Der lang erwartete Stand mit regionalen Bio-Produkten in der Markthalle ist endlich eröffnet. Wir haben ihn uns angeschaut.
Ein Aufbau aus hellem und naturbelassenem Holz und darunter die ganze Vielfalt von Obst und Gemüse aus regionalem und von Demeter, Bioland und Naturland kontrollierten biologischen Anbau: Wo fast ein Jahr lang in der Markthalle eine hässliche Lücke gähnte, erfüllt seit kurzem endlich der Biotheke genannte Doppel-Stand der Familie Buss aus Jagsthausen den vielfach geäußerten Wunsch der Kunden nach mehr regionalen und biologisch erzeugten Produkten.
„Es hat ein bisschen länger gedauert“, entschuldigt sich Christian Buss. Handwerker, aber auch der Denkmalschutz hätten den geplanten Start schon im Sommer vereitelt. So sei es eben Herbst geworden, als Zeit der Ernte auch ein idealer Termin.
Mit Bio-Produkten hat Buss, unterstützt von Ehefrau Ulrike und Sohn Benjamin, bereits lange Erfahrung, denn sie gehen auch in seinem gleichnamigen Geschäft in Kernen im Remstal über die Biotheke. Die blaue Ur-Karotte zum Beispiel. Tomaten in Gelb, Grün und Orange von der Reichenau. Mangold und Grünkohl. Oder neben rote Bete auch Ringelbete, laut Buss eine ganz alte Sorte, dazu Pastinaken oder Steckrüben.
„Dafür führen wir bestimmt keinen Spargel aus Peru oder Erdbeeren zu Weihnachten“, betont Buss. Denn das wäre weder saisonal noch nachhaltig. Konkurrenzprobleme sind damit nicht zu befürchten: „Wir bieten keine Bio-Produkte mehr an, weil wir wussten, dass ein guter Anbieter kommt“, sagt Dagmar Ragoßnig, die Seniorchefin vom Stand gegenüber.
Im Regal stehen Gläser mit Sprossen, Salaten, Sauerkraut und Honig.
Das Angebot der Biotheke reicht jedoch weit über Obst und Gemüse hinaus. Im Regal stehen Gläser mit Sprossen, Salaten, Sauerkraut und Honig, der Kaffee kommt aus fairem Anbau, Mangos entfalten ihr Aroma als Trockenfrüchte. Und an einem zweiten Stand werden neben Broten und Kuchen der Bäckerei Weber aus Winnenden Wurst und Fleisch vom Naturhof Engel aus Bühlerzell-Schönbronn verkauft. „Wir sind ein kleiner handwerklicher Betrieb, der seit über 30 Jahren besteht“, erklärt Viktor Engel.
Noch viel älter ist freilich die Landwirtschaft, auf der die Fleischlieferanten nach Bio-Prinzipien gehalten werden, wie Engel versichert. Als Jäger liefert er obendrein Wild in Form von Wurst und Fleisch: „Jetzt ist Wildsaison“, ruft er in Erinnerung. Wer am Dienstag Hirschsteaks bestelle, könne sie am Donnerstag abholen.
Bio-Produkte gelten als teuer
Bio-Produkte gelten als teurer im Vergleich zu konventionell erzeugten Lebensmitteln. Beim Obst und Gemüse der Biotheke ist jedoch zumindest in der Markthalle kein Preisunterschied festzustellen, während Engel ein Plus von 20 bis 25 Prozent beim Preis für Bio-Fleisch und Wurst nennt.
Schon im August hat die Bio-Musterregion Hohenlohe in Verbindung mit der Bäuerlichen Erzeugergemeinschaft Schwäbisch-Hall mit Produkten, die unter dem Stichwort Hohenloher Bio-Sterne vermarktet werden, einen verwaisten Stand belegt und bietet zum Beispiel Käse von der Dorfkäserei Geifertshofen, Geflügel vom Brunnenhof Künzelsau oder Eichelmastschinken aus Wolpertshausen. „Damit haben wir mehr Regionalität und Nachhaltigkeit, das tut der Markthalle gut“, stellt Thomas Lehmann, Geschäftsführer von Märkte Stuttgart, zufrieden fest. Genau wie die internationale Genuss-Vielfalt, die sich mit dem unverkennbaren Duft nach Trüffel von der italienischen Bottega del Tartufo her in der Markthalle behauptet. Zur Freude der Kunden und des Hausherrn: „Jetzt ist die Markthalle wieder komplett.“