Blick auf die Baustelle: DB-Vorstand Berthold Huber (li.) lässt sich von Regionalpräsident Thomas Bopp Details des Projekts Stuttgart 21 erläutern. Foto: Lichtgut/Leif Piechowski

Für Stuttgart 21 hat die Bahn AG inzwischen 7,44 Milliarden Euro verplant, die Inbetriebnahme trotz Verzögerungen und Materialengpässen Ende 2025 sein.

Die Deutsche Bahn AG will beim Bau des Pfaffensteigtunnels zwischen Böblingen und dem Landesflughafen keine Zeit verlieren. Der Vorstand des Konzerns hat die nächste Planungsphase beschossen. „Wir wollen alles dafür tun, dass wir den Tunnel schnell bauen“, sagte Berthold Huber, seit vier Monaten Infrastrukturvorstand der DB AG, am Freitag in Stuttgart.

Huber nahm erstmals an einem Treffen des Lenkungskreises für das Projekt Stuttgart 21 teil. Der Pfaffensteigtunnel soll den bisher geplanten Anschluss der Gäubahnzüge (aus Zürich und Singen) an den Flughafen über die bestehenden S-Bahngleise ersetzen. Die beiden Röhren sind mit einer Milliarde Euro veranschlagt und sollen mit zwei Tunnelbohrmaschinen gegraben werden. Das Geld kommt größtenteils vom Bund, aus dem S-21-Budget fließen 270 Millionen Euro. Die Bahn sucht inzwischen Ingenieure für diesen Tunnelbau und will nach einem DB-Partnerschaftsmodell frühzeitig Baufirmen und Industrie einbinden, ein Projektmanagement wurde ausgeschrieben.

Kritik an Flächenverbrauch

Kritikpunkt in der Lenkungskreissitzung war der Flächenverbrauch für den Tunnel. Die Bahn plant ein größeres Baufeld für die Maschinen auf der Plieninger Seite der A 8. Man habe „kein Interesse daran, dass neue Flächen in Anspruch genommen werden“, sagte Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne), der damit Verständnis für die Kritik von Landwirten zeigte. Auch wolle man Einwände gegen den Bau möglichst vermeiden. Die Bahn kennt deren Folgen: Mehrjährige Klagen teils durch mehrere Instanzen hatten Stuttgart 21 mehrfach aufgehalten. Huber sagte, man habe „jedes Interesse daran, dass man sich einigt und möglichst wenig Fläche verbraucht.“ Auch Stuttgarts OB Frank Nopper (CDU) appellierte, Flächen zu schonen.

Mehr Züge durch neue Strecke

Bei Stuttgart 21 sieht Huber den Bau weit fortgeschritten. Das Augenmerk werde nun „verstärkt auf der Inbetriebnahme liegen“, die für Ende 2025 vorgesehen ist. Zunächst aber geht am 11. Dezember 2022 die Neubaustrecke Wendlingen–Ulm ans Netz. Dort könne nun auf beiden Gleisen mit 250 Kilometer pro Stunde gefahren werden, informiert Huber, der „ein Viertel mehr Züge als heute“ durch die neue Stecke versprach.

Digitalisierung beginnt

Bei S 21 hat die Bahn inzwischen Aufträge für 7,44 Milliarden Euro vergeben, 9,15 Milliarden wurden vom DB-Aufsichtsrat freigegeben. Die Versorgungslage bei diversen Baustoffen ist schwierig, Preissteigerungen lägen aber im Rahme der Erwartungen, so die DB, bisher sei die Aussage, dass die Finanzpuffer ausreichten, so Hermann. Verzögerungen bei der Schließung des Dachs des Tiefbahnhofs würden sich nicht auf die Inbetriebnahme auswirken, schreibt die DB in ihrer Vorlage an den Lenkungskreis, in der allerdings teils auch von noch nötigen Beschleunigungen und Teilinbetriebnahmen die Rede ist. Der Rohbau der Bahnhofshalle soll Ende 2023, der Innenausbau Ende 2024 fertig sein. Es bleibe „aus heutiger Sicht“ bei der Inbetriebnahme Ende 2025, referierte Nopper die Aussagen der Bahn-Experten aus dem Lenkungskreis.

Wichtig für das neue Gesamtsystem und dessen Leistungsfähigkeit ist die Digitalisierung von Fahrweg und Fahrzeugen. Bei den Zügen der S-Bahnflotte laufe sie an, informierte Regionalpräsident Thomas Bopp, die Finanzierung durch den Bund sei inzwischen „weitestgehend gesichert“.