Jugendwort des Jahres: „Cringe“ (bedeutet so viel wie peinlich, unangenehm). Foto: imago/Sven Simon/Frank Hoermann

Was war dieses Jahr so angesagt? Ein ABC von A wie Abba-Comeback bis Z wie Zero Covid. Natürlich mit „Wetten, dass..?“, dem Milliardärshobby und dem Kunstwerk des Jahres.

Berlin - Was war 2021 angesagt? Ein Lexikon mit Trends und Phänomenen des Jahres - von A bis Z und gar nicht „cringe“:

A wie ABBA-Comeback: Nach 40 Jahren bringen die Schweden Agnetha (71), Björn (76), Benny (74) und Anni-Frid (76) ein neues Album raus. „Voyage“ heißt es („Reise“). Die Fans sind gerührt und freuen sich über den vertrauten Sound. In Deutschland wird das Werk zum „Album des Jahres“ gekürt, mehr als 400.000 Mal innerhalb eines Monats wird es verkauft. Das Entspannteste an der Popsensation des Jahres sind aber die Damen der Band: Sie ließen sich aufs Studio ein, überließen aber den ganzen Vermarktungsrummel den Herren. Ab 2022 gibt es auch eine computergestützte Show in London mit sogenannten Abbataren.

B wie Britney Spears: Die Popsängerin („...Baby One More Time“, „Oops!... I Did It Again“) hatte jahrelang keinen Zugriff auf ihre Konten und durfte auch private Entscheidungen nicht selbstbestimmt treffen. Die Fan-Bewegung „FreeBritney“ setzte sich für sie ein. Ein Gericht setzte Spears’ Vater schließlich als Vormund ab.

C wie Clubhouse: Die Audio-App galt Anfang 2021 als der neue heiße Medientrend. Doch nach kurzer Zeit war die Zukunft schon Vergangenheit, der Hype verpufft. Das Kurzvideoportal und soziale Netzwerk TikTok blieb derweil in - etwa mit dem „Chopping Dance“.

Weniger Duschen dafür mehr Diversität

D wie Duschen: „Non Bathing“ (Nicht-Baden) oder auch „Cleansing Reduction“ (Reinigungsreduktion) heißt der Trend, weniger zu duschen, um die eigene Haut zu schützen und Wasser zu sparen. Einige Hollywoodstars bekannten sich dieses Jahr dazu.

E wie Einkäufe bringen lassen: Lebensmittellieferdienste mit Fahrradkurieren, die nach wenigen Minuten die per App bestellten Einkaufstüten heranschaffen, waren in Städten angesagt. Anbieter wie Gorillas sind aber wegen ihrer Arbeitsbedingungen umstritten.

F wie Farbenblinde Besetzung: Die Netflix-Serie „Bridgerton“ über Liebes- und Ränkespiele in der Londoner High Society Anfang des 19. Jahrhunderts fiel mit ihrem Colorblind Casting auf. Das heißt, Nicht-Weiße wurden darin ohne Rücksicht auf angebliche historische Authentizität besetzt, damit sich mehr Menschen repräsentiert fühlen. 2021 erhitzte wenig so sehr die Gemüter wie Bemühungen um mehr Diversität, die öfter auch als „Woke-Wahnsinn“ abqualifiziert wurden.

G wie Grumpy Chic: Outfit und Look von Vermont-Senator Bernie Sanders bei der Amtseinführung von US-Präsident Joe Biden gingen viral. Memes und Foto-Montagen feierten den mürrischen (grumpy) Sanders (Winterjacke, auffällige Strick-Handschuhe, verschränkte Arme) in allen möglichen Situationen.

Ein singender Postbote und viele runde Geburtstage

H wie Hit des Jahres: Fast 800.000 Verkäufe, zehn Wochen auf Platz eins, unzählige Coverversionen - am Lied „Wellerman“ führte dieses Jahr kaum etwas vorbei. Der Ohrwurm des schottischen Ex-Postboten Nathan Evans landete ganz vorn in den Offiziellen Deutschen Single-Jahrescharts 2021. Auf Platz zwei kam der diesjährige Sommerhit „Bad Habits“ von Ed Sheeran.

I wie Italien: Das Land, das in ein und demselben Jahr die Fußball-EM der Männer und den Eurovision Song Contest gewann (die Band Måneskin („Zitti e Buoni“)). 2022 geht der ESC nun in Turin über die Bühne.

J wie Jubiläen: „Die Sendung mit der Maus“ wurde 50, „Wetten, dass..?“ 40 (und feierte eine Comeback-Show mit Thomas Gottschalk, Abba, Helene Fischer und Frank Elstner im November in Nürnberg) und 30 Jahre war es her, dass Raider zu Twix wurde - damit trägt der Keks-Karamell-Riegel in Deutschland schon doppelt so lange seinen neuen Namen wie er überhaupt nur den alten hatte (1976 bis 1991).

K wie Kunstfreiheit und Kummer: Mit einem gewitzten antifaschistischen Song erregte Danger Dan Aufsehen: „Juristisch wär die Grauzone erreicht. Doch vor Gericht machte ich es mir wieder leicht. Zeigt mich an, und ich öffne einen Sekt, das ist alles von der Kunstfreiheit gedeckt.“ Kraftklub-Frontmann Felix Kummer brachte derweil sein Lied „Alles wird gut“ in Zusammenarbeit mit Fred Rabe raus. Ein Zeitgeistlied: „Die Menschen sind schlecht und die Welt ist am Arsch, Aber alles wird gut, Das System ist defekt, die Gesellschaft versagt, Aber alles wird gut...“

Eine Ära geht zu Ende

L wie „LOL“: Der Streaming-Dienst Amazon Prime steckte deutsche Comedians sechs Stunden in einen Raum. Dort siegte am Ende, wer nicht lachte. Die erste Staffel von „LOL - Last One Laughing“ gewann Torsten Sträter, die zweite Max Giermann. In der dritten schon aufgezeichneten Staffel wird der mit nur 52 Jahren gestorbene Comedian Mirco Nontschew zu sehen sein.

