Bahninfrastrukturvorstand Berthold Huber (links) und Regionalpräsident Thomas Bopp verschaffen sich einen Überblick über die S-21-Baustelle. Foto: Lichtgut//Leif Piechowski

Beim 30. Lenkungskreis von Stuttgart 21 haben sich alle Seiten dazu bekannt, den weiteren Tunnelbau schonend zu gestalten – auch um Klagen, die das Vorhaben verzögern könnten, zu vermeiden.

Knapp drei Jahre vor der anvisierten Inbetriebnahme von Stuttgart 21 im Dezember 2025 bleibt die Bahn beim Terminplan und auch bei der Kostenprognose. Der neue Stuttgarter Bahnknoten wird nach wiederholten Kostensteigerungen mittlerweile auf rund 9,2 Milliarden Euro taxiert. Beide Zahlen habe die Bahn trotz „peinlicher und investigativer Nachfrage“, wie es OB Frank Nopper (CDU) formulierte, bei der jüngsten Lenkungskreissitzung der Projektpartner, bestätigt.

Das Bahnhofsdach wird später fertig

All zu lange kann die Fragerunde, bei der erstmals der im Juli ins Amt gekommene Bahninfrastrukturvorstand Berthold Huber den übrigen Projektpartnern Antworten liefern musste, allerdings nicht gegangen sein. Die Runde um Nopper, Huber, Landesverkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) und Regionalpräsident Thomas Bopp (CDU) war weit früher fertig, als es der Terminplan vorgesehen hatte. Es sei eine „vergleichsweise einfache Sitzung ohne kontroverse Fragen“ gewesen, gab Hermann anschließend zu Protokoll. Am Flughafen allerdings sind beim Bau der Station mittlerweile elf Monate Verzug aufgelaufen, die es wieder einzuholen gilt. Beim Bau des Bahnhofsdachs vermeldet die Bahn einen Verzug von zwei Monaten gegenüber der bisherigen Terminplanung. Dies habe aber keine Auswirkung auf die geplante Inbetriebnahme, sagt die Bahn.

Die Runde formulierte eine Forderung in Richtung Berlin. Der geplante Pfaffensteigtunnel, der einmal den Flughafen mit der Gäubahnstrecke bei Böblingen verbinden soll und einen Teil der S-21-Pläne in diesem Bereich ersetzt, solle weiterhin Gegenstand der Gespräche im Lenkungskreis sein, auch wenn er ein Projekt des Bundes sei. Zudem unterstrichen die Teilnehmer des Lenkungskreises, dass beim Bau der gut elf Kilometer langen Röhren so wenig wie möglich in die Filderlandschaft eingegriffen werden dürfe.

„Das sind wertvolle Böden, die wir für eine stadtnahe Landwirtschaft brauchen“, sagte Hermann. Er habe Verständnis für den sich auf den Fildern formierenden Protest. Dem Vernehmen nach will Hermann den Kontakt zu betroffenen Landwirten suchen. Der Minister appellierte an die Bahn, die ohnehin schon in Anspruch genommene Baustellenfläche beim Flughafen auch für den Bau des Pfaffensteigtunnels zu nutzen. „Was wir nicht brauchen, ist mehrere Jahre Prozesse führen, ehe gebaut werden kann“, sagte Hermann. Bahnvorstand Huber versicherte, die Bahn habe „jedes Interesse, so wenig Flächen wie möglich zu verbrauchen“.

Neue S-Bahnführung ab Herbst 2025

Während der Pfaffensteigtunnel noch in den Planungen steckt, ist die Neubaustrecke zwischen Wendlingen und Ulm fertig und geht im Dezember in Betrieb. Die Fahrzeit im Fernverkehr zwischen Stuttgart und Ulm reduziert sich um eine knappe Viertelstunde, im Regionalverkehr gibt es eine Anbindung der mittleren Alb über den neuen Bahnhof in Merklingen. Huber unterstrich nochmals die Bedeutung der neuen Infrastruktur, die ein größeres Zugangebot zwischen Stuttgart und München ermögliche und „ein wichtiger Schritt in Richtung 30-Minuten-Takt zwischen diesen Städten ist“.

An Regionalpräsident Thomas Bopp blieb es, den Blick noch weiter nach vorne zu richten. Die geänderte S-Bahnführung bei Stuttgart 21 mit neuer Haltestelle Mittnachtstraße werde bereits im Herbst des Jahres 2025 in Betrieb gehen.