Die neue Mensa und der sanierte Schulhof Foto: /Edgar Rehberger

Die Martin-Luther-Schule hat schwierige Zeiten hinter sich. Der Bau der neuen Mensa und die Sanierung des Schulhofes haben viel abverlangt. Jetzt sind die Arbeiten weitgehend abgeschlossen, ist alles nutzbar.

Bad Cannstatt - Markus Dölker ist zufrieden. „Die neue Mensa ist das Herz der Schule, verbindet die Turnhalle mit dem Hauptgebäude.“ Der Schulleiter der Martin-Luther-Schule atmet auf, hat er jetzt endlich mehr Platz für die 470 Schülerinnen und Schüler und 30 Lehrkräfte. Dieser war durch den Ganztagesbetrieb dringend erforderlich geworden. Knapp vier Millionen Euro hat der Gemeinderat für den Neubau bereitgestellt. Vor drei Jahren wurde die alte Überdachung im Schulhof abgerissen. 18 Monate war für die Arbeiten veranschlagt worden. Doch erst einmal mussten die Bauarbeiten ruhen.

Archäologen wurden fündig

Da in diesem Bereich historische Funde vermutet wurden – die Schule liegt direkt neben dem Uff-Kirchhof, der schon im Mittelalter als Grabstätte genutzt wurde – hat das Landesdenkmalamt den Untergrund unter die Lupe genommen. Und ist auf einem Teil der 800 Quadratmeter großen Baufläche fündig geworden. Insgesamt sechs komplette Urnengräber wurden freigelegt, in drei weiteren wurden Reste von Gefäßen gefunden. Sie stammen aus der Spätbronzezeit 1000 vor Christus. Damit war nicht gerechnet worden. Es war der erste Ort in Cannstatt mit Hinterlassenschaften aus der Urnenfelderzeit, der entdeckt wurde. Vier Archäologen arbeiteten vor Ort, trugen zentimeterweise Erde ab. Die Funde wurden fotografiert, beschrieben, messtechnisch bearbeitet und an die Restaurierungswerkstatt des Landesdenkmalamtes weitergeleitet. Dölkers Wunsch, die Fundstücke etwa in Vitrinen auch zu zeigen, fiel auf fruchtbaren Boden. Das Landesdenkmal und auch das Schulverwaltungsamt unterstützen das Vorhaben. In der neuen Mensa, die seit Schuljahresbeginn genutzt wird, ist bereits eine Stelle auserkoren.

Die offizielle Einweihung der neuen Mensawar für März vorgesehen, fiel jedoch Corona zum Opfer. „Sie wird aber nachgeholt.“ Die Funde im Boden haben den Bau nicht wesentlich verzögert, aber die Arbeiten der Netze Stuttgart an den Versorgungsleitungen für den Neckarpark, die direkt an der Schule vorbeiführen. „Da gab es Platzprobleme für die Baufahrzeuge.“ 18 Monate waren veranschlagt, etwa drei Monate kamen dazu. Alles blieb jedoch im Rahmen, auch die Kosten.

Essen im Drei-Schicht-Betrieb

Knapp 350 Kinder des Ganztages waren die ersten, die nach den Sommerferien in der Mensa essen konnten. Seit Februar nutzen auch etwa 100 der 200 Schülerinnen und der Schüler aus der Kernzeit das Essensangebot. Mit dabei sind Mitarbeiter der verlässlichen Grundschule. Gegessen wird im Drei-Schicht-Betrieb. „Mir war wichtig, dass alle Schüler und nicht nur die aus dem Ganztagesbereich Möglichkeit zum Mittagessen haben,“ betont der Schulleiter. „Im Mittelpunkt steht bei uns das Kind.“ Die Martin-Luther-Schule versteht sich als Stadtteilschule, mit all den Vernetzungen, die sich bieten. Etwa mit dem Haus der Familie. Zudem sollte es auch keine Rivalität unter den Eltern geben. Dies wirke sich auch auf die Elternarbeit aus. So haben Eltern Mund-Nase-Masken genäht, die mit Waschanleitung an die Schüler ausgegeben werden, die keine haben.

Der Bezirk Cannstatt-Mitte, aus dem die Schülerschaft der Grundschule kommt, weist, so Dölker, eine hohe Kinderzahl auf. Viele Kinder haben eine Bonuscard. Deshalb war es Dölker auch so ungemein wichtig, dass allen 470 Schülern die Möglichkeit zum Mittagessen geboten wird. Dies sei auch den Eltern wichtig gewesen. So wird auch sichergestellt, dass nicht zwischen den beiden Zügen gewechselt werden muss. Während der Bauphase kam es immer wieder dazu, dass kleine Änderungen vorgenommen wurden. „Es war nicht immer einfach, aber wir haben immer eine Lösung gefunden.“

Platz optimal genutzt

Viele Überlegungen waren auch nötig, um eine Regelung für den verkleinerten Schulhof zu finden, der durch die Bauarbeiten zudem eingeschränkt war. „Das war für alle belastend. Ständig mussten neue Pläne erstellt werden, um den wenigen Platz optimal zu nutzen.“ Nach dem Mensabau ging es mit der Umgestaltung des Schulhofes weiter. „Das ging quasi Hand in Hand.“ 950 000 Euro wurden in Sanierung des Schulhofesund neue Außenanlagen investiert. Die Sporthalle erhielt einen Zugang mit Rampe, daneben entstand ein Fußballfeld mit Fangnetzen, dahinter die Weitsprunganlage. Daran grenzt ein Spiel- und Sitzbereich mit Tischtennisplatten an, der zum Klettern animiert. Verwendet wurden viel Naturmaterialien. Dem Bewegungsbereich schließt sich ein Kommunikationsbereich, die „kommunikative Mitte“, an. Am Ende des Schulhofes befindet sich ein Atrium mit Multifunktionsbereich, der auch als Außenklassenzimmer genutzt werden kann. Derzeit finden noch Restarbeiten direkt an der neuen Mensa statt. „Da werden noch der Lieferzugang, der Entsorgungsbereich und eine Balanciermöglichkeit für Kinder installiert.“

Auch für Veranstaltungen nutzbar

Durch die neue Mensa, die auch für Veranstaltungen genutzt werden kann, und Umstrukturierungen sind zusätzliche Lehrerzimmer und Räume für Schulsozialarbeit und Vorbereitungsklassen entstanden. „Das sorgt für reichlich Entspannung. Die Zeit der beengten Verhältnisse ist vorbei.“ Die Baumaßnahmen an der Grundschule sind noch nicht abgeschlossen. Es folgt noch die Fassade der Turnhalle und die Sanierung des mehr als 100 Jahre alten Hauptgebäudes. Dies ist jedoch erst einmal aufgeschoben.