Verhütungsmethoden gibt es viele, aber welche sind zu empfehlen? Foto: Adobe Stock/JPC-PROD

Möchte eine Frau Sex haben, ohne dabei ungewollt schwanger zu werden, dann kommt sie an Verhütungsmitteln nicht vorbei. Welche unterschiedlichen Methoden es gibt und warum der Coitus interruptus nicht dazu gehört, erklärt die Gynäkologin Jutta Böhmler-Hahn.

Stuttgart - Von natürlich bis hormonell. Von sicher bis unsicher oder von einfach bis kompliziert: Verhütungsmethoden gibt es mittlerweile wie Sand am Meer. Da muss sich Frau erst einmal durch die zahlreichen Möglichkeiten kämpfen, wenn sie nicht schwanger werden möchte. Denn Verhütung ist und bleibt in der Regel Frauensache.

Auch, wenn die Pille immer mehr an Beliebtheit verliert, bleibt sie die häufigste Empfängnisverhütung. Gefolgt von Kondomen und der Spirale. Doch die wirklich passende Methode zu finden, ist nicht immer einfach. Lebensumstände, Gesundheit oder andere Faktoren spielen dabei keine unwichtige Rolle. Grundsätzlich kann man die Verhütungsmittel in hormonfrei, hormonell und Notfall unterscheiden. Ein Überblick:

Die meisten der hormonfreien Verhütungsmittel haben sich auf Dauer nicht durchsetzen können oder sind einfach zu unsicher. Ausgenommen das Kondom, das den Vorteil hat, nicht nur vor ungewollten Schwangerschaften zu schützen, sondern auch vor Geschlechtskrankheiten. Dennoch scheinen auch Kondome eine innere Uhr zu haben und reißen immer genau dann, wenn die Frau fruchtbar ist.

Natürliche Familienplanung

Wie der Name schon vermuten lässt, steht hier weniger die Verhütung im Vordergrund, sondern viel mehr das Kinderkriegen. Dennoch kann mit der Kalender- und Temperaturmethode auch eine Schwangerschaft verhindert werden – wenn man es genau und lange genug macht. Dazu wird die Basaltemperatur gemessen, der Zervixschleim beobachtet und ein Zykluskalender geführt. So können die fruchtbaren Tage rund um den Eisprung ermittelt werden. Sicher ist diese Methode allerdings nicht und erfordert zudem viel Disziplin.

Diaphragma

Das Diaphragma wird auch als Kondom für Frauen bezeichnet, aber heute kaum noch verschrieben. Der Kunststoffring, der mit Silikon überspannt ist, wird zusätzlich mit Spermiziden eingecremt und dann in die Scheide eingeführt und über den Muttermund gestülpt. Das Diaphragma und die Creme sollen so verhindern, dass Spermien und Eizelle zusammentreffen. Leider ist das Einsetzen nicht ganz einfach, da Frauen in der Regel gar nicht an ihren Muttermund herankommen. Wie sollen sie dann fühlen, ob es richtig sitzt? So richtig romantisch ist die Angelegenheit auch nicht. Außerdem reicht schon ein Spermium, das sich irgendwie doch durchgeschlängelt hat, für eine Schwangerschaft aus. Und Vorsicht: Cremes oder Zäpfchen mit Spermiziden greifen auch Kondome an.

Vaginalkondom

Im Prinzip funktioniert das Vaginalkondom wie das für den Mann – so wirklich durchgesetzt hat es sich aber nie. Denn die Handhabung ist deutlich unpraktischer. Das Kondom hat an beiden Enden flexible Ringe. Das geschlossene Ende wird tief in die Scheide eingeführt, damit der Muttermund bedeckt ist, das offene Ende wird über die Schamlippen gelegt, damit es beim Sex nicht verrutscht. Nach dem Sex wird es samt Sperma herausgenommen und entsorgt.

