Die Kabarettistin Lisa Eckhart Foto: dpa/Daniel Karmann

Odyssee rund um Hamburgs Hafenfront: Nach der Ausladung der österreichischen Kabarettistin Lisa Eckhart lädt das Literaturfestival der Hansestadt sie erneut ein – doch ihr Wiener Verlag lehnt jetzt ab.

Hamburg - Die österreichische Kabarettistin Lisa Eckhart und der Zsolnay-Verlag haben eine erneute Einladung zum Literaturfestival Harbourfront abgelehnt. Bei allem Verständnis für den Vorstoß des Festivals - nun sei es zu spät, sagte der Zsolnay-Verlagsleiter Herbert Ohrlinger am Montag in Wien. „Aufgabe eines Verlags ist auch, seine Autoren und Autorinnen zu schützen.“ Das Hin und Her der vergangenen Wochen sei an der 27-Jährigen nicht spurlos vorbeigegangen. „Sie steht unter enormem Druck“, sagte Ohrlinger.

Eckhart sollte als eine von acht Kandidatinnen und Kandidaten für den Klaus-Michael-Kühne-Preis, der für den besten Debütroman vergeben wird, am 14. September im Hamburger Nochtspeicher auftreten. Am 17. August erscheint bei Zsolnay Eckharts Debütroman „Omama“. Nachdem der Betreiber des Veranstaltungsortes Sicherheitsbedenken im Falle eines Auftritts Eckharts formuliert hatte (Kritiker werfen der Kabarettistin vor, rassistische und antisemitische Klischees zu bedienen), hatte das Festivalteam sie – unsere Zeitung berichtete – ausgeladen.

Am Montag jedoch wurde Sie wieder eingeladen, nachdem die vier Lesungen im Wettbewerb nun nicht mehr wie geplant im Nochtspeicher, sondern an einem anderen Ort stattfinden sollen. „Wir würden uns freuen, wenn Frau Eckhart die Einladung annimmt“, sagte der Festivalleiter Nikolaus Hansen dazu zunächst – ehe kurz darauf die Absage des Verlags aus Wien kam.

Autorenverband äußert Kritik

Zuvor bereits hatte am frühen Montag die PEN-Präsidentin Regula Venske die Ausladung der Kabarettistin am Montag kritisiert. „Wir kennen und schätzen uns in Hamburg nun schon seit vielen Jahren, und ich weiß, dass euch die Literatur und die Meinungsfreiheit am Herzen liegen“, heißt es in einem offenen Brief des Autorenverbandes an die Festivalleitung sowie an den Nochtspeicher. „Wie viele andere aber bin ich ob der Ausladung Lisa Eckharts bestürzt. Das kann und darf nicht die Ultima Ratio in dieser Angelegenheit sein!“, heißt es in dem Brief.

„Ob die Gewalt von rechten oder linken Extremisten, von religiösen Eiferern oder Psychopathen angedroht wird: Wir dürfen uns ihr nicht in vorauseilendem Gehorsam beugen“, schreibt Venske weiter. Es könne sein, dass der Nochtspeicher unter den gegebenen Umständen nicht der geeignete Ort für diese Veranstaltung sei. Man könne die Kandidatin aber auch zum Beispiel per Online-Schalte einbeziehen.

Es könne auch nicht sein, dass sich für einen Preis Nominierte ihre Konkurrenten selbst aussuchen. „Wer mit einem Kollegen, einer Kollegin nicht auftreten will, muss selbst zu Hause bleiben und kann nicht dem Veranstalter vorschreiben, mit wem er oder sie zu lesen bereit ist oder wer weiter im Rennen bleiben darf“, heißt es vom PEN. Gerade am Umgang mit „trivialeren“ Kunsterzeugnissen zeige sich, wie es um Demokratie und Meinungsfreiheit steht.