Doku-Festival-Chefin: Irene Klünder. Foto: SWR / Patricia Neligan

Für alle, die sich für Filme statt für Fußball interessieren: Das SWR Doku Festival wartet in der Stuttgarter Innenstadt vom 18. bis 22. Juni mit berührenden Filmen zu Themen unserer Zeit auf. Die Leiterin Irene Klünder rät zu einer Entdeckungsreise.

Kommenden Dienstag startet das SWR Doku Festival mit mehr als 30 Dokumentarfilmen, zum Abschluss wird der Deutsche Dokumentarfilmpreis verliehen. Die Leiterin des Festivals, Irene Klünder wirbt für das Format auch zum Erwerb von Medienkompetenz.

Frau Klünder, Sie veranstalten das SWR Doku Festival während der Fußball EM mitten in der Stadt. Ist das kein Risiko was Ihre Besucherzahlen angeht?

Es ist zugleich Risiko wie auch Chance: Risiko, dass der Fußball alles an Aufmerksamkeit aufsaugt. Chance, weil viele Menschen in der Stadt sind und so leicht den Weg zum SWR Dokufestival finden können. In der Abwägung sollte man zudem betrachten, dass es auch viele Menschen gibt, die sich nicht für Fußball interessieren und sehr froh über ein Angebot sind, bei dem sie großartige Dokumentarfilme im Kino auf großer Leinwand mit tollem Sound sehen können.

Die Bandbreite der Themen beim diesjährigen Festival ist sehr groß. Was sind Ihre persönlichen Film-Empfehlungen?

Richtig, die Bandbreite ist sehr groß - sowohl bei den nominierten Filmen wie auch bei Filmen außer Konkurrenz. Ich denke, jeder und jede wird einen oder mehrere Filme finden, die ihn oder sie tief berühren und bereichert das Kino verlassen lässt. Deswegen will ich auch nichts empfehlen, damit die Menschen sich in unserem Programm auf ihre persönliche Entdeckungsreise begeben.

Glauben Sie, dass der Dokumentarfilm durch Social-Media und Fake News an Bedeutung gewinnt? Anders formuliert: Sind Dokumentarfilme heutzutage wichtiger geworden als vor etwa 10, 20 Jahren?

Ich kann nicht sagen, ob sie wichtiger geworden sind, weil Filme in ihrer jeweiligen Zeit oft schon von großer Bedeutung waren. Was sich allerdings verändert hat, ist die Rezeption von Bewegtbild durch Social Media. Dort sind es kurze Bilder-Häppchen, oft ohne gründliche Recherche, anfällig für sogenannte „fake news“. Dokumentarfilme sind der absolute Kontrast dazu. Oft in jahrelanger, mühevoller Arbeit entstanden. Sie stehen damit in völligem Gegensatz zu den Social Media Reels etc. Ja, vielleicht sind sie dadurch auf eine neue Art wichtiger denn je.

Haben Sie einen Rat für junge Menschen, die sich professionell mit Dokumentarfilmen beschäftigen?

Mit Dokumentarfilmen kommt man selten zu schnellem oder großem Ruhm oder gar Geld. Jedoch erlebt man persönlich unendlich viel Bereicherndes. Das ist wunderschön. Davor aber steht Recherche, Recherche, Recherche. Wenn ich also überhaupt in der Position bin zu raten, dann würde ich zu langem Atem raten, nicht zu früh aufzugeben oder ungeduldig zu werden.

Sie sprechen mit der Doku-Klasse pädagogisch Kinder und Jugendliche an. Was kann man sich darunter vorstellen?

Dokumentarfilme zeigen Geschichten aus dem wahren Leben in dramaturgisch gestalteter Form im Film und eignen sich daher besonders gut für den Erwerb von Medienkompetenz. Bei unseren Workshops können die Schülerinnen und Schüler zudem hinter die Kulissen blicken und lernen, wie sie selbst Dokufilme erstellen können. Zur Doku Klasse sind alle Schulklassen aus dem Großraum Stuttgart eingeladen und können sich je nach Verfügbarkeit der Angebote über ihre Lehrkraft anmelden. In diesem Jahr werden es rund 550 Schülerinnen und Schüler sein, die ins Kino gehen oder an den Workshops teilnehmen.

Programm

Termine und Filme
gibt es unter https://www.swr.de/swr-doku-festival/index.html