache hat lange genug gewartet“, schrieb der Astronaut. „Die nächsten Updates kommen aus dem Orbit!“