Farbe statt grauem Beton: Junge Menschen haben den Jugendplatz im Stadtpark in ein buntes Kunstwerk verwandelt. Die Aktion stärkte auch Selbstbewusstsein und Zusammenhalt.
Peace und Respekt – diese beiden Worte zieren seit einigen Wochen gut sichtbar den Jugendplatz im Leonberger Stadtpark. Sie stehen sinnbildlich für das, was diesen Ort ausmacht: Es soll ein friedlicher Treffpunkt sein, an dem junge Menschen sich auf Augenhöhe begegnen. Der Jugendplatz wurde im Sommer 2023 auf Initiative des Jugendforums errichtet. Seither dient er als Rückzugsort und Begegnungsfläche für Jugendliche – es ist ein geschützter Raum, in dem sie ohne Aufsicht von Erwachsenen ihre Freizeit gestalten können.
Im vergangenen Jahr war ein Grillabend auf dem Jugendplatz organisiert worden, um weitere Ideen zu sammeln, wie er genutzt werden kann. Dabei wurde ein Anliegen deutlich: Die Jugendlichen wollten den Platz optisch aufwerten. Statt der tristen, grauen Betonwände sollte ein Kunstwerk entstehen. Der Wunsch: mehr Farbe, mehr Ausdruck, mehr Persönlichkeit.
Arbeit bis in den Abend
Mit der Hilfe des Stadtjugendreferates und der mobilen Jugendarbeit wurde das Projekt umgesetzt. Vom 13. bis zum 15. Mai ging es in diesem Jahr mit Pinseln, Farbe und ganz viel Eifer zur Arbeit. Zum Auftakt kamen rund 60 Jugendliche. „Das gute Wetter sowie das gemeinschaftliche Grillen am Nachmittag lockte viele neue Leute an“ erzählt Thomas Gähr von der Waldhaus Jugendhilfe. „Wichtig war es für uns, einen offenen Raum für Jugendliche zu schaffen, um eine möglichst breite Zielgruppe anzusprechen.“
In den folgenden Tagen kristallisierte sich eine engagierte Stammgruppe heraus, die bis in die Abendstunden an ihrem Werk arbeitete. Der Jugendplatz verwandelte sich Stück für Stück in ein Kunstwerk – lebendig, persönlich, ausdrucksstark. „Ich finde, man kommt viel lieber hierher, wenn man weiß, dass die eigene Kunst hier zu sehen ist“, sagt eine Teilnehmerin stolz.
Neben dem eindrucksvollen Graffiti mit den Leitwerten Peace und Respekt gibt es noch weitere künstlerische Höhepunkte: Die Umrisse von Leonberg schmücken die Sitzbänke, und ein paar bunte Flügel laden zum Fotoshooting ein. Besonders ins Auge fällt der Schriftzug „The past is over, so live today“, der ebenfalls an die Sitzbänke gesprüht wurde, was übersetzt heißt: Die Vergangenheit ist vorbei, also lebe heute. Eine Jugendliche, die erst kürzlich ihre Abiturprüfungen geschrieben hat, sagt dazu: „Nach der stressigen Prüfungszeit war dieser Satz für mich wie ein Durchatmen. Ich wünsche mir, dass auch andere hier Ruhe finden und einfach loslassen können.“
Kunst wird lebendig
Um Ideen der Jugendlichen kreativ umzusetzen, wurde das Projekt von Mouna Bouafina begleitet. Sie ist Co-Gründerin von „Gute Wolke LLC“, einer Organisation, die kreative Erfahrungsräume für Jugendliche gestaltet. Selbstbewusstsein und künstlerische Freude sollen gleichermaßen gefördert werden. „Es war für mich ein absolutes Herzensprojekt“, sagt die Künstlerin. „Ich liebe es, wenn junge Menschen erleben, dass ihre Ideen zählen, und dass sie etwas bewegen können. Für mich ist das genau der Moment, in dem Kunst lebendig wird.“
Das Projekt, das jetzt mit einer kleinen Einweihungsfeier abgeschlossen wurde, wird als großer Erfolg gewertet. Auch Erwachsene und junge Menschen, die nicht aktiv mitgewirkt haben, sind beeindruckt. „Der Ort ist jetzt als Jugendplatz in den Köpfen von Leuten, das ist eine sehr schöne Entwicklung“, sagt Teresa Tellini von der mobilen Jugendhilfe in Leonberg. Ob das Projekt eine Neuauflage bekommt? Zumindest die Jugendlichen wären angetan: „Als nächstes ist dann der Tisch hier an der Reihe“, sagt ein Mädchen.