Sahra Wagenknecht bei der sogenannten Friedensdemo. Foto: dpa/Monika Skolimowska

Sahra Wagenknecht will in der ARD-Sendung „Hart aber fair“ ihre umstrittenen Aktionen der jüngsten Zeit rechtfertigen. Dabei hat sie besonders mit zwei Gegenspielerinnen zu kämpfen, die nicht weniger angriffslustig sind.

Um die Linken-Politikerin Sahra Wagenknecht kehrt keine Ruhe ein. Die Veranstalterin der umstrittenen sogenannten Friedensdemo in Berlin hat am Montagabend in der ARD-Sendung „Hart aber fair“ mit Äußerungen zu Vergewaltigungen ukrainischer Frauen durch russische Soldaten erneut eine Kontroverse ausgelöst. Die Grünen-Politikerin Katrin Göring-Eckardt und die FDP-Abgeordnete Marie-Agnes Strack-Zimmermann boten ihr direkt Paroli. In sozialen Netzwerken gab es am Dienstag Tausende von Reaktionen.

Strack-Zimmermann faltete einen Zettel auf, auf dem sie sich ein Zitat von Sahra Wagenknecht notiert hatte – aber Moderator Louis Klamroth kam ihr mit einem Einspieler zuvor. Dieser zeigte Einlassungen Wagenknechts aus dem Februar 2020, als sie in einer Talkrunde bei Anne Will gesagt hatte: „Russland hat faktisch kein Interesse, in die Ukraine einzumarschieren.“

Strack-Zimmermann wies darauf hin, dass sie ihren Puls unter Kontrolle halten müsse. Sie zählte Kriegsgräuel, begangen von russischer Seite auf und sagte, dass Russlands Präsident Wladimir Putin nur die Sprache der Stärke spreche. „Wenn es Verhandlungen geben soll, dann nur aus dem Moment der Stärke.“ Wagenknecht fordert eine Waffenruhe und schnellstmögliche Friedensverhandlungen, für die gegenwärtig aber keine der Kriegsparteien auch nur eine Basis sieht.

Der Moderator als Teil der Lügenpresse?

Die Besucher der sogenannten Friedensdemo, zu der neben Wagenknecht auch Alice Schwarzer aufgerufen hatte, sahen das offenbar anders. Klamroth, der dort war und Demonstrierende interviewen wollte, was ein weiterer Einspieler zeigte, flogen zahlreiche „Lügenpresse“-Rufe entgegen. „Frau Wagenknecht, glauben sie eigentlich auch, ich bin ein Teil der Lügenpresse?“, fragte er die auch in ihrer eigenen Partei von vielen ungeliebte Linken-Politikerin.

Diese verbot sich zwar den Kampfbegriff, gab den Demonstrierenden aber in der Sache Recht: Die mehrheitliche Darstellung der Medien zu ihrer Demo und ihrem Friedensmanifest, das inzwischen ungefähr 700.000 Menschen unterschrieben haben, sei „einseitig“.

Wagenknecht ist überzeugt, dass die Parteienlandschaft in Deutschland viele Menschen nicht mehr abhole, führte sie weiter aus. Daraus erklärt sie sich auch die Stärke der AfD, die sie weiterhin ablehne. Nachdem Wagenknechts Positionen von der Parteiführung der Linken mehrheitlich abgelehnt werden, fragte Louis Klamroth, ob es dann nicht naheliegend sei, eine neue Partei zu gründen.

Alice Weidel, „die Kollegin in blond“

Eine klare Antwort wollte sie auch nach mehrmaligen Nachfragen („Wollen Sie eine neue Partei Gründen, Frau Wagenknecht?“) nicht geben („Ich denke, wir reden hier über den Krieg in der Ukraine“) – womöglich war zwischen den Zeilen dennoch eine Tendenz zu lesen: Über die Besucher ihrer Demo, auf der sich auch prominente Rechte tummelten, sagte Wagenknecht: „Es besteht der Bedarf einer Partei, die diese Menschen vertritt.“

Unterdessen ist es Marie-Agnes Strack-Zimmermann offenbar nicht gelungen, ihren Puls ganz niedrig zu halten. Angriffe in Zusammenhang mit ihrem Engagement in rüstungsindustrienahen Vereinen („Rüstungslobbyistin“) bezeichnete sie als „widerwärtige Unterstellungen“, das habe ihr „Alice Weidel, die Kollegin in blond von der AfD“, auch schon andichten wollen. Wagenknecht warf sie vor, sich radikalisiert zu haben, was ihr „schleierhaft“ sei.

Und emotional ging es weiter. Moderator Louis Klamroth zeigte später in der Sendung das Schicksal einer vergewaltigten ukrainischen Frau. Daraufhin sagte Wagenknecht in einem Wortgefecht mit der Göring-Eckardt, solche Übergriffe seien „schauerlich und grässlich“ und fügte dann hinzu: „Das ist doch Teil des Krieges, und das ist nicht nur in diesem Krieg so. Kriege sind immer mit Kriegsverbrechen verbunden.“ Göring-Eckardt widersprach lautstark.

Wirbel um Äußerungen zu Vergewaltigungen

Wagenknecht sagte weiter: „Die UN-Menschenrechtskommissarin hat immer wieder darauf hingewiesen, auch in diesem Krieg: Kriegsverbrechen werden von beiden Seiten begangen, und wenn man sie beenden will, dann muss man diesen Krieg beenden.“ Moderator Louis Klamroth hielt dem Aussagen der Vereinten Nationen entgegen, dass es keine Belege für Vergewaltigungen durch ukrainische Soldaten gebe und dass Vergewaltigungen zur russischen Kriegsstrategie gehörten.

Daraufhin sagte Wagenknecht: „Das stimmt so nicht.“ Die UN habe eindeutig gesagt, dass Kriegsverbrechen in jedem Krieg passierten. Klamroth konterte mit dem Hinweis, dass es um Vergewaltigungen gehe. Wagenknecht führte Vergewaltigungen im Donbass durch das ukrainische Asow-Batallion an. Der Schlagabtausch endete ergebnislos, doch sagte Wagenknecht zum Abschluss: „Ich finde es nur eine Unterstellung zu sagen, dass uns das nicht nahe geht. Das finde ich einfach eine Frechheit, uns sowas zu unterstellen.“