Hormonfreie Spirale

Bei der Spirale ohne Hormone gibt es verschiedene Modelle aus Kupfer, Silber oder Gold. Sie wirken allerdings alle gleich: Als Fremdkörper in der Gebärmutter, der das Einnisten einer Eizelle unmöglich macht. Die Spirale wird von einem Gynäkologen durch den Muttermund in die Gebärmutter eingesetzt – dies kann durchaus schmerzhaft sein. Dort kann sie dann – wenn sie richtig sitzt und es zu keinen Beschwerden kommt – je nach Modell zwischen drei und zehn Jahren bleiben. Viele Frauen berichten aber von stärkeren Monatsblutungen- und Beschwerden. Manche Männer meinen, sie können die Spirale beim Sex spüren, das ist allerdings Unsinn. Eine Spirale kann man nur dann spüren, wenn sie zu tief sitzt und dann sollte man zum Arzt.

Ob Pille oder Hormon-Spirale: Hormonelle Verhütung ist noch immer sehr beliebt. Nicht nur, weil die Methoden sehr sicher sind, sondern meist auch recht unkompliziert. Der Trend scheint zwar gerade etwas von Pille und Co. wegzugehen, dennoch darf man hormonelle Verhütung nicht verteufeln und auch nicht vergessen, dass sie uns Frauen sehr viel Autonomie verschafft hat.

Vaginalring

Auch, wenn man es denken könnte, der Vaginalring wirkt nicht nur lokal. Er gibt ähnlich wie eine Mikropille Hormone frei, die den Eisprung verhindern. Der Vorteil ist, dass der Ring mit einer sehr geringen Dosis an Hormonen auskommt. Der Ring wird wie ein Tampon in die Scheide eingesetzt und kann dort 21 Tage liegen blieben. Daher haben Frauen oft weniger das Gefühl, sich mit Hormonen zu vergiften. Der Nachteil ist allerdings, dass der Ring seine Wirkung verlieren kann, beispielsweise, wenn er falsch gelagert wird. Eigentlich sollte er auch beim Sex nicht zu spüren sein, es gibt allerdings ganz besonders empfindsame Menschen, die den Vaginalring als störend empfinden.

Hormonspirale

Die Hormonspirale wird wie ihre hormonfreie Variante in die Gebärmutter eingelegt. Doch im Gegensatz dazu gibt sie stetig Gestagen-Hormone ab. Auch die Hormonspirale gibt es in verschiedenen Ausführungen, die zwischen drei und fünf Jahren in der Gebärmutter bleiben können. Allerdings ist das Legen der Spirale sehr schmerzhaft. Doch danach muss man sich um die Verhütung keine Gedanken mehr machen. Durch die Hormonabgabe verändert sich der Schleim im Gebärmutterhals und die Spermien kommen schlechter an ihr Ziel. Man geht aber davon aus, dass der Eisprung nicht gehemmt wird. Stattdessen wird die Gebärmutterschleimhaut nicht richtig aufgebaut, was einem befruchteten Ei die Einnistung unmöglich macht.

Viele Frauen bluten mit einer Hormonspirale auch nicht mehr oder nur noch ganz schwach. Und, man kann sie auch bei stillenden Frauen legen.

Drei-Monats-Spritze

Eine Verhütungsmethode, die eigentlich nur noch bei Frauen angewandt wird, die auf keinen Fall schwanger werden sollten, aber mit anderen Verhütungsmethoden nicht verantwortungsvoll umgehen können. Denn die Spritze ist eine wahre Hormon-Bombe, quasi die Pille in hochdosiert. Immerhin müssen die Hormone, die den Eisprung verhindern, für drei Monate halten. Diese Methode ist wirklich nicht mehr zeitgemäß, da es viel bessere und Alternativen gibt.

