Das berühmte Wembley-Tor vom 30. Juli 1966: der Schuss des Engländers Geoff Hurst (nicht im Bild) knallt von der Latte auf den Boden. Der deutsche Torhüter Hans Tilkowski schaut dem Ball nach. Foto: dpa

Der Fußballklassiker Deutschland gegen England weckt bei manchen Leserinnen und Lesern Erinnerungen. Zum Beispiel bei Helmut Stoll, dessen Familie 1966 in Wembley – fast – dabei gewesen ist.

Stuttgart/Herrenberg - Anlässlich des EM-Spiels EnglandDeutschland am Dienstagabend (18 Uhr) geben wir Helmut Stoll aus Herrenberg in unserer Kolumne „Auf gut Schwäbisch“ das Wort. Er erzählt „von vier Schwarzwäldern im Londoner Wembley-Stadion bei der Weltmeisterschaft 1966“:

„Mein verstorbener Vater, Jahrgang 1933, war Dampflokführer und kam aus einer Bierstadt im Schwarzwald. Er war Trompeter im örtlichen Musikverein und außerdem ein großer Fußballfan. Als 1966 bei der Fußballweltmeisterschaft Deutschland im Endspiel gegen England stand, fuhr er mit Frau und zwei meiner Geschwister nach London. Natürlich mit Bahn und Schiff, damals gab es noch Freischeine für die Bahn.

Selbstbewusstes Auftreten an der Wembley-Kasse

Zu seiner Tochter, damals elf Jahre alt, sagte er: ,Du musst übersetzen!‘; sie hatte in der Schule gerade mal ein Jahr Englisch gehabt . . . Nach der Ankunft im Stadion stellte er fest, dass das Endspiel ausverkauft war; für das Spiel um Platz 3 Portugal – Sowjetunion es aber noch Plätze gab. Daraufhin fragte der Vater seine Tochter: ,Was heißt 2 Eintrittskarten für Erwachsene und 2 für Kinder auf Englisch?‘ Das wusste sie nicht. Nach einigen Übersetzungsversuchen wusste sie immerhin, was klein (little) und groß (big) heißt. Mit diesem Sprachschatz ausgestattet ging der selbstbewusste Vater an die Wembley-Kasse und bestellte auf Schwarzwälder Englisch ,,two little and two pig‘, was soviel heißt wie 2 Kleine und 2 Schweine. Diese Bestellung sprach sich unter den Kartenverkäufern schnell herum, woraufhin meine Familie beim Vorbeilaufen herzlich gegrüßt wurde.

Nachdem Deutschland in der Verlängerung 4:2 verloren hatte, fanden es die vier Schwarzwälder auch gar nicht mehr so schlimm, dass sie nicht dabei gewesen waren. Das Spiel Portugal gegen die Sowjetunion endetet übrigens 2:1.“