Beatmungsgerät zum Nachbauen: so sieht aktuell der Prototyp aus. Foto: Guido Burger

Bastler aus ganz Deutschland arbeiten an einem Bausatz für Beatmungsgeräte im Selbstbau. Es wäre nicht die erste krisengetriebene Revolution in diesem Bereich.

Stuttgart - Wegen der Corona-Krise werden in mehreren Ländern schon jetzt Beatmungsgeräte knapp. Im französischen Elsass etwa werden über 80-jährige Patienten nicht mehr beatmet. Daher regt sich in der Bevölkerung der Wille zu helfen – auch unter Bastlern, die mit breit verfügbaren technischen Mitteln Gutes für die Gemeinschaft tun wollen.

Aus der Region Stuttgart kommt nun ein vielversprechender Ansatz. Der in der Makerszene einflussreiche Guido Burger hat im Rahmen des „WirVsVirus“-Hackathons der Bundesregierung die Idee eines Beatmungsgeräts für den Eigenbau vorgetragen. Binnen weniger Stunden hatten sich technische Experten gemeldet. Inzwischen ist das Netzwerk laut Burger auf mehr als 200 Personen angewachsen.

Wie eine ähnliche Initiative der RWTH Aachen nutzt auch diese Gruppe herkömmliche Beatmungsbeutel, wie sie in Notfällen zum Einsatz kommen – nur dass die Beatmung dann nicht von Hand erfolgt, sondern automatisch. Dafür werden Bauteile und eine Steuerung entwickelt – um Luftmenge, Beatmungsfrequenz und den Druck einzustellen, mit dem die Luft in die Lunge des Patienten gepresst wird.

Nicht die erste Revolution

Seit Wochenbeginn gibt es eine erste Testmaschine. Guido Burger hofft, dass ein einsatzfähiges Gerät schon im Juli nachgebaut werden kann: „Dann könnte die Not etwa in Afrika besonders groß sein.“ Für solche Einsätze seien die Geräte gedacht – nicht für die hiesige Intensivmedizin und auch nicht als Konkurrenz zu den Geräten etablierter Hersteller. Nicht zuletzt wegen ungeklärter Zertifizierungsfragen „wollen wir für eine Notsituation, in denen es sonst keine Hilfe mehr gibt, eine Lösung zur Verfügung stellen“, so Burger. Vor allem sollen die Geräte leicht nachzubauen sein. Was sich daraus nach der Krise ergibt, wird sich zeigen. Auch der Beatmungsbeutel war einst reine Selbsthilfe in großer Not: Er wurde entwickelt, als 1954 wegen eines Kraftfahrer-streiks in Dänemark Sauerstoff knapp wurde. Heute ist er weltweit im Einsatz.