Das tödliche Unglück ereignete sich am Freitagnachmittag an der Haltestelle am Milaneo. Foto: 7aktuell.de/Simon Adomat

Am Freitag ereignet sich an der Haltestelle Stadtbibliothek ein tragisches Unglück, bei dem ein Mann ums Leben kommt. Warum der sehbehinderte Mann trotz Blindenleitlinien zwischen die Waggons fallen konnte, ist der Polizei noch unklar.

Nachdem ein 47-jähriger Mann am Freitagabend an der Haltestelle Stadtbibliothek vor den Augen vieler Menschen von einer Stadtbahn erfasst und getötet wurde, hat die Polizei neue Details bekannt gegeben. „Der Mann war sehbehindert“, sagt Polizeisprecherin Ilona Bonn. Zwar habe er zum Unfallzeitpunkt keinen Blindenhund bei sich gehabt, aber die Anzeichen seien eindeutig. Ob die Sehbehinderung ausschlaggebend für den tödlichen Unfall gewesen sei, ist derzeit Gegenstand der Ermittlungen. Ebenso soll eine Obduktion zeigen, ob der 47-Jährige alkoholisiert war.

Gegen 18.20 Uhr war der Mann zwischen zwei Waggons der Linie U 15 gefallen. Die Bahn fuhr in diesem Moment in Richtung Hauptbahnhof und erfasste den 47-Jährigen. Er erlag noch an der Unfallstelle seinen schweren Verletzungen.

50 Prozent aller Haltestellen verfügen über Blindenleitlinien

Grundsätzlich werden seit 1993 alle Stadtbahnhaltestellen in Stuttgart mit Blindenleitlinien und mindestens zwei Einstiegsfeldern ausgestattet, wie die Stuttgarter Straßenbahnen AG (SSB) auf Anfrage unserer Zeitung mitteilte. Durch die Strukturen im Boden, die mit mindestens 60 Zentimetern Abstand parallel zur Bahnsteigkante verlaufen, können sich sehbehinderte Menschen orientieren. Ältere Haltestellen werden nach und nach ebenfalls ausgestattet. Derzeit sind rund die Hälfte aller Stadtbahnhaltestellen in Stuttgart mit Blindeleitlinien und Einstiegsfeldern versehen – so auch die Haltestelle Stadtbibliothek.

Warum der Mann dennoch zwischen die Waggons fallen konnte, ist weiter unklar. Eine Fremdeinwirkung – wie etwa ein Stoßen – könne bisher ausgeschlossen werden. „Wir sind aber immer noch dabei, Zeugen zu hören“, so die Polizeisprecherin.

Polizei schließt Fremdeinwirkung aus

Weil viele das Unglück hautnah miterleben mussten, waren neben zahlreichen Einsatzkräften der Feuerwehr und Polizei auch Seelsorger vor Ort. Der Stadtbahnverkehr war für rund zweieinhalb Stunden gesperrt. Zeugenhinweise unter: 07 11 / 8990-4100.