Der Gang zum Frauenarzt ist nicht immer angenehm – Angst brauchen Frauen aber nicht zu haben. Foto: shutterstock/ Kichigin/Kichigin

Der Besuch des Gynäkologen ist für Frauen ein regelmäßiger Pflichttermin. Worauf man dabei achten sollte, welche Vorbereitungen wichtig und welche Untersuchungen sinnvoll sind, erklärt Gynäkologin Jutta-Böhmler Hahn.

Stuttgart - „So, jetzt ziehen wir uns mal aus.“ Ein Satz den man als Frau beim Gynäkologen nicht hören und als Gynäkologe besser nicht sagen sollte. Aber im Ernst, es gibt einige Dinge, auf die man bei einem Frauenarztbesuch achten sollte – als Patientin und als Arzt.

Zu allererst ist eine Regelmäßigkeit enorm wichtig. Viele unterschätzen das und denken: Ach, ich habe keine Beschwerden, da wird auch nichts sein. Auch, wenn die Krankenkassen gerne einen Rhythmus von einem Jahr hätten, empfehle ich jedes halbe Jahr einen Termin zu vereinbaren.

Ich habe selbst schon erlebt, dass sich ein Abstrich in ein paar Monaten drastisch verändert hat. Vor allem junge Frauen sollten wegen der HPV-Infektion regelmäßig vorstellig werden. Das ist ein Thema, das nicht unterschätzt werden sollte. Zwar haben oder hatten 80 Prozent aller Frauen den sogenannten Zervix-Schnupfen und in 95 Prozent der Fälle heilt die Infektion auch ganz von selbst, in den restlichen fünf allerdings nicht. Und dann sollte schnell behandelt werden können.

Auch Frauen können sich auf den Termin vorbereiten

Bei Zwischenblutungen, Blutungen in der Menopause, sonstigen Beschwerden oder bei Vorerkrankungen sollten sich Frauen zudem nicht scheuen auch zwischendurch zum Gynäkologen zu gehen. Dabei ist es immer gut, einen Zykluskalender zu führen und diesen auch dabei zu haben. Damit sehen wir Ärzte auf einen Blick, wie es grundsätzlich mit dem Zyklus aussieht, ob alles normal ist oder etwas aus der Reihe fällt. Daher auch die Frage nach der letzten Periode.

Am wichtigsten ist es aber, sich im Vorfeld Gedanken zu machen und sich zu informieren: Welche erblich bedingten Erkrankungen gibt es in meiner Familie? Hatte zum Beispiel jemand in der Verwandtschaft Brustkrebs? Wenn eine Frau über bestimmte Erkrankungen Bescheid weiß, ist dem Arzt bei der nachfolgenden Untersuchung und bei künftigen Beschwerden schon viel geholfen. Daher sollten Beschwerden – seien sie im ersten Moment noch so unangenehm – nie vor dem Arzt verheimlicht werden.

Auch über die Art der Verhütung sollte man sich im Klaren sein – aber auch bereit, sich die Argumente des Gynäkologen anzuhören. Viele Frauen denken: Frauenärzte wollen eh immer nur die Pille verschreiben. Daher sprechen Sie ruhig an, was Ihnen vorschwebt und was Sie nicht möchten. Am Ende ist die Pille aber oft einfach das beste Verhütungsmittel.

Periode oder nicht – heute kein Problem mehr

Rasiert, nicht rasiert oder frisch geduscht und parfümiert: Viele Frauen machen sich vor einem Frauenarzttermin etliche unwichtige Gedanken. Ob eine Frau am Morgen geduscht hat oder ob die letzte Wäsche schon etwas länger her ist, den Unterschied riecht man als Gynäkologe schon, aber keine Sorge, man muss sich jetzt nicht zwingend direkt vor dem Termin tiefenreinigen.

Es ist heute auch nicht mehr wichtig, ob man seine Periode zum Zeitpunkt der Untersuchung hat oder nicht. Früher hat man während der Periode keinen Abstrich genommen. Dadurch, dass die meisten Frauen Tampons benutzen und sich die Abstrichtechnik gewandelt hat, geht das mittlerweile ohne Probleme. Deswegen muss keine Frau ihren Termin absagen oder verschieben.

Ultraschalluntersuchungen können sinnvoll sein

Über die Ultraschalluntersuchung des Unterbauchs – die Frauen aus eigener Tasche zahlen müssen – hört man viel Schlechtes. Es sei unnötig oder Geldmacherei. Doch ich sage, dass es sinnvoll ist, dies alle ein bis zwei Jahre machen zu lassen. Ja, es ist ärgerlich, dass die Krankenkassen das nicht bezahlen, obwohl sie es könnten, aber ein reiner Tastbefund ist nicht immer eindeutig. Wenn beispielsweise eine übergewichtige Frau vor mir liegt, brauche ich gar nicht erst anfangen abzutasten, da werde ich nichts erkennen können. Für Eierstockkrebs gibt es keine Früherkennung, nur über den Ultraschall bekommt man einen Anhaltspunkt, um gegebenenfalls früh reagieren zu können. Viele Frauen haben Zysten, die müssen nicht zwangsläufig bösartig sein, aber ohne Ultraschall kann ich keine Veränderungen sehen.

Das gleiche gilt auch für die Brust. Das Brustabtasten gehört bei jedem Frauenarztbesuch zur Untersuchung dazu. In manchen Fällen, beispielsweise bei sehr festen Brüsten, ist auch hier eine Ultraschalluntersuchung sinnvoll – gerade bei erhöhtem Brustkrebsrisiko. Viel wichtiger ist es aber, dass die Frauen das auch regelmäßig selbst machen. Denn es geht vor allem um Veränderungen, die erkannt werden müssen. Das kann die Frau – oder auch ihr Partner – am besten.

Am Ende geht es aber auch bei einem Frauenarztbesuch – ob mit oder ohne Ultraschalluntersuchung – immer darum, den Frauen mögliche Ängste zu nehmen. Und dabei kann der Ultraschall ein sinnvolles und hilfreiches Mittel sein.

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