Am Marbacher Gymnasium werden zum nächsten Schuljahr zehn fünfte Klassen gebildet. Doch selbst das reicht nicht. Foto: Archiv (Werner Kuhnle)

Das Marbacher FSG im Landkreis Ludwigsburg muss wegen zu vieler Anmeldungen Kinder abweisen. Ein Problem, das es mit verbindlicher Grundschulempfehlung gar nicht geben würde.

Die Situation erinnert an jene von vor drei Jahren. Seinerzeit hatten die Anmeldezahlen für das Marbacher Friedrich-Schiller-Gymnasium (FSG) die Kapazitäten der Schule überschritten. Leidtragende waren Kinder aus Benningen, die notgedrungen abgewiesen wurden. Nun wiederholt sich Geschichte. Der Marbacher Bürgermeister Jan Trost gab nun im Verwaltungsausschuss bekannt, dass erneut zu viele Eltern für ihre Zöglinge die Aufnahme am FSG beantragt hätten. Und so ärgerlich das auch sei, müssten wiederum Kinder aus Benningen in den sauren Apfel beißen und sich nach einer anderen weiterführenden Schule umschauen.

Stadträte sind verärgert

Trost betonte, dass man auf diese Entscheidung keinen Einfluss habe, entscheidend der Schulweg sei. Maßstab bei Härtefällen sei für das Land im Grundsatz, unter welchen Umständen das nächste Gymnasium erreicht werden könne. Da die Benninger per S-Bahn nur eine Station bis nach Freiberg zur dortigen Oscar-Paret-Schule fahren müssen, hätten sie im Zweifel als Erste das Nachsehen. Beispielsweise selbst gegenüber Mädchen und Jungs aus dem Ludwigsburger Stadtteil Poppenweiler. Ein Umstand, der die Marbacher Stadträte unisono ärgerte. Sie erinnerten an die enge Verbindung mit Benningen, die in der gemeinsamen Ausrichtung der Gartenschau gipfelt.

Selbst mit Hauptschulempfehlung aufs Gymnasium

Für besonderen Verdruss sorgte im Gremium, dass das Problem gar nicht bestehen würde – wenn alle Eltern der Grundschulempfehlung folgen würde. Unter den 325 neu angemeldeten Kindern am FSG seien 42, die nach Einschätzung der Lehrer auf einer anderen Schule als einem Gymnasium besser aufgehoben wären, berichtete Trost. Sieben Kindern davon sei sogar nahegelegt worden, eine Hauptschule zu besuchen. „Man muss sich das im Kopf durchgehen lassen: Ein Schüler oder eine Schülerin aus Benningen mit Gymnasialempfehlung wird abgewiesen und ein Schüler oder eine Schülerin aus Steinheim mit einer Hauptschulempfehlung darf das Gymnasium besuchen“, sagte Trost.

Ein Zustand, der auch dem Benninger Bürgermeister Klaus Warthon missfällt. Ihn stört zudem, dass das Land dieser Entwicklung tatenlos zuschaue. „Die Kommunen werden im Regen stehen gelassen“, findet er. Es gebe in der Raumschaft das Gymnasium in Marbach und das in Beilstein. Das reiche aber nicht. Und das Land warte nur darauf, dass sich eine Kommune aufraffe und eine weitere Schule baue, was aber nicht passiere.

Stadt drängt auf neue Kapazitäten

Dieses Aussitzen des Problems will nun auch die Stadt Marbach nicht länger hinnehmen. Es brauche ein neues, dreizügiges Gymnasium im Bottwartal, sagte Trost. In der Sache werde man abermals auf die oberste Schulbehörde zugehen, fruchte das nicht, wolle man ein Verfahren der regionalen Schulentwicklung einleiten. Wenn es da keinen Konsens mit den Nachbarkommunen über ein weiteres Gymnasium gebe, müsse die Behörde entscheiden, wo neue Kapazitäten geschaffen werden müssen.

Die Benninger Kinder könnten nach einem Neubau im Bottwartal wohl wieder uneingeschränkt nach Marbach wechseln. In der Regel sei dies in diesem Sommer in der Tat nicht möglich, bestätigt FSG-Leiter Volker Müller die Ankündigung von Jan Trost. Jedenfalls, was den G-9-Zug betrifft. „Wir haben den betreffenden Eltern angeboten, dass ihre Kinder in den G-8-Zug wechseln“, erklärt Müller, der auf die besondere Schulwegsituation in der Nachbargemeinde hinweist. Von Benningen aus würden die Mädchen und Jungs oft per Rad oder zu Fuß nach Marbach pendeln, weshalb man den Mütter und Vätern mit der G-8-Offerte entgegengekommen sei, allerdings zunächst ohne eine Aufnahmegarantie.