Einen Zebrastreifen bekamen Eltern in Murr (Kreis Ludwigsburg) für den Schulweg ihrer Kinder nicht. Das Landratsamt veränderte nur die Fahrbahn.
Der Herbsttag ist grau – die Gesichter der Eltern an der Heilbronner Straße in Murr wirken trotzdem hell und freundlich. Drei Jahre sind seit einem Unfall mit einem schwerverletzten Kind ins Land gegangen. Die Unterschriftensammlung von Murrer CDU-Politikern und Eltern damals sollte wachrütteln. Mittlerweile hat das Landratsamt Ludwigsburg mit einem baulichen Eingriff reagiert – aber einen Zebrastreifen gibt es trotzdem immer noch nicht.
Abstoppen müssen Autofahrer trotzdem, wenn sie auf der Kreisstraße von Höpfigheim nach Murr einfahren. „Es ist viel besser geworden als vorher“, sagt Katrin Laun, Mutter von zwei Kindern und Vorsitzende des Elternbeirats der Kindergärten. Sie freue sich darüber, dass es nun wenigstens eine Verschwenkung vor der Verkehrsinsel gibt. Immerhin verläuft der offizielle Schulweg dort, zwischen der Wohnsiedlung Im Langen Feld und der gegenüberliegenden Lindenschule mit dem Kindergarten nebenan.
So ganz zufrieden ist Katrin Laun aber noch nicht. „Wir hatten ursprünglich einen Zebrastreifen oder Bremsschwellen gefordert“, erzählt sie, doch die Straßenbauplaner des Landratsamtes Ludwigsburg stellten sich quer. Der Mutter ist trotz der erfreulichen Alternativlösung immer noch mulmig zumute. „Manche Autos fahren mit 70 Stundenkilometern in den Ort, und im Winter ist es morgens dunkel.“
Erstes Gespräch ein Jahr nach Unterschriftensammlung
Mit der Verschwenkung hat sich hingegen Hans-Dieter Pfohl bereits arrangiert. Pfohl leitet in Murr den CDU-Ortsverband und geht an diesem Dienstagnachmittag die Strecke entlang der Heilbronner Straße mit ab. „Jahrzehntelang hieß es immer nur: Es geht nicht.“ Pfohl und sein CDU-Kollege Giorgio Monteleone sammelten vor drei Jahren Unterschriften. Nach einem Jahr erhielten sie eine Einladung zum Gespräch mit der Straßenbaubehörde im Kreishaus.
Das Gespräch mit den Planern sei konfrontativ gewesen, es habe zweieinhalb Stunden gedauert, erinnert sich Hans-Dieter Pfohl – und daran, dass er bei der Besprechung kurz vor dem Weglaufen gewesen sei, weil die Gesprächspartner ständig Paragrafen zitierten, die einer Verbesserung entgegenstanden. „Wir haben klipp und klar gesagt, dass uns Schilder und Verkehrskontrollen nicht reichen“, sagt Giorgio Monteleone. Am Ende stehe nun ein Kompromiss, mit dem beide Seiten leben könnten.
Mit im Landratsamt dabei war damals auch der Murrer Bürgermeister Torsten Bartzsch. Erfreulich aus seiner Perspektive: „Wir konnten mit dem neuen Flüsterasphalt und dem sichereren Schulweg gleich zwei Themen bündeln.“ Der Kreis habe als Straßenbaulastträger 350.000 Euro investiert, die Gemeinde für rund 30.000 Euro die Bordsteine erneuert.
So sei der Bereich zwischen dem Kreisel beim Aldi an der Bietigheimer Straße, der Blattert-Kreuzung und dem Ortsausgang in Richtung Höpfigheim abgedeckt worden. „Die Querung zu erneuern ist eine sinnvolle Maßnahme – die Verkehrsinseln hätten sowieso saniert werden müssen.“
Experten halten die Querung mit Insel für sicher
Ein Zebrastreifen wäre vermutlich teurer geworden. Das Landratsamt geht von Kosten aus, die generell bei rund 50.000 Euro für ein solches Bauwerk lägen. Hinzu kämen Folgekosten für die Beleuchtung. „Ein Fußgängerüberweg kann nur umgesetzt werden, wenn er sicher betrieben werden kann“, sagt Andreas Fritz, Sprecher des Landratsamtes – in Murr sei dies an der Stelle nicht möglich gewesen.
Beim Umbau der Querungsinseln habe man sich an aktuellen Sicherheitsaspekten orientiert, erklärt Fritz. Die Inseln leisteten jetzt einen hohen Beitrag, damit Fußgänger sicher auf die andere Seite gelangten. So stuft der Verband Deutscher Versicherer solche Querungsinseln in einer aktuellen Studie als besonders sichere Art einer Überquerung ein. Das dürfte letztlich auch die betroffenen Eltern in Murr beruhigen.