Bernd Rosenkranz hat die Hilfe für eine Hochschwangere organisiert. Foto: Simon Granville

Am Nikolaustag bekommt eine Frau beinahe ihr Baby in einem Bus in Ludwigsburg. Bernd Rosenkranz, einer der Fahrgäste, war sofort zur Stelle und tat, was er konnte.

Zeit nachzudenken blieb nicht: Bernd Rosenkranz eilte zu der Fremden im Bus und stützte sie. Sie war vor Schmerzen zusammengebrochen, hatte Wehen und sollte noch am gleichen Tag ein Kind zur Welt bringen – im Krankenhaus, nicht im Bus. Ein paar andere Fahrgäste hat Rosenkranz von ihren Sitzen verscheucht, damit sich die hochschwangere Frau setzen konnte. Sie hatte zuvor in dem vollen Bus der Linie 425 nach Oßweil nur einen Stehplatz.

Die Schwangere war im Gang kollabiert

Es war ein schöner Tag für Bernd Rosenkranz gewesen. Mit seiner Frau und dem neunjährigen Sohn war er auf dem Weihnachtsmarkt unterwegs. Für den Weg nach Hause nutzte das Familientrio den Bus, der mehr als voll war. Plötzlich, der Bus rollte bereits, alarmierte Rosenkranz’ Frau ihren Mann und deutete auf die Schwangere: Die war im Gang kollabiert und brauchte dringend Hilfe. Bernd Rosenkranz ist bei der Feuerwehr und kann in Notfällen reagieren.

Weitere Hilfe sei zunächst nicht nötig gewesen

„Ich habe dann gesagt, der Bus soll nicht mehr weiterfahren, und alle Leute gehen raus“, erzählt er. Seinen Sohn hat er zum Fahrer geschickt, er solle einen Notarzt rufen. Während des Wartens auf den Mediziner spannte Rosenkranz seine Familie ein – das reichte für die Versorgung der werdenden Mutter und deren einjährigem Kind. Einer der Fahrgäste, Ersthelfer in seinem Betrieb, sagt der 42-Jährige, sei zwar noch einmal in den Bus gekommen und wollte helfen. Das sei aber nicht nötig gewesen.

Bernd Rosenkranz ist im Hauptberuf Feuerwehrmann und in der Oßweiler Freiwilligen Feuerwehr stellvertretender Kommandant. Deshalb hat er gelernt, sich ruhig und besonnen um Menschen zu kümmern. „Es ist aber auch so einfach meine Art zu helfen“, sagt der 42-Jährige, „ich will die Botschaft verbreiten, dass jeder helfen kann.“ In einer Situation wie der am Nikolaustag im Bus sei er noch nie geraten. „Das war eine Premiere“, sagt er. Geholfen habe ihm die Erfahrung, die er bei der Geburt seines Sohnes gemacht hat – damals hat er seine Frau über viele Stunden durch die Wehen begleitet.

Von der Frau im Bus und ihrem Baby hat Bernd Rosenkranz nichts mehr gehört – leider, sagt er. Zumindest gab es an diesem Tag im Ludwigsburger Klinikum bei keiner Geburt Komplikationen. Es dürfte den beiden also gut gehen.