Das Rebhuhn wird immer seltener. Dieses Tier wurde im zoologisch-botanischen Garten Wilhelma fotografiert. Foto: dpa/Sina Schuldt

Zum Schutze des Rebhuhns soll die Stadt Waiblingen beim Landratsamt einen teilweisen Leinenzwang für Hunde forcieren. Aber auch die Landwirte spielen eine wichtige Rolle.

Das Rebhuhn kämpft ums Überleben – in Baden-Württemberg gilt es als vom Aussterben bedroht. Auf Waiblinger Markung sieht es kaum besser aus. Immerhin gibt es nach den Erkenntnissen eines beauftragten Fachbüros noch sieben, eventuell acht sogenannte Reviere, in denen die Vögel leben. Allerdings, so stellen die Fachleute klar, finden die Vögel kaum geeignete Lebensbedingungen: „Sie können durch das mangelnde Brutplatzangebot sowie durch Nahrungsengpässe keine bis kaum Reproduktion betreiben“, heißt es im Bericht des beauftragten Büros für Tier- und Landschaftsökologie.

Dessen Mitarbeiter Etienne Bürthel hat im Ausschuss für Bildung, Soziales und Verwaltung die Ergebnisse seiner Rebhuhnerfassung in Waiblingen erläutert. Er bekräftigte, dass Maßnahmen zum Schutz des Rebhuhns trotz aller Widrigkeiten Sinn machten. Immerhin gebe es in Waiblingen im Gegensatz zu manch anderem Ort noch einen – wenn auch sehr geringen – Bestand an Rebhühnern. Die Hennen legten zwischen sieben und 21 Eiern, erläuterte Bürthel: „Bei zwei guten Jahren kann der Bestand also wieder hochschnellen.“ Positiv auswirken könne sich in Waiblingen die Tatsache, dass sich die Stadt Fellbach in Kooperation mit Landwirten, Naturschützern und dem Landratsamt seit einigen Jahren im Zuge des Lenkungskreises Rebhuhn Schmidener Feld, um den Schutz von Rebhühnern bemühe. „Wenn sich diese Bemühungen ergänzen, kann man eventuell eine Trendwende einleiten“, sagte Etienne Bürthel.

Rebhuhn braucht Ackerflächen, die mehrere Jahre brachliegen

Was ist zu tun? Klar ist, dass der Hauptgrund für das Aussterben des Vogels die intensive Bewirtschaftung durch die konventionelle Landwirtschaft ist. Statt vieler kleiner Parzellen prägen wenige große Ackerflächen die Landschaft. Die vom Rebhuhn bevorzugten Grenzbereiche sind fast verschwunden. Laut Bürthel überleben mehr als die Hälfte der Hennen das Ausbrüten nicht, 80 Prozent der getöteten Vögel fielen dem Fuchs zum Opfer. „Ein Fuchs, der nur eine Grenzlinie entlanglaufen muss, findet schneller ein Huhn, als einer, der viele Grenzen ablaufen muss.“

Experte: Projekt steht und fällt mit Engagement der Landwirte

Brachflächen sind wichtige Lebensräume für das Rebhuhn. Es wäre also dringend nötig, dass manche Äcker nicht bewirtschaftet werden, und zwar über mehrere Jahre, betonte Bürthel. Auch rät er zum Verzicht auf Pflanzen- und Insektenschutzmittel, denn diese „verringern Studien zufolge die Überlebensrate von Jungvögeln drastisch, was fatale Folgen für die Nachwuchsrate von Rebhühnern beinhaltet“. Der Projektleiter Jürgen Deuschle ergänzte: „Das Projekt steht und fällt damit, dass Landwirte sich engagieren. Sie müssen Flächen zur Verfügung stellen. Ohne das wird es nicht funktionieren.“

Wie die Stadt Landwirte für das Projekt gewinnen könnte, war bei der Debatte kein Thema. Vielmehr diskutierte das Gremium einmal mehr über eine Leinenpflicht für Hunde. Mit dem Antrag, einen Leinenzwang für die gesamte Gemarkung durchzusetzen, war die Freie Wähler-Fraktion im Jahr 2021 gescheitert. Für den abgewandelten Vorstoß, diese Leinenpflicht für bestimmte Gebiete auszusprechen, gab es jedoch viel Zuspruch. Der Vorschlag werde zwar „viele böse Leserbriefe“ nach sich ziehen, mutmaßte Dagmar Metzger (Alternative Liste), das dürfe jedoch nicht von der Maßnahme abhalten. Und Hermann Schöllkopf (CDU) argumentierte angesichts der auf einem Teil der Fellbacher Markung geltenden Leinenpflicht: „Wenn Fellbach das geschafft hat, wieso können wir das nicht auch?“

Das Landratsamt wäre für Leinenpflicht zuständig

Für eine Leinenpflicht oder Betretungsverbote sei das Landratsamt zuständig, erklärte Stephanie Rauschenberger von der Stadt. Dieses könne eine solche durch Erlass einer Allgemeinverfügung anordnen, was seitens des Landratsamtes derzeit aber nicht geplant sei. Das kommunale Ordnungsamt könne im Einzelfall aber einen Leinenzwang verhängen, was bei wildernden Hunden auch gemacht werde.

Auf Wunsch der Mitglieder des Ausschusses soll Waiblingen regelmäßig am Lenkungskreis Rebhuhn Schmidener Feld teilnehmen. Zudem soll die Verwaltung einen Vorstoß beim Landratsamt machen und eine Leinenpflicht in den identifizierten Rebhuhnrevieren forcieren. Den Leinenzwang solle es außerdem im Naturschutzgebiet Unteres Remstal geben, hieß es – dort waren bei der Erfassung allerdings keine Rebhühner entdeckt worden.