Schienen wie in der Schmidener Straße stellen für Radfahrer eine Gefahr dar. Foto: Steegmüller

Der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club will dafür sorgen, dass Radfahrer in Stuttgart komfortabel und zügiger an ihr Ziel kommen. Dafür werden verschiedene Strecken analysiert. Ende Oktober ist Stuttgarts größter Stadtbezirk an der Reihe.

Lust auf einen Mapathon in Bad Cannstatt? Wer jetzt schon zum Schuhschrank rennt, sich die Joggingschuhe schnappt, um auf die XL-Version des Stuttgart-Laufs zu trainieren, ist wohl etwas zu vorschnell gewesen. Es ist nicht von einem Marathon die Rede, sondern von einem Mapathon. Der Begriff leitet sich unter anderem aus dem Englischen von Map (Landkarte) ab. Im konkreten Fall handelt es sich um ein Projekt des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) Stuttgart.

Die Intention ist, fahrradinteressierte Menschen in der Landeshauptstadt zusammenzubringen, um ein Radverkehrsnetz zu erarbeiten und dieses auf dem Stadtplan grafisch darzustellen. In Stuttgart-Süd, -Ost, -West und -Nord sowie in der Mitte wurden schon entsprechende Erfahrungen gesammelt, ebenso in Vaihingen und Möhringen. Jetzt ist Bad Cannstatt an der Reihe.

Radverkehrskonzept seit 2009

„Es soll ein Wunschradnetz erarbeitet werden, das es allen Einwohnern ermöglicht, zügig und sicher auf direktem Wege ihre Ziele zu erreichen“, sagt Frank Zühlke, einer der Organisatoren vom ADFC. Stuttgart habe bereits seit 2009 ein Radverkehrskonzept, doch es sei zu grob, um die wichtigen Verbindungen in den Stadtbezirken darzustellen. „Überdies plant die Stadt eine Überarbeitung. Über den reinen Netzplan hinaus wollen wir auch Maßnahmen vorschlagen, wie das Netz realisiert werden kann. Dabei geht es nicht darum, detaillierte Pläne zu zeichnen, sondern grobe Ideen zu benennen.“

Die erste, digitale Sitzung ist am Donnerstag, 27. Oktober, um 20 Uhr. „An dem Abend wollen wir zunächst das engmaschige Netz definieren. Es wird festgelegt, auf welchen Strecken die Verbindungen liegen sollen. Weitgehend unabhängig davon, wie sicher und komfortabel sie derzeit für Radfahrer sind. Wir gehen bei der Auswahl der Routen nicht vom aktuellen verkehrlichen Zustand aus, sondern davon, welchen Weg man wählen würde, wenn alle Straßen fahrradfreundlich wären. Und genau diese Routen müssen dann entsprechend umgestaltet werden“, so der Projektkoordinator. „Vorschläge dazu machen wir im zweiten Schritt.“ Beispielsweise, ob eher Mischverkehr bei Tempo 30, im Idealfall mit wenig Kfz-Verkehr in einer Fahrradstraße, oder eine Trennung, die meist zulasten einer Fahrspur oder von Stellplätzen erfolgt, sinnvoll und realistisch ist. Aber auch über andere Maßnahmen werde nachgedacht.

Wenn sich zum Beispiel an einer Kreuzung ohnehin eine Fußgängerampel befindet, soll Radfahrern ermöglicht werden, mittels Induktionsschleife oder Taster bequem das Grün anfordern und damit den Bereich sicher passieren zu können. Ein entsprechendes Beispiel findet sich im Degerlocher Königsträßle an der Ecke zur Jahnstraße. Aber auch deutlich größere Maßnahmen wurden schon aufgenommen: Unter anderem die Öffnung der zweiten Röhre des Wagenburgtunnels für den Radverkehr. Eine besondere Herausforderung sind auch Straßen mit Stadtbahn ohne eigenen Gleiskörper wie die Landhausstraße im Stuttgarter Osten. In Bad Cannstatt wird sicher die Schmidener Straße ein Thema sein.

Gleiskörper sind besondere Herausforderung

Drei verschiedene Kategorien

„Wir wollen den Radfahrern optimale kurze und möglichst steigungsarme Strecken anbieten.“ Es gehe nicht darum, über Umwege „hinten herum“ zu fahren. „Denn das kann man ja in aller Regel heute schon“, sagt Zühlke, der betont, dass drei Kategorien betrachtet werden, um den verschiedenen Nutzern gerecht zu werden. „Pendler, Jugend und Familie sowie Wege zu Freizeitzielen. Wenn genügend Teilnehmer dabei sind, teilen wir uns dementsprechend in drei Gruppen auf.“ In den Innenstadtbezirken haben sich jeweils um die 20 Bürger beteiligt, am Mapathon für Vaihingen und Möhringen waren es mehr als 40.

Weitere Informationen finden sich im Internet unter: https://stuttgart.adfc.de/politik#wunschradnetz-mapathon/!5927. Anmeldung per E-Mail an frank.zuehlke@adfc-bw.de.