Antibaby-Pille

Die klassische Anti-Baby-Pille ist die gängigste Verhütungsmethode und bei korrekter Anwendung auch die sicherste. Die Pille wird dabei 21 Tage lang oral eingenommen, gefolgt von einer siebentägigen Pause samt Menstruation. Dabei wirken die Hormone Östrogen und Gestagen. Sie schicken die Eierstöcke quasi in den Urlaub, denn einen Eisprung gibt es durch die tägliche Einnahme nicht mehr. Zudem wird die Gebärmutterschleimhaut nicht aufgebaut, was ein Einnisten einer Eizelle unmöglich macht. Auch der Zervixschleim wird dicker. Dadurch kommen die Spermien gar nicht erst bis ans Ziel.

Positiv ist auch, dass die Pille für einen regelmäßigen Zyklus sorgt und bei Akne- oder Regel-Beschwerden helfen kann. Dennoch darf man die möglichen Nebenwirkungen wie Thrombose oder Embolien nicht außer Acht lassen.

Gestagen-Pille

Im Gegensatz zur klassischen Pille enthält die Gestagenpille (oder auch Minipille) – wie der Name schon sagt – nur Gestagen. Sie wird durchgehend ohne Pause und am besten täglich zur selben Uhrzeit eingenommen und sorgt so dafür, dass der Schleim im Gebärmutterhals für Spermien undurchdringbar wird. Die Minipille wird vor allem bei Frauen mit Thromboseerkrankungen, starkem Übergewicht oder auch Raucherinnen verschrieben, da die Nebenwirkungen geringer ausfallen, als bei Pillen mit Östrogen. Vorteil ist auch, dass die Regelblutung meist ausbleibt und auch stillende Frauen durch diese Methode verhüten können. Dennoch verlangt die Einnahme große Disziplin. Schon nach drei Stunden Verspätung ist der Verhütungsschutz gefährdet.

Falls es mit den Verhütungsmethoden nicht so ganz geklappt hat (Pille vergessen, Kondom gerissen, etc.) oder gänzlich auf Verhütung verzichtet wurde, gibt es noch die Notfallverhütung. Diese ist aber wirklich nur für den Notfall gedacht und sollte sich nicht als dauerhafte Methode etablieren.

Pille danach

Die Pille danach kann keine bereits bestehende Schwangerschaft beenden. Daher muss sie auch so schnell wie möglich nach dem Sex eingenommen werden. Hat bereits ein Eisprung stattgefunden, so ist sie wirkungslos. Denn die Pille danach hemmt die Follikelreifung und verschiebt oder verhindert so den Eisprung. So sollen die Spermien absterben, bevor sie auf die Eizelle treffen können.

Spirale „danach“

Ist es bereits zu einem Eisprung gekommen, kann nur noch die Spirale „danach“ helfen, dass sich die befruchtete Eizelle nicht einnisten kann. Dabei handelt es sich eigentlich um die gewöhnliche hormonfreie Spirale. Daher ist diese Notfallverhütung auch etwas aufwendiger, da sie von einem Gynäkologen eingesetzt werden muss. Das geht allerdings noch bis zu fünf Tage nach dem ungeschützten Sex. Die Spirale verhindert dann als Fremdkörper das Einnisten der Eizelle und kann sogar bis zu fünf Jahren in der Gebärmutter als Verhütungsmethode liegen bleiben.

Grundsätzlich ist es in Sachen Verhütung wichtig, dass Frauen richtig und vollständig aufgeklärt werden. Nur so können sie selbst entscheiden, welche Methode für sie passt. Viele verteufeln hormonelle Verhütungsmittel, andere finden Kondome zu unsicher. Ich sage daher immer, dass man ja nicht ein Leben lang das eine Verhütungsmittel nehmen muss. Vielleicht passt ein paar Jahre die Pille und dann wechselt man zur Spirale. Wichtig ist nur, vertrauen Sie bitte keinen Mann, der meint, sein Sperma unter Kontrolle zu haben. Das geht meistens schief.

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