In Einkaufszentren wie den Mercaden in Böblingen gilt seit 3. April keine Maskenpflicht mehr. Diese kann aber per Hausrecht weiterhin durchgesetzt werden. Foto: Stefanie Schlecht

Eigentlich ist in Restaurants, Supermärkten und Kulturstätten keine Maske mehr nötig, auch nicht 2 G oder 3 G. Doch an zig Orten in Stuttgart und der Region gelten strengere Regeln. Erzeugt das keinen Ärger?

Es sind erstaunlich viele Läden, Cafés, kulturelle und sportliche Einrichtungen oder auch Rathäuser, in denen momentan strengere Corona-Regeln gelten als gesetzlich vorgeschrieben. An etlichen Orten wird entweder eine Maskenpflicht aufrecht gehalten, obwohl diese dort seit 3. April nicht mehr nötig wäre, oder alternativ werden nur Genesene und Geimpfte hereingelassen. Wie reagieren die Menschen darauf, erzeugt das Ärger und Diskussionen?

Im Merlin gilt 2 G, aber keine Maskenpflicht

Im Stuttgarter Kulturzentrum Merlin sei deutlich mehr Lob als Kritik für die Entscheidung angekommen, dass weiterhin nur Geimpfte und Genesene Zutritt hätten, sagt die Geschäftsführerin Annette Loers. „Nur am ersten Tag gab es ein paar Diskussionen, weil es sich noch nicht rumgesprochen hatte.“ Mindestens noch bis Ostern soll die 2G-Regel im Merlin bestehen bleiben, „dann entscheiden wir erneut, wir beobachten die Lage“. Auf der Homepage würden die Gäste immer die aktuellen Einlassbedingungen finden. Eine Maskenpflicht gilt nicht mehr im Merlin, „das war für uns schwierig zu kontrollieren, weil bei Konzerten die Leute beisammen stehen und Bier trinken“. Man rate aber weiterhin zur Maske, „und die meisten setzen dies auch um“.

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Bereits in den vergangenen Monaten war das Merlin eher strenger oder früher dran, was die Corona-Regeln betraf. So schloss das Kulturzentrum bereits Anfang Dezember 2021, als andere Kulturinstitutionen und Clubs noch geöffnet hatten. Doch bisher hat sich diese Vorsicht bewährt: „In unserem fest angestellten Team ist noch niemand krank geworden, obwohl wir durch die Veranstaltungen zurzeit alle 300 bis 400 Kontakte pro Woche haben“, sagt Annette Loers. Weil das Team im Merlin vergleichsweise klein sei, würde es schon reichen, wenn drei oder vier parallel krank würden, „dann müssten wir zumachen und hätten einen unverordneten Lockdown“.

Viele setzen noch auf Maskenpflicht

Während das Merlin mit seiner 2G-Regel eher alleine da steht, ist eine weiterhin geltende Maskenpflicht keine Ausnahme in Stuttgart und der Region. Diese gilt unter anderem in der Stadtbücherei in Schorndorf, im Amtsgericht in Böblingen, in allen Gebäuden der Stadt Leonberg inklusive Hallenbad, im Biomarkt Plattsalat in Stuttgart-West, im Sportgeschäft Katzmaier und der Metzgerei Cantz in Stuttgart-Degerloch, im Kulturkabinett in Bad Cannstatt sowie in den Rathäusern von Herrenberg, Gärtringen und Esslingen. Teilweise gilt sogar eine FFP2-Maskenpflicht, etwa im Esslinger Rathaus oder bei Rats- und Ausschusssitzungen in Leonberg.

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Auch in vielen Stuttgarter Lokalen muss weiterhin Maske getragen werden; beispielsweise im Café Kaiserbau, in der Gelateria und in der Pizzeria L.A. Signorina am Marienplatz, ebenso im Casa del Consumo im Heusteigviertel sowie in der Gaststätte Lehen. In den Lokalen am Marienplatz soll die Maskenpflicht vorerst bis Ende April gelten, sagt die Geschäftsführerin Martina Schneider, „ein Monat länger macht kaum einen Unterschied und die Maske schmerzt niemanden“. Die Infektionszahlen seien noch zu hoch, als dass in Innenräumen alle Gäste und Mitarbeitenden ohne Maske sein könnten, erklärt sie. Und das Wetter sei zu unbeständig – was zur Folge habe, dass man Türen und Fenster in den Lokalen nicht ständig öffnen könnte. Zudem habe es zuletzt viele positive Tests im Team gegeben, „und wir wollen unsere Mitarbeitenden schützen“.

Bisher hat Martina Schneider bewusst darauf verzichtet, in den sozialen Medien bekannt zu geben, dass in den von ihr geführten Lokalen am Stuttgarter Marienplatz weiterhin Maskenpflicht gilt. Die Gäste werden lediglich durch Aushänge darauf aufmerksam gemacht. Zwar habe sie noch keine negativen Reaktionen erhalten, „aber zurzeit sind alle etwas angespannt“.

Weiterhin nur geimpfte, genesene oder getestete Gäste einzulassen, wäre für sie keine Option: „Wir sind erleichtert, keine Nachweise mehr kontrollieren zu müssen. Das ist nicht unsere Aufgabe.“ Und auch die Maskenpflicht soll bei ihnen fallen, sobald die Infektionszahlen sinken – womöglich schon Anfang Mai. „Wir freuen uns darauf, wenn wir auf die Maske verzichten können“, betont sie. „Aber das machen wir erst, wenn wir uns sicher fühlen.“

Manche wählen einen Zwischenweg

Andere Institutionen machen zwar nicht von ihrem Hausrecht Gebrauch, empfehlen aber dringend, Maske zu tragen. So verfährt etwa das Blaue Haus in Böblingen. In Einzelfällen „behalte man sich auch vor, auf das Maskentragen zu bestehen“, heißt es in der Kulturstätte. Ähnlich ist es im Literaturarchiv in Marbach. Dort wird von den Mitarbeitenden verlangt, in öffentlichen Bereichen und überall dort einen Mundschutz zu tragen, wo der Abstand von 1,5 Metern nicht eingehalten werden kann – auch im Freien. Das Maskengebot betreffe ebenfalls Gäste der Museen und Veranstaltungen. An den Sitzplätzen im Lesesaal dürfe der Mundschutz zwar abgenommen werden, „wir empfehlen jedoch weiter, die Maske zu tragen“, teilt der Verwaltungsleiter Steffen Schmidt mit.

Bei der Kreissparkasse Esslingen-Nürtingen hängen ebenfalls noch Schilder mit der Bitte, dass Kundinnen und Kunden Maske tragen. Sollte jemand dies nicht wollen, werde diese Entscheidung zwar „respektiert und akzeptiert“, bei längeren Beratungsgesprächen bestehe man jedoch darauf – andernfalls werde der Termin online oder telefonisch angeboten, erklärt Odin Hug aus der Unternehmenskommunikation. Grund dafür seien die hohen Infektionszahlen. Man habe die Pflicht, die Mitarbeitenden zu schützen. Und das Tragen einer Maske habe gezeigt, „wie einfach und wirkungsvoll ein Schutz vor Ansteckung sein kann“.

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