M wie Merkel: Nach 16 Jahren trat Bundeskanzlerin Angela Merkel ab. Ein Ära-Ende, egal wie man zu ihr steht. Aus dem Jahr 2021 bleiben besonders Fotos eines Besuchs im Vogelpark Marlow in Erinnerung, bei dem sie australische Loris fütterte, die ihr auf den Kopf stiegen.

N wie Nahrung: In Sachen Ernährung wurde wieder mal wild über Vegetarismus gestritten. Als eine weitere VW-Kantine Fleisch strich, sah sich Altkanzler Gerhard Schröder veranlasst, die Currywurst als „Kraftriegel der Facharbeiterin und des Facharbeiters in der Produktion“ zu bezeichnen.

O wie Open again/Re-Opening: Im Corona-Zeitalter kam das Nachtleben - wenn überhaupt - nur schleppend wieder in Gang.

Netflix-Serie löst Hype aus

P wie Pop-its: Mal wieder ein Spielzeug-Hype. Als Stressbewältiger für unruhige Hände fungierten flache, bunte Formen aus Silikon mit Noppen zum Drücken und Umstülpen, die ein Plop-Geräusch erzeugen.

Q wie Queer: 2021 wurde die Heteronormativität, die nur zwei Geschlechter akzeptiert, gleichgeschlechtliches Begehren abwertet und Weibliches eher unterdrückt, vielfach hinterfragt. Im Februar outeten sich „185 lesbische, schwule, bisexuelle, queere, nicht-binäre und trans* Schauspieler*innen“. Die ARD brachte eine schwule Serie („All You Need“) und einen lesbischen Mehrteiler („Eldorado KaDeWe“), das ZDF eine lesbische Miniserie („Loving Her“), RTL und Vox noch mehr Homo-Datingshows. Queere Stoffe boomten auch im Streaming, etwa „Young Royals“ mit einem schwulen schwedischen Kronprinzen. Während der Fußball-EM beschäftigte Millionen der Wirbel um das Regenbogen-Verbot beim Deutschland-Spiel gegen Ungarn.

R wie Raumflug: Das Milliardärshobby des Jahres war der private Weltraumausflug, die kleine Reise ins All. Das teure Vergnügen bieten Amazon-Gründer Jeff Bezos (Blue Origin), Elon Musk (SpaceX) und Richard Branson (Virgin Galactic) an. Aufsehenerregend war Bezos’ Werbe-Trip von Captain-Kirk-Darsteller William Shatner - der 90 Jahre alte Star-Trek-Star durfte ganz echt ins All fliegen.

S wie „Squid Game“: Netflix-Rekordserie aus Südkorea über Verschuldete, die bei scheinbar harmlosen Kinderspielen mitmachen und bei kleinen Fehlern getötet werden. Lehrer schlugen Alarm, weil die makaberen Wettbewerbe zum Spielvorbild auf Schulhöfen wurden.

Fitnessstudios: Nur ein Verlierer der Krise

T wie Triumphbogen: Der „Wrapped Arc de Triomphe“, der verhüllte Triumphbogen in Paris - ein Traum des Künstlers Christo (1935-2020) - war wohl das Kunstereignis des Jahres. Millionen kamen. Bilder davon füllten Ende September/Anfang Oktober die sozialen Netzwerke.

U wie Unterhosen: Sogenannte Pouch Underwear (Beutelunterwäsche), bei der in der Männerunterhose die Genitalien vom Rest des Körpers abgeschottet werden, erlebte einen kleinen Boom.

V wie Verlierer: Die Fitnessstudios in Deutschland verloren in der Corona-Krise sehr viele Mitglieder - mindestens ein Viertel der bislang etwa 12 Millionen, wie es vom DSSV hieß. Der Arbeitgeberverband deutscher Fitness- und Gesundheits-Anlagen fürchtet einen weiteren Abwärtstrend wegen 2G und 3G.

W wie Workation und Wohnmobil: War zwar beides 2020 schon Thema, passte aber im ausgeruhteren Corona-Jahr 2021 mit seiner Impfmöglichkeit besser: Wer es sich erlauben konnte, arbeitete einfach an einem Urlaubsort (work + vacation = workation). Oder reiste mit Freiheitsgefühl im Wohnmobil herum - deren Markt boomte.

Alles kann „Zero“ sein

X wie Xylophobie: Fachbegriff für die Angst vor Holz im Mund, etwa bei Eis-Stielen, Kochlöffeln oder auch Trinkhalmen. Anfang Juli griff das europaweite Verkaufsverbot von Einweg-Kunststoffartikeln, zu denen zum Beispiel die oft bunt gestreiften Plastikstrohhalme zählen. Statt Holzhalmen werden nun aber auch öfter Makkaroni gereicht.

Y wie Youtube-Nachbarinnen: Helga und Marianne sind zwei norddeutsche Figuren von Comedian Freshtorge, die mit ihren teils absurden Pläuschchen am Gartenzaun („Mook Dat“) Hunderttausende amüsierten.

Z wie Zero: Size Zero war gestern. Heute ist mit dem Wort Zero (null) kein Dünnseinmüssen mehr gemeint, sondern Engagement mit radikaler Strategie - etwa „Zero Waste“, „Zero Covid“, „Zero Hunger“.