Tiefflug über dem Raum Stuttgart: Ein A400M der Luftwaffe sorgte für Aufsehen. Wir haben recherchiert, wie tief die Maschine flog und welche Reise sie hinter sich hatte.
Tief, schnell und ziemlich laut: Der Flug einer viermotorigen, grauen Maschine hat am frühen Montagnachmittag in der ganzen Region für Aufsehen beziehungsweise Aufhorchen gesorgt. Gegen 12.50 Uhr passierte das Flugzeug beispielsweise Welzheim und Althütte, wo sich viele verwunderte Blicke nach oben wandten.
Bei dem Flugzeug handelte es sich um einen Transporter der Luftwaffe. Dies bestätigt das Luftfahrtamt der Bundeswehr auf unsere Anfrage. Als die Maschine mit dem Rufzeichen „Lifter 1“ die Region Stuttgart überflog, hatte sie schon einen Tiefflug quer durch die Bundesrepublik hinter sich. Die Flugroute führte vom niedersächsischen Wunstorf vorbei an Bielefeld, Münster, Koblenz, Mannheim und Heilbronn Richtung Ulm und von dort aus quer über die Region Stuttgart.
Ein Übungsflug der Luftwaffe durch die halbe Bundesrepublik
„Der A400M führte einen Tiefflug mit Landeübungen an den Flugplätzen Fritzlar und Laupheim durch“, erklärt ein Sprecher des Luftfahrtamtes der Bundeswehr. In der Region Stuttgart sei die Maschine in 213 bis 323 Metern über Grund unterwegs gewesen. Die Mindesthöhe für derartige Flüge beträgt 500 Fuß, also etwa 150 Meter. Über Städten mit mindestens 100 000 Einwohnern liegt die Grenze bei rund 600 Metern.
In den Transporter passen Soldaten, Panzer oder ein Krankenhaus
Der Airbus A400M ist gewissermaßen das Arbeitspferd der Bundeswehr und das Mittel der Wahl, wenn Material oder Soldaten transportiert werden sollen. Das viermotorige Turboprop-Flugzeug kann nicht nur auf großen Flughäfen, sondern auch auf kurzen oder unbefestigten Pisten eingesetzt werden. Über die breite Heckrampe lassen sich Fahrzeuge und schwere Lasten direkt in den Frachtraum rollen.
Zu den Lasten, die ein A400M transportieren kann, gehören:
- vier jeepähnliche Geländefahrzeuge vom Typ Wolf116 Fallschirmjäger,
- ein Schützenpanzer Puma,
- ein Transporthubschrauber des Typs NH-90
- Durch eine sogenannte Medevac-Ausstattung wird ein A400M zum fliegenden Lazarett.
Mit seiner Größe übertrifft der A400M deutlich die jahrzehntelang von der Luftwaffe genutzte Transall. Entwickelt wurde der Transporter von einem europäischen Konsortium unter Beteiligung Deutschlands, Frankreichs, Spaniens und Großbritanniens. Die Luftwaffe erhielt 2014 ihre ersten Exemplare, inzwischen sind es 47 Maschinen.
A400M – Einsätze in Afghanistan, der Karibik und über Gaza
Die über dem Rems-Murr-Kreis gesichtete Maschine stammt vom Lufttransportgeschwader 62 in Wunstorf bei Hannover, wo sämtliche deutschen A400M stationiert sind. Dort ist auch das internationale Schulungszentrum für das Muster angesiedelt. Die Flugzeuge sind weltweit im Einsatz – von Auslandseinsätzen in Mali, Jordanien und Afghanistan bis zu Hilfsflügen nach Naturkatastrophen, etwa in Libyen oder nach dem Hurrikan „Irma“ in der Karibik. Auch die deutschen Flugzeuge, die Anfang August Hilfslieferungen über dem Gazastreifen abwarfen, waren A400M.
Die Maschinen aus Wunstorf fliegen alle paar Monate für Übungen über die Region Stuttgart – doch wenn sie dies tun, sorgen sie immer wieder für verwunderte Posts in den sozialen Medien und ziehen die Aufmerksamkeit der Menschen am Boden auf sich.