In Bad Cannstatt wird sehr emotional über die Einrichtung eines geplanten Maßregelvollzugs gestritten. Foto: Lichtgut/Kovalenko

Der Streit um die Einrichtung einer forensischen Psychiatrie in Bad Cannstatt eskaliert. Nun hat Sozialminister Manfred Lucha auf Kritik der Ärzteschaft reagiert.

Sozialminister Manfred Lucha (Grüne) hat die zahlreichen Bedenken der Stuttgarter Ärzteschaft an dem geplanten Maßregelvollzugs für psychisch kranke Straftäter im ehemaligen Rotkreuzkrankenhaus in Bad Cannstatt scharf zurückgewiesen. So wirft das Haus von Lucha dem Vorsitzenden der Stuttgarter Ärzteschaft, Markus Klett, in einem uns vorliegenden Antwortschreiben „Defizite im Informationsstand“ vor und zeigt seine Verwunderung über die Aussagen zum Thema Finanzen. Das Ministerium hatte den Umbau des ehemaligen Rotkreuzkrankenhauses in einer ersten Schätzung mit rund 35 Millionen Euro angegeben. Das Ministerium betont nun, dass es eine Kostenschätzung sei und das Land sparsam mit Ausgaben umgehe.

Ausgänge außerhalb der Klinik geplant

Zur Standortfrage ruft der Minister die Ärzteschaft zur Zurückhaltung auf. „Angesichts der Komplexität des Fachgebiets der forensischen Psychiatrie erscheint es ratsam, konkrete Standortbewertungen vorzugsweise solchen Personen zu überlassen, die über entsprechende Fachkenntnisse verfügen.“ In Bad Cannstatt seien die psychisch kranken straffällig gewordenen Menschen in ihrem letzten Behandlungsabschnitt untergebracht, die Lockerungen hätten wie Ausgänge außerhalb der Klinik und sich da bewährt hätten und nun wohnortnah untergebracht seien. Nur für eine kleine Patientengruppe, die im Bedarfsfall vorübergehend geschlossen geführt werden müsse, sei eine gesicherte Möglichkeit für den Aufenthalt unter freiem Himmel vorgesehen. Dabei handele es sich um Ausgänge, nicht um Hofgänge, so das Sozialministerium. Da es sich in Bad Cannstatt um offen geführte Patienten handeln werde, könnten diese außerhalb der Klinik innerhalb der Stadt stattfinden.

Den Vorschlag, stattdessen eine Lungenklinik einzurichten, lehnt Lucha kategorisch ab. Es gebe in Stuttgart bereits zwei ausgewiesene Lungenkliniken am Katharinenhospital und am Robert-Bosch-Krankenhaus.