Viele junge Menschen haben bei der Europawahl AfD gewählt. Die Schuld wird gerne TikTok zugeschoben. Das ist dem Schüler Florian Fabricius zu einfach – bei Markus Lanz platzt es aus ihm heraus.
TikTok sei Schuld daran, dass rund 16 Prozent der jungen Menschen bei der Europawahl AfD gewählt haben. Eine These, die seit der Europawahl immer wieder zu hören ist. Florian Fabricius, Generalsekretär der Bundesschülerkonferenz, wehrte sich am Dienstagabend bei Markus Lanz gegen diese Darstellung. „Was wir bei der Europawahl gesehen haben: Wir als Jugendliche, wir haben ernsthafte Sorgen: bezahlbarer Wohnraum, Inflation, Krieg“, platze es aus ihm heraus. Eigentlich Thema der Runde: Künstliche Intelligenz und Bildung. Was man von Politikern bekomme, sei aber keine Politik, die sich Jugendlichen widmet, so der 18-Jährige.
Scholz zeigt seine Aktentasche auf TikTok
Vielmehr zeige Bundeskanzler Olaf Scholz seine Aktentasche auf TikTok und meine, damit sei es „abgefrühstückt“ und die Jugendlichen beteiligt, kritisierte er. Gleichzeitig belasteten die Politiker die Jugend mit Rentenpaketen und zu niedrigen BAföG-Sätzen. „Ich glaube, die Wahlergebnisse sind auch deshalb so deutlich, weil wir Jugendlichen uns irgendwann einfach ein bisschen verarscht fühlen“, sagte er. Laut Fabricius durchschauen sie: Zwar gibt sich die Politik gerne jugendfreundlich, doch in der Realität sei davon wenig zu spüren. Zudem seien neben der AfD auch linksliberale Parteien wie Volt aufgrund junger Stimmen erstarkt, sagte er. Das zeige: „Es gibt nicht die Jugend“.
Unterstützung bekam er für seine Aussagen von Autor Sascha Lobo: „TikTok hat die Rolle des Sündenbocks gespielt.“ Es sei wahnsinnig angenehm, zu sagen, man habe nicht versagt, sondern TikTok sei Schuld am Wahlergebnis der jungen Leute. Die Plattform sei für die Generation so prägend wie keine andere vorher.
Auch kritische Stimmen im Internet
Auf den sozialen Netzwerken bekam Florian Fabricius für seine Aussagen viel Zuspruch. „Fantastischer Auftritt“, schrieb eine Mutter auf X. Ein anderer Nutzer schrieb: „Schaut Euch unbedingt Florian Fabricius bei Lanz an! Er zerlegt mit seiner Analyse die aktuelle Politik und die mediale Berichterstattung gleich mit.“ Doch auch andere Stimmen gab es auf X: „Ziemlich dämliches Geschwätz, wenn sich ‚die Jugend’ von so ziemlich allen Pflichten verabschieden möchte, gerne aber die Hand aufhält, wenn es Kohle zu verteilen gibt“, schrieb ein Nutzer.